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■ Digital-TVARD darf nicht in die Kapitänskajüte

Berlin (taz) – Der Streit um den Zugang von ARD und ZDF tobt trotz ersten Angeboten von Telekom und Bertelkirch an ARD und ZDF weiter. Die Öffentlich- Rechtlichen wollen, daß der Kirch- Decoder d-box, der die technische Plattform des künftigen Digital-TV bilden soll, ihren elektronischen Programmführer (EPG) zeigen kann – den „Clou“ ihres Angebots (ARD-Chef Reiter). Das Digitalkonsortium Telekom und Bertelkirch soll am Freitag angeboten haben, den Decoder erst bis Ende 1998 entsprechend weiterzuentwickeln. Die ARD wollte schon im Frühjahr dabeisein. Zudem wollte sie an der Technikgesellschaft von Telekom und Bertelkirch beteiligt werden. Doch in die wollen die Konzerne die öffentlich-rechtlichen Sender offenbar nicht reinlassen. „Man hat uns deutlich gemacht, daß man uns mit ins Boot lassen will. Nicht aber in die Kapitänskajüte“, sagte Reinhart Binder vom NDR-Justitiariat zur taz. Gestern wollten die ARD-Chefs über das weitere Vorgehen beraten.

Zuvor hatten die Landesmedieanstalten den Start des Digital-TV im Kabel – von der Telekom und Bertelkirch ursprünglich für morgen angekündigt – ausgebremst. Lizenzanträge seien nicht rechtzeitig eingegangen, hieß es. Nach den Planungen der Telekom sollen auch die digitalen Programme von ARD und ZDF zunächst nur verschlüsselt eingespeist werden. Jeder einzelne Haushalt müßte dann freigeschaltet werden – und zwar von der Telekom oder sogar von Kirch oder Bertelsmann. Auch wenn die Zuschauer gar nicht deren digitales Angebot nutzen. „Damit bekäme die Telekom die Adressen derjenigen, die sich für ARD und ZDF interessieren“, klagte Hans Hege, Direktor der Medienanstalt Berlin- Brandenburg (MABB), am Wochenende im WDR. Die Adressen würde die Telekom und womöglich sogar die Krich-Gruppe oder Bertelsmann nutzen: „Adressen sind viel wert.“ Auch Datenschützer seien deshalb eingeschaltet worden. Nach den Worten von NDR- Jurist Binder sehen auch ARD und ZDF dieses Problem. Möglicherweise könnten sogar über die Sehgewohnheiten von ARD- und ZDF-Zuschauern Daten bei der Telekom landen. löw

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