Digital-Gipfel in Dortmund: Weniger Geflimmer, mehr Datenschutz
Daten sind der wichtigste und kostbarste Rohstoff unserer Zeit. Das hätte ganz oben auf der Agenda des Digital-Gipfels stehen müssen.
F ür das Who’s who der Digi-Branche war es der wichtigste Termin des Jahres: der Digital-Gipfel in Dortmund. Stolz präsentierten Unternehmen, Verbände und Hochschulen, was sie in Sachen künstliche Intelligenz im Angebot haben. Virtuelle Wissensforen, Vernetzungssysteme, intelligente Mobilität. Alles wahnsinnig innovativ, irre praktisch, mit viel Geflimmer und hübsch anzuschauen. Doch leider sind die digitalen Infrastrukturen hierzulande noch wenig lukrativ.
Das Bundeskabinett soll dafür sorgen, dass die tollen Innovationen aus Deutschland endlich auch weltweit durchbrechen. Denn im Wettbewerb mit der internationalen Konkurrenz aus China, den USA oder Russland stehen sie hinten an. Zu wenig Reichweite, zu wenig Geld, zu wenig Unterstützung, heißt es immerzu.
Wie jedes Jahr ist das Gejammer groß. Und wie jedes Jahr wird beteuert, dass jetzt alles anders werde und die Digitalisierung endlich auch in Deutschland und Europa so richtig durchstarte. Das neue Zauberwort heißt Gaia-X, eine Art EU-Cloud. Damit will sich die Bundesregierung von Amazon oder Google emanzipieren und den Unternehmen hierzulande und in Europa ein Gegenangebot machen, ihre Daten zu speichern, zu vernetzen, zu verbreiten. Wie das genau funktionieren soll und wer mitzaubern darf, ist zwar noch nicht klar. Aber das scheint auch nicht so wichtig.
Von mehr IT-Sicherheit, mehr Datenschutz, Wettbewerbsschranken für US-Konzerne, die das Monopol auf digitale Plattformen haben, ist kaum die Rede. Schon gar nicht von Datensparsamkeit. Dabei sollte der Auftrag an die Minister*innen eigentlich eindeutig sein. Die Folgen von Datenmissbrauch, Fake News, von der ungebremsten und ungefilterten virtuellen Verbreitung von Hassparolen haben sich in den vergangenen Wochen in ihrer vollen Hässlichkeit gezeigt. Daten sind der wichtigste, aber auch der kostbarste Rohstoff unserer Zeit. Die Gipfel-Agenda hätte eine andere sein müssen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Wahlprogramm der FDP
Alles lässt sich ändern – außer der Schuldenbremse
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Tod des Fahrradaktivisten Natenom
Öffentliche Verhandlung vor Gericht entfällt
Migration auf dem Ärmelkanal
Effizienz mit Todesfolge