Dieter Bohlen und DSDS: Wiedervereint mit dem Chefpöbler
2021 ist er rausgeflogen, da wollte RTL „Deutschland sucht den Superstar“ familienfreundlicher gestalten. Jetzt ist Bohlen zurück. Danke RTL!
I m Leipziger Hauptbahnhof warb diese Woche eine große Werbetafel für Schauspieler*innen-Nachwuchs. Na gut, es ging eher um Kompars*innen. Die Produktionsfirma Ufa braucht sie für Serien und vor allem Shows. Gesucht werden „flirtwillige Singles“ fürs Dating bei „Take me out“, Talentnudeln für „Das Supertalent“ oder Feilsch-Wütige für die Trödel-Show „Der Superhändler“. Ach ja, und „Bauer sucht Frau international“ und „Deutschland sucht die Superstar*in“ sind auch dabei.
All diese Formate laufen beim Privatsender RTL, der genau wie die Ufa zum Bertelsmann-Konzern gehört. RTL konnte jetzt schon mal einen Komparsen für seinen Gesangswettbewerb klarmachen. Dieter Bohlen kehrt zu „DSDS“ zurück. 2023 darf der im März 2021 als Chefpöbler spektakulär geschasste Kandidat*innen-Demütiger wieder ran.
Was im Umkehrschluss bedeutet, dass Florian Silbereisen einfach zu nett ist. Der hatte ja die letzte „DSDS“-Jury souverän-schwiegersohnig angeführt. Es war ja ausdrücklich die neue RTL-Policy, mäßig begabte, aber mutige Menschen nicht mehr wie zu Bohlens Zeiten fertigzumachen und zu dissen. Doch das funktioniert nicht. Denn das Format ist in der Erwartung der Menschen vor der Glotze auf Freakshow getrimmt. Und so ging die Quote in den Keller.
„Es braucht eben überall neue Talente und ’ne angemessene und ernstgemeinte Nachwuchsförderung“, meint die Mitbewohnerin. Da hilft auch kein immergrüner Hoffnungsträger wie Florian Silbereisen. Der ist zwar auf seine Weise auch ein Freak, aber mit den unsichtbaren drei Buchstaben MDR auf die Wade tätowiert. Falls die Redaktion bei Business Insider noch ein bisschen Luft hat, könnten sie sich übrigens mal mit Silbereisen und dem merkwürdigen Geschäftsgebaren der Schlagerwelt beschäftigen. Ist mindestens so spannend wie die angeblichen Unregelmäßigkeiten bei RBB-Intendantin Schlesinger.
Gute Zeiten, schlechte Zeiten
Jetzt soll’s Bohlen also nochmal richten, aber keine Panik. RTL bleibt brav, auch mit dem aus dem kühlen TV-Grab zurückgekehrten bösen Onkel. „Wir haben viel verändert,“ frömmelt in der Pressemitteilung RTL-Unterhaltungschef Markus Küttner: „Wir stehen für positive Unterhaltung und daran halten wir auch fest. Das werden wir nun gemeinsam mit Dieter Bohlen auch bei ‚Deutschland sucht den Superstar‘ beweisen. Wir freuen uns sehr, dass er dabei ist. Es ist wie auch sonst unter Freunden: Manchmal tut eine Pause gut.“
Ja, ja, Du weißt, es gibt – gute Zeiten, schlechte Zeiten. Falls sich übrigens keine weiteren Kompars*innen finden, tritt Bohlen einfach selber an und macht sich im Anschluss höchstpersönlich fertig.
Dass RTL dem Braten selber nicht traut, lässt sich allerdings schon jetzt an einem kleinen Detail erkennen. Nach dem 2023er Durchgang wird DSDS definitiv eingestellt. Danke, RTL!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Müntefering und die K-Frage bei der SPD
Pistorius statt Scholz!
Unterwanderung der Bauernproteste
Alles, was rechts ist
Rentner beleidigt Habeck
Beleidigung hat Grenzen
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Krieg in der Ukraine
Russland droht mit „schärfsten Reaktionen“
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken