: „Dies ist unser letztes SOS,“heißt es aus Aleppo
SYRIENRebellen im Ostteil der Stadt vor der Niederlage: Abzug aus sechs weiteren Vierteln
In der Nacht zu Montag hatte die syrische Armee, die von Russland und Iran unterstützt wird, bereits Gebiete im Südosten der ehemaligen Rebellengebiete erobert. Ein Reuters-Journalist berichtete von ununterbrochenen Bombardierungen. Nach seinen Worten waren es die intensivsten Gefechte in der Großstadt seit Tagen.
„Der Kampf um Aleppo hat sein Ende erreicht“, sagte der Leiter der syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte, Rami Abdel Rahman. Er sprach von einem „vollständigen Zusammenbruch“. Ein Vertreter der syrischen Armee sagte gegenüber AFP, die Offensive auf die Rebellengebiete sei in die „Endphase“ eingetreten. Der Chef des staatlichen Sicherheitsrates von Aleppo, Generalleutnant Said al-Saleh, sagte gegenüber Reuters, die Schlacht um Ost-Aleppo dürfte schnell vorbei sein. Den Rebellen bleibe nicht viel Zeit. „Sie können sich ergeben oder sterben.“
Bewohner der verbliebenen Stadtviertel flehten in sozialen Netzwerken im Internet um Hilfe. „Dies ist unser letztes SOS“, schrieb ein Bewohner laut dpa. Menschen seien laut den Berichten unter Trümmern gefangen, ohne dass ihnen geholfen werden könne.
Doch für die Zehntausenden Zivilisten, die in der schrumpfenden Enklave eingeschlossen sind, zeichnete sich zunächst keine Lösung ab. Nach Angaben der russischen Regierung konnte kein Einvernehmen über einen Abzug erreicht werden. Zuvor hatte es geheißen, es gebe einen von den USA unterstützten Vorschlag an die Rebellen, demzufolge sie zusammen mit Zivilisten freies Geleit erhielten, Ost-Aleppo zu verlassen.
Das russische Verteidigungsministerium teilte am Montag mit, 728 Rebellen hätten in den vergangenen 24 Stunden die Waffen niedergelegt und seien in den Westen Aleppos gebracht worden. Nach diesen Angaben verließen im selben Zeitraum auch 13.346 Zivilisten das umkämpfte Gebiet im Osten der Stadt.
Aleppo war bis vor Kurzem in einen von der Regierung kontrollierten Westen und einen von Aufständischen gehaltenen Osten geteilt. Mitte November startete die syrische Armee mit russischer Unterstützung eine Großoffensive. Der Fall der Stadt in Regierungshände wäre die schwerste Niederlage für die Rebellen in dem seit 2011 währenden Konflikt. Die Regierung würde damit wieder die fünf größten Städte des Landes kontrollieren.
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