: Die letzte Nacht zum Rummachen
Wenn dann doch einmal die Welt untergeht, wohin soll man nur mit den Apfelbäumchen?
Die Welt geht unter. Jedenfalls in dem kanadischen Film „Last Night“ von Don McKellar. Allerdings inszeniert der Regisseur kein Armageddon-Spektakel. Nichts ist es hier mit ordentlichem Rumms-Kino. McKellar interessiert vielmehr die Frage, wie Menschen diesen letzten Abend gestalten. McKellar selbst verkörpert den Architekten Patrick, der mit klassischer Musik und einer Flasche Sekt am liebsten allein bleiben möchte. Seine Schwester hingegen bevorzugt Partytrubel auf den Straßen, und sein Freund Craig versucht sich mit allen möglichen Leuten in der Ausübung verschiedenster Sexpraktiken. Derweil schafft es Sandra (Sandra Oh), die Ehefrau eines pedantischen Gaswerkdirektors (David Cronenberg), einfach nicht mehr nach Hause, weil Vandalen ihr Auto ruiniert haben. Und da sich die Wege der beteiligten Personen auf die eine oder andere Weise immer wieder kreuzen, muss auch Patrick schließlich Veränderungen im Ablauf seines geplanten Abends hinnehmen: Er trinkt scheußlichen Rotwein, vom Plattenspieler her erklingt die Stimme Pete Seegers, und ihm gegenüber sitzt Sandra . . .Sehr unaufgeregt und mit trockenem Humor erzählt Don McKellar seine kleinen Geschichten und vermeidet dabei strikt ein Abdriften in Larmoyanz und pseudophilosophische Tiefen: eine interessante Studie menschlicher (und deshalb auch manchmal komischer) Abgründe. Mit „Last Night“ wird im Arsenal-Kino die Filmreihe „Imagine Canada“ eröffnet; neben dem Regisseur und Mitgliedern seines Teams wird auch die kanadische Generalgouverneurin Adrienne Clarkson anwesend sein.LARS PENNING
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