: Die finale Technik-Offensive
■ Wissen organisieren statt einpauken - die Uni Bremen will jetzt Notebooks zur Grundausstattung der Studenten machen / Ohne Kabel kommen die ins Netz der Netze
In wenigen Jahren sollen alle 18.000 Studierenden der Universität Bremen einen Laptop besitzen, mit dem sie jederzeit und überall auf dem Campus ins Internet gehen können. Dieses ehrgeizige Ziel verfolgt das Rektorat mit dem Projekt „Mobiler Campus“: Die Bremer Uni soll als erste in Deutschland ein so genanntes Wireless Local Area Network (W-LAN) haben, das den gesamten Campus umfasst. Dieses Funknetzwerk ermöglicht Studenten den ortsungebundenen, kostenlosen Zugang zum Internet. Ab dem 15. September können Studenten auf der Homepage des „Zentrums für Multimedia in der Lehre“ (www.zmml.de) entsprechend ausgestattete Notebooks zu günstigen Konditionen bestellen. Bisher bestehen Rahmenverträge mit drei Firmen, die die benötigten Notebooks anbieten. Studenten, die bereits ein eigenes Notebook besitzen, können dieses mit einer Funk- Karte aufrüsten und sich so kostenlos als Benutzer anmelden.
Das Konzept der „Notebook-Universität“ soll den rasanten Veränderungen im Lehren und Lernen Rechnung tragen. Der Lehrende, so wird auf der Internet-Seite des ZMML erklärt, werde sich in Zukunft „weg vom direkten Vermitteln von Wissen, hin zum Bildungsorganisator und Informationsmanager“ entwickeln. Die Vorteile des Einsatzes von Laptops an der Universität sieht Rektor Timm darin, dass der Studierende „sein Büro immer dabeihat“ und außerdem zu jeder Zeit und an jedem Ort Zugang zur elektronischen Staats- und Universitäts-Bibliothek „e-Lib“ und zu den unendlichen Datenmassen des Internets hat. Auch biete das Projekt die Möglichkeit, Vorlesungen multimedial zu gestalten und den Studenten die entsprechend aufgearbeiteten Inhalte im Internet zur Verfügung zu stellen. Fachspezifische Lernsoftware, die in den Vorlesungen und auch zu Hause eingesetzt werden kann, soll für alle Studenten und Professoren zugänglich gemacht werden.
Für den Anfang soll der Laptop für die Studenten freiwillig sein, nur einige Kurse werden schon im nächsten Semester als Vorreiter das mobile Lehren und Lernen erproben. Bis das Angebot für alle Studenten obligatorisch werde, müss-ten noch viele Professoren im Umgang mit den Neuen Medien geschult werden, damit sie den Anforderungen gerecht würden, die auf sie zukämen, so Timm.
Problematisch ist die Frage nach der Benachteiligung finanzschwacher Studenten durch den Notebook-Zwang, denn selbst der ermäßigte Preis wird voraussichtlich noch zwischen 2.000 und 3.000 Mark betragen. Zwar ist für kritische Fälle ein auf Spenden aus der Wirtschaft basierender Finanzierungsfonds vorgesehen, aus dem je nach individueller Situation ein Zuschuss oder auch die Gesamtfinanzierung übernommen werden soll, aber wer kann dafür garantieren, dass auch tatsächlich allen Bedürftigen geholfen wird? Wenn erst einmal alle Studenten mit Notebooks ausgestattet sind, die der festgelegten „Basiskonfiguration“ entsprechen, wird es den Studenten voraussichtlich auch erlaubt werden, ihre Geräte in Prüfungen zu benutzen. Das würde einem Paradigmenwechsel für den gesamten Universitätsbetrieb gleichkommen – all das Wissen, was ein Student bisher mühsam in sein Gedächtnis einprägen muss, wäre plötzlich mit wenigen Mausklicks verfügbar. Timm betonte, dass das nicht heiße, dass die Studenten nichts mehr können müssten, es würden nur andere Fähigkeiten verlangt: Nur wer aus der Masse der Informationen die richtigen und wichtigen zusammensuche und diese dann auch noch gut strukturieren könne, werde in der Prüfung Freude an seinem Notebook haben. viv
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