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Die Wochenvorschau für BerlinBau ab, bau auf!

Kommentar von Claudius Prößer

Kaputtmachen geht schon ganz gut in Berlin, etwas Neues auf die Beine stellen dauert da schon länger. Vor allem, wenn viele es gar nicht wollen.

Der Senat hat die Absicht, einen Zaun zu bauen: Noch offener Zugang zum Görlitzer Park Foto: IMAGO / Joko

I n der Disziplin Abreißen hat es Berlin zuletzt auf die vorderen Ränge gebracht: Die Ringbahn- und die Westendbrücke auf der A100 waren schon nach wenigen Wochen Geschichte, gleiches gilt nun für die Wackelbrücke an der Wuhlheide: Letzten Donnerstag konnten schon erste Trams über die neuralgische Kreuzung rollen, seit dem Wochenende fahren die BVG-Linien wieder wie gewohnt. Für den Autoverkehr dauert es dagegen noch ein wenig – hier könnte es Ende dieser Woche erste Lockerungen geben. Komplett abgetragen ist das Bauwerk voraussichtlich am 27. Juni.

Mit dem Aufbauen tut sich die Hauptstadt schon etwas schwerer, vor allem wenn öffentliche Stellen involviert sind. Möglich, dass das auch auf den Zaun um den Görlitzer Park in Kreuzberg zutrifft, der schon seit dem „Sicherheitsgipfel“ von 2023 geplant wird und dessen Errichtung in diesen Tagen starten soll. Wann genau, darüber hüllt sich die Landesregierung in Schweigen, um es der breiten Front der GegnerInnen nicht zu einfach zu machen.

Ob es nun stimmt oder nicht, dass potenzielle Baufirmen von der Gruppe „Görli 24/7“ per „Drohbrief“ eingeschüchtert wurden, wie die CDU glaubt – bis Dezember soll der Zaun stehen, bei dem es sich eher um ein paar Zäunchen von insgesamt 50 Metern Länge handelt. Hinzu kommen freilich 16 Stahltore, acht Drehkreuze und 46 elektrische Schließsysteme, um die bestehende Mauer undurchlässig zu machen. Für den Donnerstag ruft Görli 24/7 zur „Parkversammlung“ auf, unter dem Motto „Görli-Schließung verhindern – jetzt erst recht“.

Viel länger wird die Erneuerung des Waisentunnels dauern – eine 850 Meter lange Verbindung zwischen den U-Bahn-Linien 5 und 8, die unweit der Jannowitzbrücke die Spree unterquert. Auch dieses Bauwerk ist marode, im Gegensatz zur Wuhlheidebrücke aber ziemlich wichtig, denn es erlaubt Zügen aus dem übrigen Netz, die an der U5 gelegene Werkstatt Friedrichsfelde zu erreichen. Seit rund 7 Jahren geht das nicht.

Dauert noch ein bisschen

Nun hat BVG-Chef Henrik Falk mitgeteilt, „letzte offene Fragen seien geklärt“, und er sei „zuversichtlich, dass wir den Waisentunnel zeitnah neu bauen dürfen“. Die Herausforderung liegt darin, den Schiffsverkehr auf der Spree nicht zu stoppen. Dazu wird mit Spundwänden zuerst auf der Südseite, dann auf der Nordseite des Flusses eine Baugrube errichtet, die leergepumpt werden kann. Start der Arbeiten soll Ende 2025 sein (was aus diesem Text zugegebenermaßen eine Halbjahresvorschau macht).

Und wann ist der neue Tunnel fertig? Da bleibt die BVG wohl aus Erfahrung kryptisch: „Schnellstmöglich nach Baubeginn sollen die ersten Züge durch den erneuerten Tunnel fahren“, heißt es in ihrer Mitteilung. Das kann in Berlin eine Menge bedeuten.

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Redakteur taz.Berlin
Jahrgang 1969, lebt seit 1991 in Berlin. Seit 2001 arbeitet er mit Unterbrechungen bei der taz Berlin, mittlerweile als Redakteur für die Themen Umwelt, Mobilität, Natur- und Klimaschutz.
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