Die Wochenvorschau für Berlin: Niemand hat die Absicht …
… eine Mauer zu errichten. Sagte der Staatsratsvorsitzende Ulbricht vor 62 Jahren. Und dann wurde die eben gebaut. Am 13. August 1961 fing man damit an.
Aus der Geschichte weiß man, dass Absperrungen oder Mauern, auf längere Sicht gesehen, keine Lösung sind. Wobei sie allerdings durchaus einen gewissen Schauwert darstellen können und sich als imposante Reisedestination anbieten, die man doch einmal beguckt haben möchte. Die Chinesische Mauer zum Beispiel. Eine mittelalterliche Grenzsicherung, errichtet während der Ming-Dynastie (1386–1644), eine mehrere Tausend Kilometer lange Schutzmauer, die man der Legende nach sogar mit dem bloßen Auge aus dem Weltraum sehen könne.
In diesem Zusammenhang – Schauwerte, Mauer – erklärte Yang Liwei, der erste Raumfahrer Chinas, nach seinem Raumflug im Oktober 2003: „Die Aussicht war wunderschön.“ Und weiter: „Aber ich konnte die Chinesische Mauer nicht sehen.“
Es ist davon auszugehen, dass – um endlich auf die andere Mauer zu kommen – auch Sigmund Jähn, erster und einziger DDR-Bürger im Weltraum, sie bei seinem Flug nicht gesehen hat, kleiner, ganz bestimmt nicht feiner: die Berliner Mauer. Von der es noch am 15. Juni 1961 auf einer Pressekonferenz in Ost-Berlin in den Worten des DDR-Staatsratsvorsitzenden Walter Ulbricht hieß: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten.“ Am 13. August 1961, am Sonntag vor 62 Jahren, begannen dann die Arbeiten am Mauerbau.
Ein wesentlicher Unterschied zur Chinesischen Mauer: Die Berliner Mauer wurde nicht gebaut, um sich von außen, vor irgendwelchen nomadischen Reitervölkern, zu schützen. Sondern um dafür zu sorgen, dass das Volk nicht nach außen, in den Westen, kommen konnte. Eine touristische Sehenswürdigkeit war sie gleichwohl, mit den Ausguckplattformen hier und da, von denen man vom Westen aus mal in den Osten glotzen konnte.
Die Chinesische Mauer wurde von denen, die sie abhalten sollte, immer mal wieder überwunden. Die Berliner Mauer konnte die DDR nicht auf Dauer „schützen“. Sie ist gefallen. Erinnerung.
Dieser Tage natürlich mit einigen Anmerkungen dazu mehr. Am Mittwoch startet so in Potsdam im Potsdam Museum eine Ausstellung mit Fotografien, die Matthias Kupfernagel 1989/90 „Entlang der Mauer“ gemacht hat. Zu sehen ist dieser Blick auf Mauer, Todesstreifen und deutsch-deutsches Niemandsland in und um Berlin bis 24. September. Die letzten Reste der gefallenen Mauer (East Side Gallery, Gedenkstätte Berliner Mauer, Topographie des Terrors …) sind ja immer zu besichtigen, und im Innenhof der ehemaligen Stasi-Zentrale (Ruschestraße 103) gibt es ab Montag wieder durch den August ein sommerliches Filmprogramm zu DDR-Vergangenheit und Staatssicherheit. Der Eintritt ist frei.
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