Die Wochenvorschau für Berlin: Möglicherweise Endgültiges
Am Montag ist die Wahl dann wirklich vorbei, das finale Ergebnis wird verkündet. Kiew bekommt ein Café und die Gentrifizierung schafft es ins Museum.

Für Fans von Prognosen, Sondierungen und sonstigen Wetten auf die Zukunft sind das in Berlin gerade wonnige Zeiten. Das hat natürlich mit der Wiederholungswahl vor wenigen Tagen zu tun. Die war bekanntermaßen nötig geworden, weil bei der, soll man sagen, eigentlichen Wahl 2021 doch so viele Pannen passiert sind, dass diese Berliner Chaoswahl eben noch einmal durchgezogen werden sollte. Nur halt ohne Chaos.
Man mag die Berliner Wahlen deswegen doch als eine Übung in die Vorläufigkeit allen Tuns sehen. Möglicherweise sogar als eine Übung in Demut. Mit dem Fingerzeig, dass einem so was wie Endgültigkeit sowieso nur auf dem Sterbebett serviert wird (wo man die möglicherweise gar nicht will).
Auch die folgende offizielle Verkündung wird so vielleicht besser mit einem „möglicherweise“ abgesichert: Heute am Montag ist es nämlich so weit, der Landeswahlausschuss stellt „das endgültige Ergebnis der Wahl zum Abgeordnetenhaus fest“.
Die Sitzung ist öffentlich und findet um 10 Uhr im Sitzungssaal der Berliner Feuerwehr (Voltairestraße 2) statt. Danach gibt der Landeswahlleiter das Ergebnis bekannt, das ja die bereits bekannten Resultate durchaus noch einmal erschüttern kann. Zu knapp war zumindest das Rennen um Platz 2 zwischen SPD und Grünen.
Aber selbst wenn man dann das „endgültige“ Ergebnis weiß, weiß man noch lange nicht, welche Koalition sich daraus errechnen wird. Das zieht sich noch hin mit den Sondierungen. Das wird in dieser Woche erst mal nichts.
Ansonsten: Immer noch, weit zermürbender, der Krieg. Vergangenen Freitag war es genau ein Jahr her, dass die russische Armee die Ukraine überfiel, zum Jahrestag gab es in der Karl-Marx-Allee eine Umbenennung. Zumindest zeitweise wird aus dem schicken Cafe Moskau gegenüber dem Kino International das Cafe Kyiv, und am Montag finden da in einer Kunstaktion den ganzen Tag über Workshops, Diskussionen, Talks, Salons und sonst wie Kultur in einem umfangreichen Programm unter dem Motto „Wir wählen die Freiheit“ ab 9 Uhr statt.
Am Freitag ruft Fridays for Future zu einem weiteren weltweiten Klimaprotest, in Berlin versammelt man sich um 12 Uhr im Invalidenpark. Und am Freitagabend hält die Gentrifizierung Einzug ins Berliner Stadtschloss. Präziser: „Wir bleiben! Gentrifizierung und Widerstand in Berlin“. Aber es sind eben die subtilen ironischen Wendungen der Museumskultur, dass deren Prachtbauten dann mit solchen Austellungen zugestellt werden. Diese Berliner Gentrifizierungsschau findet sich in der Berlin Ausstellung im Humboldt Forum, und zur Eröffnung gibt es um 19 Uhr eine Diskussionsrunde mit Aktivisten und dem Stadtsoziologen Andrej Holm.
Möglicherweise wird bei der Runde auch darüber gesprochen, wieso bei der neuerlichen Wahlrunde ganz allgemein nicht Positionen gewählt wurden, die den Gentrifizierungsdruck ein wenig aus der Stadt rausnehmen könnten. Wohnungskonzerne enteignen zum Beispiel.
Aber auch in dieser Angelegenheit ist ja nichts endgültig entschieden.
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