Die Wochenvorschau für Berlin: Kurze Nächte und ein Orchestertraum
Auf der Fête de la musique kann man den Sommer ganz vortrefflich feiern. Musikalisch geht es auch bei der Lauratibor-Oper gegen Verdrängung zu.
Ab Dienstag werden die Tage wieder kürzer – Sommersonnenwende. Das hört sich irgendwie schon halb nach Herbst und Schlimmerem an: ansteckende Corona-Subtypen mit merkwürdigen Buchstaben-Zahlen-Kombinationen und dass sich der Gesundheitsminister schon wieder zu Wort meldet mit Vokabeln wie „Inzidenz“ und „Sommerwelle“ lassen einen mitten im Hochsommer glatt ein bisschen frösteln.
Also noch mal anders angefangen: Am Dienstag ist Sommersonnenwende. Das ist schön, weil dann die Nacht am kürzesten ist und man auch noch eine ganze Weile lang gar nicht richtig bemerkt, wie sie wieder länger wird, die Nacht. Denn jetzt ist erst mal Sommer: Am 21. Juni ist traditionell auch die Fête de la musique, mit der man den Sommer ganz vortrefflich feiern kann. Nach den Pandemiejahren zum ersten Mal wieder in echt und draußen.
Los geht’s schon am Montag ab 17 Uhr mit einem Konzert im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt in Neukölln, es spielt unter anderem das ukrainische Exilorchester „Mriya“, was auf Deutsch „Traum“ bedeutet. Geflüchtete Musiker*innen aus der Ukraine haben sich zusammengefunden und machen gemeinsam klassische Musik. Einen Auftritt in der Philharmonie hatten Mriya auch schon.
Weniger verträumt geht es am Montag zu, wenn das Bündnis für Wohnungsneubau und bezahlbares Wohnen seine Ergebnisse präsentiert. Die mietenpolitischen Ideen, die Vertreter der Immobilienwirtschaft und der rot-grün-rote Senat in den vergangenen Wochen gemeinsam ersonnen haben, sind allerdings alle schon in der vergangenen Woche bekannt geworden: mehr Wohnungen für Menschen mit Wohnberechtigungsschein zum Beispiel, die in Zukunft auch nur noch maximal 30 Prozent ihres Einkommens für Miete aufwenden sollen.
Singen gegen die Verdrängung
Man kann diese Bündnis-Vereinbarung aber auch zum Anlass nehmen, um einfach weiter zu demonstrieren gegen diese Mietenpolitik, die denjenigen, die nach Enteignung und einer Mietendeckel-Kompetenz für die Länder rufen, viel zu kleinteilig und zögerlich ist. Am Sonntag organisiert das Künstler*innen-Kollektiv Protestoper Lauratibor eine Kundgebung vor der Habersaathstraße 40–48 in Mitte. Der Investor will das lange Zeit beinahe leer stehende Haus abreißen lassen; die temporäre Zwischennutzung als Zuhause für ehemals obdachlose Menschen, die der Bezirk verhandelt hatte, läuft Ende des Monats aus.
Wem gehört die Stadt, ist auch hier wieder die Frage. Na klar: allen, findet das Lauratibor-Kollektiv. Wer das auch so sieht, geht am Sonntag ab 17 Uhr zu ihrer Performance und am Mittwoch ab 18 Uhr zum Protest des Bündnisses gegen Obdachlosigkeit gegen den Rausschmiss der ehemaligen Obdachlosen.
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