Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Schulz misst sich mit Merkel im „Loben“, die Jugend übt sich im Merkel-Grillen und Putin ist ein wahrer Merkel-Versteher.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?
Friedrich Küppersbusch: HSV-Stürmer verletzt sich beim Torjubel und fällt aus.
Und was wird besser in dieser?
Interessantes Konzept für Frau Merkel am Wahlabend.
In Barcelona greift der IS schon wieder zum Auto als Tatwaffe für einen Terroranschlag. Was bedeuten diese Anschläge für das Image des Autos, das ja eh schon kriselt?
Fällt schwer, die Aktionen der Mörder als engagierte Beiträge zur Umweltdebatte zu sehen („Schiene statt Straße“). Die Innenminister Schäuble und Friedrich scheiterten mit der Forderung, bei der Gelegenheit den Datenschutz bei der Maut abzuschaffen; wo der Lkw herumfuhr, bevor er zur Waffe wurde, scheint nun nachgewiesen wumpe. Aber einen Versuch war es offenbar wert. Kommentierungen, wonach der „IS“ zu professionelleren Attacken nicht mehr fähig sei, mögen Hinterbliebene nur bedingt trösten. Bei der Google-Suche „Auto als Tatwaffe“ ist der politisch unauffällige christliche Raser uneinholbar vorne.
Trump verteidigt die Alt-Right in Charlottesville und rät nach dem Anschlag in Barcelona, islamistischen Terror mit Pershings Methoden zu bekämpfen, also Attentäter mit in Schweineblut getränkten Kugeln zu erschießen. Wie bitte?
Danke für den Hinweis, Trumpel. Dann lasst uns die „Pershing“-Raketen-Denkmäler vor den Bundeswehrkasernen in Geilenkirchen und Fürstenfeldbruck demontieren. Bis zu 120 von den Massenvernichtungswaffen waren in Deutschland stationiert; 1983 waren wir dank ihrer einem Atomkrieg so nahe wie nie zuvor. Schwein gehabt.
Das Onlinelexikon Agent*in veröffentlicht Listen von Antifeministen und der Twitterkanal @YesYoureRacist identifiziert Menschen, die beim Fackellauf in Charlottesville waren. Hat das ein gewisses Geschmäckle?
„Agent*in“ ist offline, „weil die gewählte Form die gesellschaftspolitische Debatte über Antifeminismus überlagert“. Oder sagen wir mal Schnaps- bis Klosterfrauidee, unter dem Namen Heinrich Bölls eine Stiftung zu betreiben, die Prangerpublizistik finanziert, deren prominentestes Opfer in Deutschland Heinrich Böll war. Wir hatten hier in Dortmund verschiedentlich „Spaziergänge“ von Nazis zu den privaten Wohnungen prominenter Grüner und Sozis; da kommt man schon auf schlimme Ideen, außer: nachmachen.
Martin Schulz verteidigte im Interview mit Phoenix und Deutschlandfunk Angela Merkels Flüchtlingspolitik. Worin unterscheiden sich die beiden Kanzlerkandidaten eigentlich?
Merkel hatte im gleichen Format zuvor Schulz für sein unbedingtes Europäertum hochleben lassen. Heißt: In der Sportart „vergiftetes Lob“ nehmen sich beide nix. Europa und „offene Arme“ gelten als unpopulär, und kluge Kinder sagen bei solcherlei Verwüstungen im Blumenbeet: „Die anderen haben aber mitgemacht“.
Was bringt es, wenn Angela Merkel unerfahrene YouTuber live nach ihrer Pfeife tanzen lässt?
Erfahrung. Bei anderen primitiven Stämmen gibt es weit grausamere Initiationsrituale (Beschneidung, Verkauf, Konfirmation). Und wenn eines Tages ein YouTuber eine/n Kanzler/in erfolgreich grillt, wird keiner mehr so fahrlässig sein, die YouTuber ranzulassen. Genießen wir die Jugend.
Schröder ist im Gespräch als Aufsichtsrat des russischen Ölkonzerns Rosneft. Ab wann ist ein Altkanzler eigentlich ein Privatmann?
Die eigentliche Wahl Schröders in den Rosneft-Aufsichtsrat findet Ende September statt. Dass Ministerpräsident Medwedjew die Nominierung jetzt bekannt gibt, tut nicht Not und erlaubt die Annahme: Genau das, was nun über Bundesaußenkanister Schröder hereinbricht, liegt mit im Kalkül. Man kauft sich Destabilisierung im deutschen Wahlkampf und vielleicht hinterher noch etwas Türklinkenkompetenz vom Altkanzler. Man kann Putin den Vorwurf nicht ersparen: Merkelversteher.
Elvis ist seit 40 Jahren tot, könnte man statt Kriegsverbrechern nicht ihn in Bronze gießen und auf die Sockel der frei gewordenen Denkmäler stellen?
Gebe den Nazis fünf Minuten für eine Wiki-Recherche und dann demonstrieren sie gegen singende Besatzungssoldaten.
Air Berlin hat Insolvenz angemeldet und Lufthansa scheint den Großteil der Maschinen übernehmen zu wollen. Werden dann endlich die Sitze breiter?
Da es dann auch keine Air-Berlin-Schokoherzen am Ausgang mehr gibt, wird der Durchschnittspassagier stark abnehmen und mit einem Schuhlöffel wieder reinpassen.
Und was machen die Borussen?
Tabellenführer. Saison sofort abbrechen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Stellenabbau bei Thyssenkrupp
Kommen jetzt die stahlharten Zeiten?
BSW in Koalitionen
Bald an der Macht – aber mit Risiko
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Dieter Bohlen als CDU-Berater
Cheri, Cheri Friedrich
Kinderbetreuung in der DDR
„Alle haben funktioniert“