Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Russlands Präsident Dmitri Medwedjew ist zu clever - und die finnischen Fußballer sind zu gnädig.

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der letzten Woche?

Friedrich Küppersbusch: Im Vergleich zur WDR-"Lindenstraße" ist die SPD die bessere Familienserie.

Was wird besser in dieser?

Im Vergleich zur SPD hat die "Lindenstraße" interessantere politische Inhalte.

Wegen der Bespitzelung seiner Mitarbeiter muss der Discounter Lidl ein Bußgeld in Höhe von 1,5 Millionen Euro zahlen. Ausreichend?

Na ja, geteilt durch die geahndeten 900 Fälle von Kamera-Bespitzelung sind es rund 16.667 Euro pro Dreh, das ist marktüblich, wenn das Material gut ist. In Großbritannien läuft das als "The ferocious Mr. Fixit" seit Jahren erfolgreich in der öffentlich-rechtlichen BBC als Coaching-Format: Chef ruft Mr. Fixit, der versteckt nächtens erst mal in Frisiersalon und Zoohandlung ein Dutzend Kameras. Dann werden die Mitarbeiter im TV vorgeführt: Sie greifen in die Kasse, verarschen die Kunden und telefonieren auf Firmenrechnung in andere Milchstraßen. Moral: Bosse zu lasch, Belegschaft schuld. In Deutschland könnte die Show Friedrich Merz moderieren etwa, aber halt nur aus dem Knast. Ein Glück.

Jetzt ist es offiziell: Frank-Walter Steinmeier ist der SPD-Kanzlerkandidat. Gute Wahl?

Kam gut an. Bin gespannt, wer es nächste Woche ist.

Russlands Präsident Dmitri Medwedjew hat den Angriff Georgiens auf Südossetien mit den Terroranschlägen in den USA vom 11. September 2001 verglichen. Zu Recht?

Nö, zu clever: Denn auch durch Widerspruch räumte man ja ein, das es ein Angriff Georgiens war - was aus Sicht der Putokraten in Moskau zu beweisen ist. Bescheuerte Vergleiche sollte der Westen seit seinem glorreichen Krieg gegen nicht existente Massenvernichtungswaffen im Irak eher tolerant behandeln.

Bei den Paralympics wurden Doping-Sünder überführt. Gibt es noch sauberen Sport?

Politisch korrekt wäre jetzt, empört gegen zu fragen, ob denn etwa Behinderte weniger Recht hätten, sich Mittelchen reinzuhauen, als Nichtbehinderte? Da landet man im Nirwana. Ich meine … Militär-Reiten, Schießen, Fechten, Boxen … früher waren diese Tätigkeiten mal Säulen der Versehrten- und Behinderten-Produktion. Damit ich über Sportler staunen kann, müssen die echt nicht noch extra was nehmen.

Die deutsche Fußballnationalmannschaft erzielte ein 3:3 gegen Finnland. Wie konnte das passieren?

Finnen gnädig.

Die Jungs der Band Tokio Hotel wurden bei den MTV Video Music Awards in Los Angeles als beste Nachwuchsband ausgezeichnet. Warum?

Sehen aus wie singende Mangas mit erst teilweise geklärtem Chromosomensatz. Viele dem Mutterland der Disney-Hegemonie sicher schwerer, den Machtwechsel in der Popkultur zu akzeptieren, wenn er original aus Japan käme.

Frank Henkel ist der neue Berliner CDU-Fraktionsvorsitzende. Haben die Christdemokraten jetzt eine Chance in der rot-roten Hauptstadt?

Ja, unerkannt vom Unfallort zu entkommen nach der nächsten Wahl.

Am Dienstag wird bekannt gegeben, wer für den Deutschen Fernsehpreis nominiert wird. Wer soll nicht nominiert werden?

Nachdem sowohl Fernseh- wie auch Grimmepreis im Vorjahr den Preisfilm schlechthin, den Zweiteiler "Contergan" von Adolf Winkelmann, souverän verschnarcht haben, wäre ich überrascht, wenn die plötzlich rational entschieden. Man muss auch jönnekönne, sagt der Rheinländer.

Am Mittwoch beginnt das Oktoberfest, mit dabei: der bayerische Ministerpräsident Günther Beckstein (CSU). Peinlich?

Ich weiß nicht, was dem Oktoberfest peinlich ist; nach meinem Eindruck eher nichts.

Am Donnerstag wird von der Integrationsbeauftragten der Bundesregierung eine Studie vorgestellt, in der es um die Internetnutzung von Migranten geht. Überflüssig?

Nein, seit man sich im Netz über die Fragen beim Einbürgerungstest informieren kann, ist da sicher was los. Beim Fernsehen werden Migrantenhaushalte in der Quote nicht mitgemessen, das ist schon eine arge Verzerrung - schließlich zahlen die genau die gleiche Gebühr. Entsprechend marginalisiert findet sich diese Gruppe im TV-Angebot. Bin gespannt, wie sie im Netz agiert.

Das Bundesverfassungsgericht entscheidet am Freitag darüber, ob Hartz-IV-Empfänger ihre Kontoauszüge offenlegen müssen. Sollen sie ?

Hieße im Ergebnis: Wenn du länger als zwölf Monate arbeitslos bist, strafen wir dich auch durch Minderung deiner mindesten Bürgerrechte. Dafür musste man früher wenigstens jemanden umhauen.

Was macht eigentlich Borussia Dortmund?

Schlägt Schalke hoch und verdient 3:3, nachdem der Schiri zwei Schalker zwangsentspannt hatte. Sollten nächstes Mal zu neunt kommen gleich.

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