Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Schönefeld bietet Airportainment, Facebook taugt nicht als Sponsor, der Dortmund-„Tatort“ wird hoffentlich gut – und was ist eigentlich mit den Steuerdaten?
taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?
Friedrich Küppersbusch: Der Urlaub vorbei.
Was wird besser in dieser?
Urlaubswetter.
Obwohl ein Ausschuss belegen kann, dass Goldman Sachs vor der Finanzkrise Investoren zu faulen Hypotheken-Wertpapieren geraten hat, kommen die US-Banker wieder ohne Strafe davon. Was würden Sie mit ihnen machen?
Da lockt schon die Legende, wonach die Mapuche-Völker Chiles und Argentiniens dem spanischen Conquistador Pedro de Valdivia schmelzendes Gold in den Rachen kippten, als würdige Todesstrafe für einen Habsuchtverbrecher. Fromme Mär. Weltbank-Chef Zoellick, EZB-Boss Draghi und einige der letzten US-Finanzminister standen vorher auf der Payroll von Goldman Sachs. Daher ihr Spottname als „Drehtürbank“, vulgo: als seien Polizei und Verbrecher ein einziges Hütchenspiel. Man weiß nicht, wer gerade wo druntersitzt. Dann kann es auch nie ganz falsch sein, gegen diese Regierungen vorzugehen.
Dem Großflughafenprojekt in Schönefeld geht das Geld aus, im schlimmsten Fall reicht es nur bis November. Und nun?
Offenbar geht’s mit der Drahtbürste an die Schallschutzmaßnahmen, die allein für 600 Millionen Euro Zusatzkosten gut sein sollen. Vermutlich hatte man bisher vor den Verantwortlichen geheim gehalten, dass Flugzeuge Krach machen. Fies! Inzwischen wird nicht mehr über einen Eröffnungstermin gerätselt, sondern auch über den Termin, an dem der Eröffnungstermin beschlossen werden soll. Ich finde das hochwertiges Airportainment. Viele werden die Serie vermissen, falls Schönefeld doch mal eröffnet werden sollte.
ist Journalist und Fernsehproduzent. Jede Woche wird er von der taz zum Zustand der Welt befragt.
Erst der Prozess im Fall Pussy Riot, jetzt droht Madonna eine Geldstrafe, weil sie sich beim Konzert in St. Petersburg für Schwule und Lesben einsetzte. Was haben die Russen noch vor?
Also drei Jahre Knast sind ein anderes Risiko als etwas mehr oder weniger PR für einen kühl kalkulierenden Star. Bei den Pussy-Riot-Frauen habe ich – auch aus großer Entfernung – den Eindruck, dass es um etwas geht und dass sie bereits etwas bewegt haben. Bei Madonna wirft man einen Euro ein, und sie beleidigt eine Instanz ihrer Wahl. Gähn.
Während das Steuerabkommen mit der Schweiz auf sich warten lässt, kauft Nordrhein-Westfalen fleißig weiter Steuersünder-CDs. Ist das okay?
Ist es okay, wenn „verdeckte Ermittler“ „milieugerechte Straftaten“ begehen? In vermeintlich gewaltbereiten Kreisen zu Straftaten einladen, in Drogenszenen Kaufangebote lancieren? Da würde man gern mehr von der Menschenrechtsbewegung FDP hören, die sich jetzt zur Gralshüterin der illegalen Krötenwanderung aufschwingt. Zugegeben: Ich mache kein Onlinebanking, weil ich, was solche Daten angeht, selbst halbparanoid bin. Also das Bankgeheimnis ist ein hoher Wert, und ich finde das Vorgehen von NRW mal so undufte okay.
Werder Bremen will Wiesenhof als Sponsor verpflichten. Die Fans protestieren auf Facebook, weil dem Geflügelhersteller Tierquälerei vorgeworfen wird. Wie politisch korrekt muss Trikotwerbung sein?
Werder hatte schon den Inderarbeit-Höker kik auf dem Trikot und den Albtraum der Schuldnerberater, die Citibank. Die hat sich vor lauter versautem Image inzwischen in Targobank umbenannt. Neu also die Mediamacht, die aus einem Deal ein Diskussionsthema machen kann. Wobei ich Facebook für das Werder-Trikot auch zu übergriffig gegenüber seinen Kunden fände.
Dreimal Gold, einmal Silber, einmal Bronze – das war die Bilanz unserer Olympioniken am Donnerstag. Einen Tag später veröffentlichte das Innenministerium endlich die Medaillenzielvorgaben. Reiner Zufall?
Dass die Beute statistisch seit 1992 sinkt, kann man getrost als Dividende für die Wiedervereinigung einfahren. Hoffentlich geht es langfristig mit weniger Sportkrüppeln und Pharmaopfern einher. Innenfriedrich Minister mag der alten Denke anhängen, den rund 150 Soldaten und Polizisten im Aufgebot Erfolge einfach befehlen zu können – so lernt er auch was dazu.
Am Freitag wird der erste Dortmunder „Tatort“ uraufgeführt. Wie geht „Tatort“ im Ruhrpott ohne Schimanski?
Dortmund war fällig und wird hoffentlich gut. Wenn es binnen zehn Minuten Borussia, Bier, Stahl, schlecht gemachter Dialekt ist, bin ich draußen.
Und was machen die Borussen?
Es wird Zeit für das original Jupp-Schmiedeskamp-Saison-Orakel! Here we go. 1. Kann auch mal eine Pause vom Feiern geben, aber CL-Platz. Das dann schön trinken. 2. Abstieg mit über 40 Punkten schon zu Weihnachten verhindern. Dann neue Prognose! FRAGEN: WALD, OPI
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Stockender Absatz von E-Autos
Woran liegt es?
Energiewende in Deutschland
Erneuerbare erreichen Rekord-Anteil
Erfolg gegen Eigenbedarfskündigungen
Gericht ebnet neue Wege für Mieter, sich zu wehren
Migration auf dem Ärmelkanal
Effizienz mit Todesfolge
Grüne über das Gezerre um Paragraf 218
„Absolut unüblich und respektlos“
Kürzungen im Berliner Haushalt
Kultur vor dem Aus