Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Immobilienfinanzierung ist die neue Penisverlängerung, Merkel haut ständig die Bälle zurück und Markus Lanz frisst Kröten.

Ein seltener aber effizienter Beruf: Steuerfahnder bei der Arbeit. Bild: dpa

taz: Herr Küppersbusch, was war schlecht in der vergangenen Woche?

Friedrich Küppersbusch: Von der Leyen will noch mehr Auslandseinsätze der Bundeswehr.

Und was wird besser in dieser?

Für den Satz „Europa kommt im Spiel der globalen Mächte sonst nicht voran“ bekommt sie den Horst-Köhler-Preis für anmutige getarnte Wahrheit.

In München soll eine Razzia in der Finanzbehörde klären, wer den Fall Hoeneß unerlaubterweise an die Öffentlichkeit gab. In Brandenburg kam heraus, dass jeder fünfte Finanzbeamte die Daten seiner Nachbarn und die von Promis ausspioniert. Wie vertrauenswürdig sind deutsche Finanzbeamte?

Steuerfahnder ist ein hocheffizienter und trotzdem seltener Beruf. In Bayern gelten diese Jobs als traditionell unterbesetzt. In Brandenburg haben sie vielleicht Langeweile oder vergessen, wo ungefähr Potsdam liegt.

Letzte Woche wurden wieder Millionen Netzidentitäten gestohlen. Sind Cyber-Kriminelle die neuen Angstgegner?

Ich bin ein bisschen beleidigt, weil ich selbst dafür zu uninteressant bin. Laut BSI ist mein Account sauber. Seit ich 50 bin, bekomme ich eher Spam mit Immobilienfinanzierungen statt Penisvergrößerung. Wenn das so weitergeht, gehe ich zu Facebook.

Whistleblower Edward Snowden soll die Ehrendoktorwürde der philosophischen Fakultät der Universität Rostock verliehen werden. Was hat er davon?

Auch mit dem TV-Interview für die ARD deutet Snowden an, dass er sowohl der hiesigen Öffentlichkeit als auch womöglich der Politik etwas zutraut. Ein Vorwurf, den etwa der Bundespräsident entrüstet von sich weisen würde. Genscher hat Chodorkowski rausgeholt, und Obama schuldet ganz besonders der abgehörten Merkel etwas. Natürlich kann uns Autokrat Putin mal herzlich die Bobbahn runterrutschen, doch – man könnte am Rande der Spiele auch reden.

Die GroKo war letzte Woche in Meseberg um den „politischen Fahrplan“ für 2014 festzulegen. Ringbahn oder Schnellzug?

Casting-Show. Früher gab es Politik, heute ausführliche Runden über „was wir wohl machen würden, wenn wir mal erst was machen würden“. Das entspricht dem Metatrend des Showbusiness: Früher sah man eine gekonnte Gesangseinlage, heute sehen wir halt Dutzende Leute, die es gerne können würden. Merkel ist Grundlinienspielerin. Man kann viele tolle Pläne mit ihr machen; am Ende stellt sie sich hinten rein und haut die Bälle weg, die von allein kommen.

Letzte Woche neu: die EU-Beitrittsverhandlungen mit Serbien. Dabei gab es immer wieder Kritik an deren Umgang mit Kriegsverbrechen. Sind die Serben reif für Europa?

Das Thema gibt es bei anderen ehemals jugoslawischen Republiken auch. Serbien war historisch ein Schlüssel zum Krieg, also ist es auch einer zum Frieden.

Viel Kritik einstecken musste Markus Lanz für seinen Talk mit Sahra Wagenknecht. Der Twittertag #aufschrei ist vergeben. Welcher böte sich an?

Zwecklos. Schon diesmal wollten 2 Mio. weniger Markus Lanz beim Krötenfressen zusehen als den genuinen Dschungelinsassen nebenan bei RTL. Wenn der Rummel auch ein PR-Konzept für „Wetten, dass . . ?“ gewesen sein sollte, ging es nach hinten los. Wagenknecht könnte als Wette anbieten, 20 Fragen von Markus und Uli auszuhalten, ohne in die Deko zu kotzen.

Der Leipziger „Tatort“ soll wie der aus Frankfurt neue Komissare bekommen. Was fehlt dem Sonntagskrimi noch?

Von heroischen Solisten wie Haferkamp und Kressin hat der Cast über Sidekicks, Male-Couples („Schimmi und Thanner“) zu Ermittlerrudeln gefunden. Die vier Protagonisten im Dortmunder „Tatort“ etwa machen Kriminalfälle weitgehend entbehrlich. Im Sinne des Audience-flow wäre es sinnvoll, Günther Jauch übernähme gleich um 20.15 Uhr und verhaftete in ein paar turbulenten Autoverfolgungen verdächtige Darsteller, die zur Strafe dann in seine Runde müssten. Als Schweiger, Thomalla, Ulmen; wie immer; wer später einschaltet merkt gar nichts.

Arianna Huffington hat diese Woche das neue Nachrichtenportal „World Post“ gestartet – von Superreichen für Superreiche. Ihre neue Startseite?

Tratsch. Ich tappe oft auf Links mit verheißungsvollen Schlagzeilen, lande bei HuffPo und fühle mich bei anschließender Lektüre standrechtlich verwartezimmert.

Und was machen die Borussen?

Nach strittiger Auseinandersetzung mit einem 17-Jährigen erwägt Lewandowski, sich einen Bodyguard zu nehmen. Das kennt er vom Platz. Falls er den Schüler tatsächlich geschlagen hat, sehen wir das Verhalten des Bayern-Spielers als ebenso kritisch wie typisch.

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