Die Woche: Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?
Die CDU findet Burkas „männerfeindlich“, die Briten fürchten sich vor Körperflüssigkeiten und der BVB schießt endlich ein Tor.
t az: Herr Küppersbusch, was war schlecht letzte Woche?
Friedrich Küppersbusch: Hysterie wegen R2G in Thüringen.
Was wird besser in dieser?
Hysterie wegen Union/AfD in Thüringen.
Bodo Ramelow hat es im zweiten Wahlgang geschafft und ist der erste Ministerpräsidenten der Linken in Thüringen. Was wünschen Sie ihm?
Ein h vor dem m. Dieses notorische Nachrichtensprecher-„Rammelo“ nervt.
Wolfgang Büchner darf nur bis Ende des Jahres Chefredakteur des Spiegelssein. Sind Sie traurig über das Ende der Soap?
Mit dem „Wer stoppt Putin“-Titel hatte der Spiegel sich in Büchners Ära laut Presserat zur Miss Billig degradiert. Weil keiner an Deck war oder weil der an Deck versagte – egal. Beim Spiegel stehen zwei bedeutsame Fragen auf dem Spiel: Schafft ein Qualitätsmedium wirtschaftlich den Übergang ins Netz? Und: Beweist ein mitarbeitergeführtes Unternehmen weiter seinen Modellcharakter? Deshalb wäre es gut, wenn es jetzt mal gut wäre.
Die Union fordert wieder Burka-Verbot und denkt dabei nur noch an die armen Frauen. Haben Julia Klöckner und Jens Spahn keine Themen mehr?
CDU-Generalsekretär Tauber denkt auch an sich und findet Burkas „in einer aufgeklärten Gesellschaft fast männerfeindlich“, was man wiederum verstehen kann. Die Idee, Mann müsse jederzeit an triebigem Durchschmoren gehindert werden, teilen Burkafreunde mit altfeministische Positionen, und beides kann Mann, wenn man sonst gerade nichts zu tun hat, als Beleidigung empfinden. Ansonsten geht’s darum, dass die Union Themenhoheit gegen die AfD sucht. Beim Kölner Parteitag wäre Klöckner großräumige Meidung des Doms anzuraten, wo stets schleierhafte katholische Ordensfrauen herumpinguinen.
In Großbritannien dürfen bei „Video on Demand“-Pornos bestimmte Praktiken nicht mehr stattfinden. Was ist an der weiblichen Ejakulation gefährlich?
Das ist uns Dortmundern („Eja BVB“) völlig unklar. – Vielleicht ist die Furcht vor Körperflüssigkeiten der Hintergrund der Zeile „britannia rule the waves“, sie wollen ihren viktorianischen Ruf als weltweit führende Klemmschachteln verteidigen. Immerhin steht im althergebrachten Tarnsprech neben „französisch“ oder „griechisch“ der Code „englisch“ für SM und anliegende Gebiete. Die werden allesamt mitverboten. Und Verbot macht richtig scharf. Seit Jahresbeginn muss sich eigens und ausdrücklich freischalten lassen, wer bei britischen Anbietern das unzensierte Netz nutzen möchte. Über 90 Prozent der britischen User tun dies. Der Rest bekommt weder Porno noch die Seiten des deutschen Chaos Computer Clubs. Im vermeintlichen Pornofilter blocken die UK-Behörden offenbar auch Themen, die anderen Freude bereiten. Und Freude hart abzustrafen ist halt – englisch.
Der Stromkonzern Eon spaltet sich: in der einen Firma der Ökostrom, in der anderen der Dreck. Welche Unternehmen sollten auch Bad Banks gründen?
Gibt’s, und bei der Namenswahl Eon hätten wir es ahnen müssen: Äon, ein Zeitalter – oder wie man untertage sagt: „Ewigkeitskosten“. Der „weiße Bereich“ der ehedem Ruhrkohle erfreut seine Aktionäre als Evonik, denn alle Folgekosten des ruinösen Bergbaus wurden 2007 in die RAG Stiftung ausgegründet. Das geht gut, solange Evonik Gewinne an die Stiftung liefert. Falls die Ewigkeit länger dauert als die Evonik, kommen für Bergschäden, Grundwasserpumpen und alles Weitere die Steuerzahler auf. Die Eon-Spaltung hingegen birgt immerhin noch die Möglichkeit, mit Atom-, Kohle - und Gaskraftwerken Geld zu verdienen. Die Beliebigkeit des Merkel’schen Atomausstiegs kann man auch lesen als „Und morgen alles wieder anders“-Ideologie. Dann wäre die Bad Bank ein profitcenter. Schwieriger dagegen die Idee, in der verbleibenden Eon „erneuerbare Energien“ zu versammeln. Ein wesentlicher Aspekt an denen nämlich ist, dass großindustrielle Lösungen oft die schlechtesten sind. Also – wer ist hier eigentlich die Bad Bank?
Opel schließt nach 51 Jahren sein Werk in Bochum. Sie kennen sich dort aus: Was hat die Stadt noch so zu bieten?
Als General Motors in den 50ern einen stahl- und facharbeiternahen Standort im Ruhrgebiet suchte, lehnte Dortmund ab – auch, weil Hoesch zu viel lohntreibende Konkurrenz um die Malocher fürchtete. Haben wir doch schon wieder mal recht gehabt! Im Bochumer „Bermuda-Dreieck“ gibt es eine Frittenbude, die u. a. Erdnusssoße vorhält. Das reißt es nicht raus, nicht sofort, ich weiß.
Und was machen die Borussen?
Jetzt müssen wir die Tore bei 1-0 Heimsiegen schon selber schießen! Zustände!
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