Die Wahrheit: Der Supertopallesverchecker
Schurken, die die Welt beherrschen wollen – heute: Friedrich Merz, der Schwerphilosoph und Fastschonbundeskanzler aus dem Sauertopfland.
Mitte des 19. Jahrhunderts machte der Abgeordnete eines französischen Departments in seiner Heimat Stimmung gegen Louis Bonaparte, den späteren Kaiser Napoleon III., dessen Unfähigkeit er auf jede Weise hervorhob. Ein Pächter hörte ihm ruhig zu. Auf die Frage, für wen er nun stimmen wolle, gab er zur Antwort: „Für Louis Bonaparte.“ – „Aber der ist ein ausgemachter Dummkopf!“, rief der Abgeordnete. „Mag sein“, erwiderte der Pächter, „aber die klugen Leute haben so viele Dummheiten gemacht, dass wir es einmal mit einem Esel probieren wollen.“
Ganz anders Friedrich Merz, mit dem es die Leute diesmal probieren wollen, nachdem Jahre lang Inkompetenz, Ahnungslosigkeit und Unvermögen das Sagen hatten. Merz wird die in Ruinen liegende Wirtschaft, die in Trümmern erstarrte Gesellschaft mit seinem Können, seinem Wissen und seiner Erfahrung wieder auf Vordermann bringen – Friedrich Merz sei jetzt schon Dank!
Dass er und nur er das kann, was er denn alles kann, kommt nicht von ungefähr. Der Löwe aus Brilon war von Anfang an prädestiniert und auserwählt, Deutschland zu retten. Schon mit sechs Jahren begann der Wunderknabe, lesen, schreiben und das Zählen mit und ohne Finger zu erlernen und anzuwenden – nichts hat der Allrounder seither verlernt, er, Friedrich Merz, der Spinoza aus dem Sauerland! Was gewiss kein fairer Vergleich ist: Man lese und studiere „Mut zu Merz“ (2002), „Wachstumsmotor Merz“ (2008), „Mehr Merz wagen“ (2008), „Was jetzt zu tun ist. Merz 2.0“ (2010) und „Neue Zeit. Neue Verantwortung. Neuer Merz“ (2020) – und man weiß, wer von beiden Rivalen das echte Meisterhirn, der wahre Superchecker 2.0 ist!
Schon als Schüler am Rand des Rheinischen Schiefergebirges stellte der 1955 hingeborene Denker und Staatsmann unter Beweis, dass er mit jedem konnte, saß er doch mit Kindern in einer Klasse. Später fand sich der Gottbegnadete neben Erwachsenen in Vorlesungen und Seminaren ein, um Ökonomie und auch Jura zu inhalieren, denn der Pfiffikus wollte beim anschließenden Versilbern seiner Kontakte, Geschäftsbeziehungen und Verstandeskräfte auf Nummer sicher gehen.
Universalgenie Merz
Geld, Finanzen und Wirtschaft, Einkommen, Fonds und Guthaben, Wertpapiere, Aktien, Zinsen, Zinseszinsen sowie sonstige Erträge und Einkünfte – weit gespannt sind des Universalgenies Merz Interessen und Geistesgaben. Ja, mit seinem Jahreseinkommen von geschätzt einer Million Euro erweist sich das Schlitzohr sogar als mustergültiger Vertreter, Fürsprecher und Repräsentant auch der kleinen Leute, die jeden Samstag davon träumen, im Lotto zu gewinnen!
Träume hat auch die Koryphäe Merz, die trotz ihres weithin berühmten und gefeierten Sachverstands und Fachwissens bloß in neunzehn Aufsichtsräte, Vorstände und Beiräte von lauter grundgütigen Unternehmen, Firmen und Fonds gelangte, obwohl man doch erst mit zwanzig so viele Posten innehätte wie Finger und Zehen. Was Rechenkünstler und ABC-Schütze Merz schon in der Schule gelernt hatte, siehe oben!
Comebacker Merz
Die Neunzehn und die Zwanzig: Für das Multitalent und Rundumgenie Merz spielen diese kaum begreiflichen Zahlen auch in der Politik eine große Rolle. Pi mal Daumen ist es exakt so lang her, dass der Zauberer vom hell erleuchteten Bundestag in den Kosmos der Wirtschaft entwischte, wo hinter verschlossenen Türen noch effizienter um die Weltherrschaft gepokert wird. Doch schließlich verließ Merz die Schattenwelt wieder – es zog den Muhammad Ali der Politik zurück auf die Bühne. Zwar ging er im Ring erst gegen Annegret Kamp-Karrenbauer k. o., verlor dann gegen Armin Laschet nach Punkten – und feierte wie sein Vorbild am Ende das Comeback und wurde CDU-Vorsitzender aller Klassen. Seither kann es jeder sehen, der Augen und Ohren hat: Die Macht ist mit ihm!
Nur die letzte Kurve muss Friedrich Merz, der auch Bundestagsabgeordneter, Fraktionsführer, Kanzlerkandidat und Lichtgestalt in einer einzigen Person ist, vor dem großen Sieg noch kratzen. Alles Nebensächliche, Hinderliche und gefährlich Fettnapfhafte hat Stratege, Mastermind, Riesenhirn Merz dafür zurückgestellt und geopfert: Er hat sich nie als Bürgermeister eines Dorfs, einer Samtgemeinde, einer Kleinstadt anleinen und von Kleinkram aufsaugen lassen, hat nie als Oberbürgermeister einer Metropole sein Talent vergeudet, nie als Minister oder womöglich Ministerpräsident eines Bundeslandes seine Kraft verschwendet, nie als Bundesminister seine Gaben verschleudert – Friedrich Merz hat sich aufgespart!
Held, Heros und Hahn im Korb: Vom ersten Tag an wird Bundeskanzler und Teufelskerl Friedrich Merz Bedarftheit, Weitstirnigkeit und Beholfenheit an den Tag legen. Und er weiß schon jetzt und hat bereits bewiesen, mit welchen Hühnern er kann. Probieren wir es also mit Friedrich Merz!
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