Die Wahrheit: Schuld und Sühne
Wie einmal eine Anekdote über Wladimir Putin bedauerlicherweise wahr wurde und eine neue Schnurre hoffentlich den Weg in die Zukunft weist.
Am 24. Februar 2022 überfiel Wladimir Putins Armee die Ukraine. 22 Jahre zuvor, im Januar 2000, erschien auf der Wahrheit-Seite eine Sammlung von Anekdoten über den neuen russischen Präsidenten Putin: „Aus dem Reich des Bären.“ Mit diesen Anekdoten wurde eine Tradition begründet, die bis heute anhält. Immer dann, wenn ein Staats- oder Regierungschef neu ins Amt kommt, heißt es: „Anekdoten-Alarm!“ In einem salbungsvollen Schmunzeltonfall werden angebliche Begebenheiten aus dem Leben der künftigen historischen Persönlichkeit erzählt, was auch eine Parodie auf das Genre sein soll. Denn sämtliche Schnurren sind komplett erfunden.
So wie seinerzeit diese „Anekdoty“ über den russischen Führer: „Als der frisch gebackene Präsident Putin von seinem Berater Igor Strogow aufgefordert wurde, die abtrünnige Republik Ukraine im Handstreich zu nehmen, antwortete er wie aus der Raskolnikoff geschossen: ‚Sind Sie verrückt? Das können wir doch nicht machen.‘“
Mit erstaunlich sarkastischer Weitsicht nimmt die kleine Erzählung schon vor einem Vierteljahrhundert das Verlogene des heuchlerischen Massenmörders Putin vorweg. Aus einer Raskolnikoff lässt sich zwar kaum wie aus einer Kalaschnikow feuern, aber der Name ist eine Anspielung auf die Hauptfigur in Dostojewskis Roman „Schuld und Sühne“. Der arrogante und dünkelhafte Raskolnikoff entwickelt die Idee eines „erlaubten Mordes“. Und Putin, der gern bizarre historische Bezüge herstellt und sich auf Dostojewskis quasireligiöse Russlandverehrung beruft, geht inzwischen sühnefrei seinen Staatsgeschäften als erlaubter Mörder nach.
Tod im Schlaf
Im Witz liegt die Wahrheit – und umgekehrt. Was, wenn wir das ironische Spiel weitertreiben und die hellsichtige Kraft der Wahrheit vom Anfang auf das Ende lenken? Auf Putins Tod? Der so sicher ist wie das Arschloch in der Kirche, oder nicht? Eine Anekdote muss her …
Völlig überraschend stirbt eines Tages Wladimir Putin im Schlaf. Als er ans Himmelstor klopft, um eingelassen zu werden, erscheint ein älterer Herr mit weißem Bart. Der Himmel sei für ihn nicht zuständig, erklärt er dem Bittsteller: „Präsident Putin, Sie sind unsterblich.“
Putin steigt in die Hölle hinab, wo er schon am Tor erwartet wird, offenbar haben sich oberes und unteres Jenseits abgesprochen. Man sei nicht für ihn zuständig, erklärt der rotgewandete Türsteher: „Präsident Putin, Sie sind unsterblich.“
Bestürzt über die mangelnde Willkommenskultur kehrt Putin nach St. Petersburg zurück und wird, in Gedanken versunken über seine ungewisse Zukunft, auf dem Newskiprospekt von einem Bus überfahren. „Idiot!“, ruft der Fahrer am Steuer des Ikarus, als er aber Putin erkennt, der als Untoter den Unfall unbeschadet überstanden hat, empfiehlt er ihm, Crashtest-Dummie in der Zwischenwelt der russischen Autoindustrie zu werden. Und so läuft Putin bis in alle Ewigkeit jeden Tag vor den Bus. „Präsident Putin, Sie sind unsterblich.“
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