Die Wahrheit: Stinkreich und den Hals nicht voll
Alles über die äußerst dunkle Business-Seele des taz-Wahrheitautors Fritz Tietz, der aktuell Star einer hochbrisanten ARD-Doku ist.
„Money Maker“ heißt eine Doku-Serie im Ersten, die die ARD so anreißt: „Sie sind als Nobodys zu Geld gekommen. Ihre Geschäfte: mal seriös mit harter Arbeit, mal gewieft bis illegal. Im Zentrum ihrer Geschichten steht immer das persönliche Streben nach Erfolg und Geld – und wie viel jeder Einzelne bereit ist, dafür zu tun. Wie fleißig, clever, gerissen oder dreist muss man sein? Und wie weit würde man selbst gehen?“ Tja, wie weit würde man selbst gehen? Das ist in der aktuellen „Money Maker“-Folge die Frage an den Gimmick-Hersteller und Wahrheit-Autor Fritz Tietz, nach eigenen Angaben „stinkreich, aber den Hals noch lange nicht voll.“ Die Wahrheit hat ihn jetzt im niedersächsischen Seevetal aufgespürt.
Drei schwarze Punkte auf gelbem Grund! Darauf muss man wirklich erst mal kommen. Die weltberühmte Autofahne, mit der sehbehinderte Autofahrende andere Verkehrsteilnehmer darauf hinweisen, dass da „ein Blinder“ unterwegs ist, ist aber längst nicht das einträglichste, was der berüchtigte Seevetaler Money-Maker Fritz Tietz erfunden hat. Auch das legendäre Kackefähnchen stammt aus der höchst windigen Streuartikel-Manufaktur des „umtriebigen Geldschefflers“, wie das Fachmagazin Geldadel Tietz unlängst treffend titulierte. „Das Leben steckt voller Überraschungen: Manchmal tritt man sogar in eine!“: So bewirbt der „gewiefte Entrepreneur“ (Focus) den von ihm entwickelten und in mittlerweile mehr als 213 Sprachen erhältlichen Tretminenmarker.
Und wieder ist es die Kombination schwarz auf gelb, die dem „Geldriecher“ (Stern) einen sagenhaften Verkaufserfolg beschert hat. Über 30 Millionen mal wurde das Papierfähnchen mit dem mahnenden Schriftzug drauf bislang geordert – weltweit. Jeden Monat geht allein ein Container nach China – randvoll gefüllt mit den „pissgelben Fähnchen“ (taz), auf denen 卡克 steht, wie das Schriftzeichen für die Hinterlassenschaften der, grob geschätzt, 3,4 Milliarden chinesischen Bellos lautet. Seit die Chinesen mehr Hunde halten, als sie verzehren können, gilt auch im Reich der Mitte die täglich tonnenweise anfallende Losung der Vierbeiner als ein ebenso übelriechendes wie schuhsohlenverklebendes Problem.
Fraglich indes, ob die Fähnchen wirklich alle gesetzt werden, „um den Hundefreunden zu signalisieren: Bitte hier nicht mehr“, wie Tietz den Sinn und Zweck des Kackefähnchens in der Gebrauchsanweisung seines Megasellers beschreibt. Die meisten deutschen Kunden ließen sich das in der Szene als kultig geltende Fähnchen zum Beispiel nur kommen, um es in die Töpfe ihrer Zimmerpflanzen zu stecken, das Katzenklo damit zu bestücken oder sonstwie ihre Wohnungen mit ihm zu schmücken, schmunzelt der „Fähnchen-Papst“ (Neue Revue). Sehr beliebt seien seine Kackefähnchen auch, um kalte Büffets „witzig aufzupeppen“, indem sie in die Bulettenhaufen oder ins Tiramisu gesteckt werden, wie Tietz aus zahllosen Zuschriften begeisterter User weiß.
Die allermeisten Fähnchen werden aber durchaus zweckbestimmt auf den hiesigen Kackgrounds gehisst. Und zwar von „Personen wie Du vielleicht, aber ich nicht“, wie Tietz jene Sorte Mitmensch nennt, die teils mehrmals täglich vor einem Hundehaufen in die Knie gehen, um ihn mit seiner 99 Cent teuren Fahne als stinkendes Örtchen zu markieren. Er selbst käme nie auf die Idee, einen unten angespitzten Holzstab mit einem daran befestigten Papier in ein möglicherweise noch dampfendes Geschäft zu drücken. „Aber gut, wer’s mag …“, sagt er, während er in seiner Heimat Seevetal beiläufig die aktuellen Verkaufszahlen checkt.
„Das Wort Gewinnrückgang hab ich aus meinem Wortschatz gestrichen,“ kommentiert Tietz die frisch eintrudelnden Bilanzen. Und da sich Hundehalter wohl nie vorschreiben lassen werden, wo, wann und in welchem Umfang sich ihre geliebten Fellnasen lösen dürfen, und sie zugleich im Aufklauben der amorphen Haufen eher einen Angriff auf ihre persönliche Freiheit sehen als eine im Tierköddelbeseitigungsgesetz geregelte Vorschrift, wird die Fähnchen-Nachfrage wohl unvermindert anhalten.
Ob Fritz Tietz einen ähnlichen Boom auch für sein neuestes Giveaway erwarten darf, den Autoaufkleber „Tempolimit“? Soeben hat er ihn in auf den Markt geklebt – den deutschen ausschließlich, denn nur dort, wo die Menschen mehr noch als in ihre vierbeinigen in ihre vierrädrigen Freunde vernarrt sind, kann dieser Aufkleber genügend Abnehmer und Abnehmerinnen finden.
„Träumst Du schon oder trainierst Du bereits?“, stellt ihnen Tietz in der genialen Werbung die alles entscheidende Frage. Denn es gibt diesen Aufkleber in gleich zwei Varianten: „Hupen zwecklos, Fahrer träumt vom Tempolimit.“ lautet die Botschaft des einen – „Nicht drängeln! Fahrer trainiert fürs Tempolimit.“ die des anderen.
Da hat, wer nur ein Auto besitzt, die Qual der Wahl. Welchen Sticker soll er sich bloß hinten ankleben, „damit das Geschwindigkeitsgesindel gleich Bescheid weiß und die Temporüpel hinter Dir sofort checken: Du wartest nicht länger aufs Tempolimit, sondern fährst jetzt schon freiwillig niemals schneller als 30 (innerorts), 70 (auf Landstraßen) oder 100 (auf Autobahnen),“ wie der Seevetaler das im schmissigen Marketing-Sprech beschreibt.
Die Wahrheit hat die dunkle Business-Seele ihres Autors Fritz Tietz nun aber genug erkundet. Tschüss aus den Niederungen Niedersachsens! Zumindest dem schwarz-gelben Grunddesign nach, das Tietz auch diesem Gimmick verpasst hat, müsste seine neueste Verkehrserziehungsmaßnahme laufen wie geschnitten Brot.
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