Die Wahrheit: Bahn-Bonbons
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die geneigte Leserschaft an einem Poem über die großzügigen Bahn-Vorstände erfreuen.
Denkt euch, ich hab Bahnchef Lutz gesehn.
Und zwar im Hauptbahnhof. Ja, an Gleis zehn.
Der Lautsprecher hatte dort gerade verkündet
– und das mit Gleisbettarbeiten begründet –,
dass der ICE sechsvierdrei nach Berlin
eine Stunde Verspätung … und der nach Wien
heute ausfällt. Und Lutz? Das kann doch nicht sein:
Aus einem Sack fischt er Schein um Schein:
Und verteilt die Hunderter mit nem gesunden
Lächeln an die dort wartenden Kunden.
Durch die Züge geht jetzt Bahnvorstand Holle
mit Decken aus feinster Kaschmirwolle.
die er von seinen so kargen Bezügen …
So wird auch ein Nothalt zum reinen Vergnügen.
Auch Peterson, Huber, Seiler und Gerd,
alle Vorstände machen, wie man so hört,
in Zügen, auf Bahnsteigen brav ihre Runden
und teilen großzügig mit ihren Kunden.
Wie heißt doch der griffige Slogan der Bahn?
„Mehr Bahn für alle“? Läuft doch nach Plan.’
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