Die Wahrheit: Sonnenbrandgebet
Donnerstag ist Gedichtetag auf der Wahrheit: Heute darf sich die geneigte Leserschaft an einem Poem über eine brutzelnde Gefahr und Hoffnung erfreuen.
Der Sommer steht, das ist bekannt,
für Eis und Sex und Sonnenbrand.
Das Eis, das schmilzt dank Inflation
im Geist mir durch die Finger schon.
Für Sex, da braucht’s ein Gegenstück.
Das hab ich nicht. Auch hier kein Glück …
Da muss ich mich wohl selbst verkohlen
und mir das dritte Dingens holen:
Nun, Sonne, hilf mir, mach mich rot,
schäl mir die Haut, schenk mir den Tod!
Der gleich zwar nicht, doch früher kommt,
als wenn man bleich bleibt, unbesonnt.
Im Abendrot will ich, ach, liegen,
will stöhnen und den Körper biegen!
Worauf ich bis in alle Früh
dank dir dann noch verzehrend glüh.
Ich fühle so Lebendigkeit,
bin süß vom Daseinsschmerz befreit.
Ja, ich war stets ein Sommerkind,
und eines weiß ich ganz bestimmt:
Der Sommer macht den Mensch erst gar.
Bring mir ihn auch in diesem Jahr!
Ach, brutzel mich in andre Sphären,
als ob nur wir alleine wären!
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