Die Wahrheit: Södern und Aiwangern
Lebenslänglich Bayer: Es geht ein Wahn um im Freistaat. Gibt es dagegen Medikamente? Ein Impfung? Oder muss man die Regierenden etwa aushalten?
G eht das von alleine weg, oder muss ich zum Arzt? Und was würde der wohl sagen, wenn ich ihm mein Leiden schildere? Hilft eine Therapie dagegen? Gibt es schon Medikamente? Eine Impfung? Oder muss ich in eine Anstalt? Nein, das nicht. Markus Söder und Hubert Aiwanger laufen ja auch frei herum. Der bayerische Ministerpräsident und sein Wirtschaftsminister sind es nämlich, die mich mit ihrem Wahnsinn in einen ebensolchen treiben. Seit ein paar Wochen geht das nun schon so. Ich södere und aiwangere. Ich will es nicht und kann nicht anders.
Neulich wollte ich einfach nur Spargel kaufen. Beim Gespräch mit dem Gemüsehändler ist es passiert. Ich habe dem Mann erklärt, dass ich nur weißen Spargel esse. Wer grünen Spargel esse, sei ideologisch verbohrt. Da müsse die Ampel nachbessern. Eine Klage in Karlsruhe hätte ich schon vorbereitet. Der Gemüsehändler hat freundlich gelächelt, mir zum Spargel noch ein paar Gratistomaten eingepackt und mir sehr sanft die Hand gedrückt. Ich scheine Mitleid zu erregen.
Vielleicht helfen ja die Tomaten, hoffe ich, während sich der Wahnsinn weiter in mir ausbreitet. Innerlich södere ich weiter. Ich stelle mir eine Tomatenkernfusion vor, frage mich, warum so etwas eigentlich nur in den USA möglich sein soll, und wünsche mir einen Fusionsreaktor für Tomatenkerne auf dem Gelände des von grünen Ideologen stillgelegten Atomkraftwerks Isar 2, bei der auch Energie gebunden wird, die durch die konsequente Umsetzung eines Genderverbots im Bayerischen Rundfunk gewonnen wird.
Als ich kurz darauf an einer Infotafel der Wohnungsbaugenossenschaft Berliner Bär vorbeigehe, meldet sich mein innerer Aiwanger. Ich muss an den Bären denken, der kürzlich in Norditalien einen Mann getötet hat, daran, dass dieser Bär die Schwester des Problembären war, den einst Edmund Stoiber hat hinrichten lassen, dass ein weiterer Bruder der beiden in der Schweiz Lebensmittel von Menschen hat stehlen wollen, dass die Bären über den Balkan eingewandert sind, und frage mich, was eigentlich noch alles passieren muss, bis endlich etwas gegen die Clankriminalität unternommen wird, und warum nicht mehr anständige Deutsche dieses Problem lösen, indem sie einfach ein Messer aus der Tasche ziehen. Aber es wird ja eh nichts passieren in einem Land, in dem die meisten Leute nicht einmal einen Nagel gerade einschlagen können.
Ich weiß eigentlich, dass das Problem eher Leute sind, die zu nicht viel mehr in der Lage sind, als einen Nagel einzuschlagen, und doch nimmt es kein Ende mit dieser Aiwangerei in mir drin. Gesunder Menschenverstand sei wichtiger als grüne Ideologie, sage ich zu einem Mann, der doch recht ratlos mit einer blauen Flasche vor den drei üblichen Glascontainern steht. Das stimme zwar, meint der, aber das helfe ihm jetzt auch nicht weiter.
Es gibt also noch andere Betroffene, stelle ich fest. Beruhigen mag mich das nicht.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Tabubruch der CDU
Einst eine Partei mit Werten
Jugendliche in Deutschland
Rechtssein zum Dazugehören
Jens Bisky über historische Vergleiche
Wie Weimar ist die Gegenwart?
Krieg und Rüstung
Klingelnde Kassen
Denkwürdige Sicherheitskonferenz
Europa braucht jetzt Alternativen zu den USA
Social-Media-Star im Bundestagswahlkampf
Wie ein Phoenix aus der roten Asche