Die Wahrheit: Glücksweltrekordmeister Finnland
„Wir sind zufrieden mit ziemlich wenig“: Suomi ist das vielleicht einzige Land auf der ganzen großen undankbaren Welt, wo dieser Satz stimmt.
A nd the Oscar goes to … Finnland! Das kleine Land im hohen Norden wurde am Montag laut World Happiness Report der Vereinten Nationen zum sechsten Mal und das sogar in Folge Glücksweltmeister! Wir als Deutsche liegen da abgeschlagen auf Platz 16.
Warum sind die Finnen so unfassbar glücklich? Vor allem liegt es daran, dass sie nicht so schrecklich unzufrieden sind, wie es die Deutschen zwischen München und Kiel scheinbar in jeder Generation in die Wiege gelegt bekommen. Finnland ist zwar ein Land ähnlich groß wie Deutschland. Aber es leben dort nur 5,5 Millionen Menschen. Es hat einfach Platz, die Menschen gehen sich aus dem Weg und niemandem auf die Eier oder Eierstöcke. Ein finnisches Sprichwort lautet: „‚Ausweichen, nicht fluchen‘, sprach der Stein zum Pflügenden.“
Als die Supermarktkette Lidl nach Finnland expandierte, stellte sie an den Kassen Warenförderbänder auf wie hierzulande. In finnischen Supermärkten sind diese Bänder allerdings etliche Meter länger, denn sogar beim Einkaufen hält man Abstand zueinander – und das bekommt dem Land und der Volksseele. Nicht einmal Haribo-Goldbären konnten die Finnen in die Märkte locken. Erst mit längeren Warentransportbändern vermochte Lidl Umsatz zu machen.
Überhaupt sind Finnen mit dieser Mischung aus Witz und Tiefe auch die Gemeinschaft mit den schönsten Sprichwörtern: „‚So viel Glück‘, sagte die junge Frau beim Tanzabend, als die neben ihr aufgefordert wurde.“
Helsinki und Bad Oeynhausen im Vergleich
Als ich einige Finnen fragte, was der Unterschied sei zwischen dem nordischen Land und unserem von ihnen aus südlichen, antwortete mir Lumi, eine junge Ärztin aus Helsinki, die einige Jahre in Ostwestfalen praktiziert hatte: „Ich kann nichts dazu sagen, was Finnland und Deutschland unterscheidet. Ich kann nur reden über die Unterschiede zwischen Helsinki und Bad Oeynhausen.“
Was ihr aber sofort aufgefallen war, ist die Klassengesellschaft in Deutschland: „Wir siezen niemanden im Krankenhaus. Wir duzen uns alle. Auch die Putzfrau. Wir alle zusammen sind wichtig für das Krankenhaus. Und verantwortlich. Wenn sie mich siezen müsste, das wäre ja wie ein Zaun zwischen uns.“
Und schließlich ist da die Sauna. Bei sich sein und bleiben. Gern auch täglich und schon früh am Morgen. Schweigen und schwitzen. Es gibt dabei keine Regel, die besagt, wie oft und wie lange du ins Hitzebad gehst. In Deutschland haben wir rechtsverbindliche Aushänge mit Strafandrohungen. Und die Finnen wundern sich über die Sanduhren an deutschen Saunawänden.
Vor allem aber sagen sie immer wieder eines: „Wir sind zufrieden mit ziemlich wenig.“ In den kleinen Dingen des Alltags sehen sie eine Form von Luxus. Und das Luxusgut Glück hat der Weltrekordmeister Finnland allein wegen meines Lieblingssprichworts verdient: „Kalter Kaffee macht schön. Aber der Magen verträgt nicht so viel, wie das Gesicht verlangt!“
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