Die Wahrheit: Goreng-Kampf mit Motten
Verfluchte Viecher belagern die Vorräte in der Küche. Da bleibt leider nichts anderes übrig, als das alte Dogfood Bami und Nasi in Dosenform.
S o ganz verstehe ich nicht, wieso am vorigen Wochenende niemand zu meinem vollmundig angekündigten Bami-Goreng-Abend kommen wollte. Ich hatte auf der Einladung sogar Alternativen vermerkt: Für die Bami-Allergiker unter meinen Bekannten wäre selbstverständlich auch Nasi Goreng möglich gewesen, das hätte mich ein Lächeln und einen Griff zur Nachbardose gekostet. Aber exotische Speisen scheinen nicht mehr en vogue zu sein.
Den Vorwurf der kulturellen Aneignung kann man bei Bami und Nasi Goreng ohnehin unmöglich bringen, ich bin ziemlich sicher, dass es die beiden Gourmetgerichte in Dosenform ausschließlich in Deutschland gibt. Jetzt sitze ich auf 30 Schlemmerdosen, und mache mir jeden Abend eine warm, Nasi und Bami abwechselnd. Sojasprossen inklusive. So gesund! Und ich muss eines sagen: Es stimmt, der Kauf von Dosen trägt nicht gerade zur Abfallvermeidung bei. Aber er reduziert das Lebensmittelmottenproblem, das in meiner Vorratskammer herrscht, und das in letzter Zeit zu einer Art Wettkampf zwischen den Motten und mir geriet: Wer schafft es, schneller alles aufzufressen?
Zur Konkurrenzsteigerung, und um die Motten mürbe zu machen, hatte ich sogar eine große Schlupfwespenkolonie als Teilnehmerin nachnominiert. Aber das schien die erwachsenen Motten zunächst kaum zu scheren, auch nicht, was die Schlupfwespen Kannibalistisches mit ihrem Nachwuchs anstellten.
Erst als ich in einer alten Nussbüchse das Mottennest entdeckte – ich möchte hier nicht ins Detail gehen, falls jemand seine App beim Frühstück liest, aber es erinnerte stark an die Szene aus „Alien – Die Rückkehr“, in der Ripley und die kleine Rebecca die Königin in ihrem Nest aufwecken … –, witterte ich Morgenluft. Ich entledigte mich der Nussbüchse, nagelte eine der Motten als Mahnmal mit ausgebreiteten Flügeln gekreuzigt an die Vorratskammertür und wartete ab.
Tatsächlich gibt es seitdem signifikant weniger Mottenaktivität. Das und die Aufstellung eines mit Pheromonen getränkten, zeltähnlichen Mottenpuffs, den ich „Zum gefallenen Nachtfalter“ nannte, was mir besser gefiel als die Herstellerbezeichnung „Motty Twister“, sowie die Bami-Nasi-Dosen-Aufstockung scheint ihnen endgültig den Garaus gemacht zu haben.
Zum Glück. Denn das Bami wächst mir langsam aus den Ohren raus. Ich sehne mich nach leckeren Mehlspeisen oder Hartweizengrießprodukten. Ich träume von Hülsenfrüchten in hübschen undichten Gläsern, von Trockenobst in leicht zu durchdringenden Stoffbeuteln und vom durch Kochdampf entstehenden gemütlichen Feuchtklima in meiner Küche.
Ich habe mir jedoch geschworen, die Kammer erst wieder aufzufüllen, wenn die letzte Motte verhungert, das letzte Mottenbaby aufgefuttert und das letzte Nest vernichtet ist. Damit die verfluchten Viecher endlich merken, dass man meinen Vorrat nicht essen kann.
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