Die Wahrheit: Prinz Harrys Grenze
Neues aus Neuseeland: Nach dem großen Lockdown wird down under der Tourismus auf Turbo geschaltet – die einen kommen, die anderen gehen …
Z wei Jahre lang im Dornröschenschlaf und endlich wachgeküsst: Die Grenzen sind offen! Der goldene Käfig im Südpazifik, dessen Insassen die schlimmste Coronawelle verpasst haben, darf endlich wieder das sein, was er immer war – ein Touristenpfuhl. Doch während die Fremden einströmen, fliehen die Einheimischen. Alle, die während der Pandemie nicht reisen konnten, drängeln sich jetzt in die überfüllten Flugzeuge. Neuseelands Reisebüros laufen auf Turbo.
Der berüchtigte „brain drain“ – clevere Kiwis verlassen nach der Schule das Land und machen in London oder Sydney Karriere – drehte sich Anfang 2020 in den „brain gain“ um: Ex-pats und Superstars eilten aus Europa oder Amerika in die pazifische Heimat zurück, um dort die Pandemie fast ohne Lockdowns auszusitzen. Sie erlitten einen leichten Kulturschock nach dem Leben in den großen Metropolen, aber wir hatten die Besten der Besten endlich in greifbarer Nähe.
Doch jetzt haben wir den „fame drain“: Alle Promis ziehen wieder raus in die Welt – auch US-Performerin Amanda Palmer, die down under feststeckte und zwei Jahre lang das relaxte Inselleben auf Waiheke vor Auckland genoss. Viele emotionale Abschiedsposts pflasterten ihr Instagram. Die Trauer bei den Hiesigen währte jedoch nicht lange, denn sie mussten sich auf den Ansturm aus Übersee vorbereiten. Der begann scheibchenweise.
Zuerst wurde die strenge Hotel-Quarantäne abgeschafft. Anfang Mai durften bereits alle Ausländer aus 60 Ländern ohne Visapflicht durch den eisernen Vorhang, Ende Juli kommt der Rest. Tausende von Studenten und Immigranten sitzen auf gepackten Koffern. Die ersten Passagiere aus Los Angeles, die in Auckland landeten, wurden frühmorgens in der Ankunftshalle von einer Gruppe Maori-Sänger beschallt. „Kia ora“ war in Riesenlettern auf den Rasen des Rollfeldes gemalt. In Queenstown gab es für die Neuankömmlinge Goodie-Bags.
Aotearoa lässt sich nicht lumpen, wenn es um seine Gäste geht. Auch Premierministerin Jacinda Ardern befeuerte das Touri-Fieber und riet den Anreisenden, doch bald einen Platz auf einem der „great walks“ zu buchen, bevor auf den beliebten Langwanderwegen alle Hütten voll sind. Und selbst Prinz Harry, der mit Meghan Markle und Kindern in Kalifornien lebt, sprang aus der Ferne für seine südlichste Kolonie in die Bresche: Er drehte ein Werbevideo für seine neue Non-Profit-Firma Travalyst.
Darin sieht man den Queen-Enkel beim Joggen. Er wird von einem „Reisebewerter“ – Kiwi-Schauspieler Rhys Darby – angehalten, der auflistet, was Harry beim letzten Neuseelandbesuch 2018 alles verbrochen hat: Auf Aucklands Strand ließ er Bonbonpapier zurück – Punktabzug. Auf der Plusseite: Harry kaufte Manuka-Honig und sparte im Hotel an Handtüchern. Zum Abschied gibt’s ein paar Maori-Worte des königlichen Touristen: „Kei te pai“ – mir geht’s gut. Die Saison kann starten.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!