Die Wahrheit: Triell in der Abendsonne

Drei Helden umkreisen sich beim Showdown der Bundestagswahl wie im Italowestern: Clint Baerbock, Armin Wallach und Olaf Van Cleef.

Clint Eastwood mit Cowboyhut.

Geht glorreich in die Bundestagswahl: Clint Baerbock Foto: AP

Fernsehmedial machte kürzlich das Wort „Triell“ die Runde. Auch wenn nur die Wenigsten das Aufeinandertreffen von Annalena Baerbock, Armin Laschet und Olaf Scholz im WDR verfolgt haben, so ist doch seitdem die Wortschöpfung überall im Gespräch. Ist ein Triell nur eine Ausweitung eines Duells oder mehr?

Die schussbereite Fachliteratur verweist bei der Erklärung auf drei Theoretiker: auf den Westernregisseur Sergio Leone sowie die Logiker Martin Gardner und Simon Singh. In allen theoretischen Simulationen und Rechenbeispielen geht es wie bei der nächsten Bundestagswahl um die letzten Endes letale Frage: Wer bleibt am Schluss übrig?

Das Fatale ist ja der Umstand, dass wir uns auf unbekanntem Terrain bewegen. Bei allen bisherigen Wahlen gab es drehbuchgerecht nur „zwei glorreiche Halunken“, die im Kanzleramt den Schatz vermuteten. Aber bei dem aktuellen Dreier wird es eng. Und ist Annalena wirklich die Gute, sprich der Waffennarr Clint Eastwood, Olaf Scholz aber der böse Auftragskiller Lee Van Cleef und Armin Laschet der rachsüchtige Tölpel Tuco alias Eli Wallach? Denn beim Kampf ums Kanzleramt geht es immer auch um die richtige Wahlkampfstrategie. Wer ist der Gegner Nummer eins, auf den es zu zielen gilt?

Tuco-Armin die Patronen stibitzt

Im Western läuft zuletzt alles auf den Showdown, das traditionelle Duell zweier Revolverhelden hinaus, die sich gegenüberstehen. Bei Sergio Leones revolutionärer Italo-Erweiterung des Westerns stehen sich eben nicht, wie der fälschliche deutsche Titel behauptet, „zwei glorreiche Halunken“ gegenüber, sondern „the good, the bad and the ugly“ umkreisen sich lauernd, bis sie final ihre Revolver ziehen.

Die Logiker Gardner und Singh sind beide zu der Lösung gekommen, dass es für alle am günstigsten wäre, im Sinne des eigenen Überlebens in die Luft zu schießen – sozusagen eine Luftnummer zu fabrizieren. Eigentlich käme das sowohl der demokratischen Grundgesinnung der drei, niemandem unnötig wehzutun, genauso entgegen wie die Angst vor Grundsatzentscheidungen voller Zu­mutungen.

Wie also wird es im realen Triell ausgehen? Bei Sergio Leone hatte Clint Baerbock dem Tuco-Armin vorausblickend die Patronen aus der Waffe stibitzt. Aber wird es reichen, wenn bis zum Wahltag kein Parteiprogramm nachgeladen werden kann, während auf der anderen Seite Olaf Van Cleef den Staatsschatz auch noch um die Vermögen- und Erbschaftsteuer ergänzen will? Denn was man leider auch aus Western kennt: Wenn ein mit Sheriffstern bestückter Vierter am Trielltatort eintrifft, dann muss der Showdown als Quartell noch mal ganz von vorn gedreht werden.

Dann reitet Christian Lindner unter morriconischem Geheul eines Koyoten auf seinem Shetlandpony mit geladenem Henrystutzen in die Szene und rettet als Old Shatterhand den am Marterpfahl gefesselten Winnetou. Und wer den gibt, wollen wir lieber nicht wissen. Sahra Wagenknecht?

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