Die Wahrheit: Der Lupinen-Friedhof
Neues aus Neuseeland: Auf der Südhalbkugel ist gerade Sommer. Wirklich! Zeit, einen Ausflug an den See zu unternehmen.
D iesen Sommer war ich am Lake Tekapo. Ein Kamerateam musste einen neuen SUV filmen und brauchte zwei Leute, die durchs Alpenpanorama der Südinsel fahren. Meine Freundin und ich sollten vor dem See anhalten und wie Heidi auf der Alm durch die Lupinen hüpfen. Das Meer der rosa und lila Blumen rund um Tekapo ist ein hunderttausendfaches Instagram-Motiv, so berühmt wie der Mount Cook.
Jeden Sommer drohen rund um den See Staus und Auffahrunfälle, weil so viele Touristen anhalten und die bunten Blumen fotografieren. Dieses Jahr gibt es jedoch keine Touristen, da die Grenzen noch dicht sind, weil: Covid. Die Filmcrew mit ihren Drohnen hatte freie Sicht, und wir hatten freie Fahrt. Doch etwas anderes fehlte ebenso, als wir in Tekapo ankamen: die Lupinen. Wir mussten uns mit ein paar Restrabatten am Straßenrand begnügen.
Aus dem Blumenmeer, das normalerweise den halben See umgibt, waren Pflanzenpfützen geworden. Braun und sumpfig lag das Ufer da. Wo stets die Lupinen standen, soweit das Auge reicht, wuchs nichts mehr. War der Naturfriedhof die Folge eines Massakers? Denn Lupinus Polyphyllus ist ein Unkraut. Das mag die gern angefeindete Umweltbehörde DOC überhaupt nicht. War sie an der Ausrottung der Augenweide schuld?
Schneller als alle satanischen Verschwörungstheorien verbreitete sich im Internet die Behauptung, das DOC habe die Lupinen mit Pestiziden zu Tode gesprüht. Mutig machte sich die Zeitung The Press auf die Suche nach dem „Mörder“, sprach mit allen Behörden, bekam Insider-Zugang – und enthüllte schließlich: Der Untergang der Lupinen war kein Verbrechen der „weed nazis“, sondern ein Akt Gottes.
Rätsel gelöst
Es war schlicht zu nass gewesen im vorigen Jahr, das Ufer stand oft unter Wasser. Dadurch schafften die Lupinensamen nicht den Durchbruch ins Freie. Rätsel gelöst. Wenn es doch mit anderen Mysterien und Verschwörungen auch so einfach wäre! Noch immer unklar ist, wie ein gigantischer Monolith aus Metall kurz vor Weihnachten auf einem Hang über Christchurch auftauchte.
Der drei Meter hohe Quader war das letzte in der Reihe der Riesenobjekte, die seit November plötzlich rund um die Welt auftauchten, von Utah bis zur Isle of Wright, und auch in Deutschland. Ähnlich wie bei den Kreisen im Kornfeld ist nicht klar, wer dahintersteckt – ein subversives Künstlerkollektiv? Gar Banksy himself? Oder vielleicht doch Außerirdische? Die Teile erinnern an die Sentinels in Stanley Kubricks „2001“.
Der Adventure Park in Christchurch, wo tagsüber Mountainbikes herumbrettern, wurde verdächtigt, den Monolith selbst als Marketinggag aufgestellt zu haben. „Wir haben ihn definitiv nicht hierhin getan“, so die Parkmanagerin. Zwei Wochen zuvor war bereits ein ähnliches Teil auf einem Hotelgelände aufgetaucht. Das gab genau dann seine Umbenennung in „Otoromiro Hotel“ bekannt. Wenn es doch Aliens waren, dann sehr wirtschaftsfreundliche.
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