Die Wahrheit: Skrupellose Mümmelbacken

Animalische Bestien mit der Lizenz zum Töten: Eine kurze Geschichte des Tiers im bisweilen unmenschlichen Spionage- und Kriegseinsatz.

Feldhamster in einem Loch

Brutaler Feldhamster auf der unterirdischen Suche nach Terroristen Foto: dpa

Bei der Tötung Abu Bakr al-Baghdadis, des Anführers der Terrororganisation Islamischer Staat (IS), spielten Hunde eine wesentliche Rolle. Das zumindest betonte der amerikanische Präsident Donald Trump in diversen offiziellen Tweets und Lobpreisungen. Im Einsatz verletzt habe sich ein besonders heroischer Hund. Doch zeigte der notorisch erratische Trump gleichzeitig eine gewisse Missachtung für den hündischen Freund des Menschen, indem er behauptete, al-Baghdadi sei gestorben „wie ein Hund“.

Man kann also annehmen, dass für den amerikanischen „Commander in Chief“ das Zerfetzen per Sprengstoff einen durchschnittlichen Hundetod darstellt. Tatsächlich eine gar nicht mal so abwegige Vorstellung: Gerüchten zufolge sollen Trump und seine Golfkumpane auf einem seiner Ressorts zum Vergnügen Hunde in die Luft jagen. Bestätigt werden konnte das aber noch nicht, da bisher keiner der eingeschleusten Schnüffler lebend zurückkam.

Erst Tage nach dem Einsatz gegen den Chef-Islamisten kam heraus, dass ein weiteres Tier in den Kampfeinsatz involviert war: ein Maulwurf. Das erstaunt Experten der animalischen Kriegsführung nicht. Es gibt in der Geschichte des präzisen Menschentötens fast keinen Erfolg, bei dem nicht ein Maulwurf eine zentrale Rolle gespielt hat. Immer wieder untergraben sie feindliche Lager und verschaffen Mördern … Quatsch, Soldaten somit Zugang.

Veterinärhistoriker schreiben Geschichte neu

Das ist ein offenes Geheimnis unter Kriegern – da erstaunt es, wenn selbst krankhaft misstrauische Menschen wie die Koranfetischisten des IS auf den blinden Hügelscheißer hereinfallen. Fachleute rätseln: Hat auch bei al-Baghdadi die Verharmlosungspropaganda tschechischer Zeichentrickfilme Spuren hinterlassen, oder konzentrierte sich der Terror- … Entschuldigung, Religionsstifter Mohammed in seiner Tierskepsis zu sehr auf Hund und Schwein und verschloss dem IS so die Augen vor anderen tierischen Gefahren? Einer dieser vielen Fernseh-Terrorexperten vermutet eine Kombination aus beidem.

Gerade die Kosteneffizienz ist es, die Tiere so attraktiv für Geheimdienste und Armeen macht

Jedenfalls ist der Einsatz tierischer Helfer bei Kriegslist und Verrat – ob für die gute oder schlechte Sache – seit antiken Zeiten verbürgt, trotz aller Versuche, dies zu verheimlichen. So gehen Veterinärhistoriker der Uni Schweinfurt davon aus, dass das Trojanische Pferd aus Fleisch und Blut und gar nicht aus Holz bestand. Wer würde auch ernsthaft auf ein Pferd aus Holz reinfallen?

Biochemische Kriegsführung im Mittelalter

Die Details, wie die Griechen in das Tier hinein- und wieder herauskamen, werden aber weiterhin als „streng geheim“ eingestuft – aus Geschmacksgründen. Auch war es wohl nicht Judas, sondern der Hahn, der Jesus ans Kreuz krähte. Eine Krähe könnte auch beteiligt gewesen sein. Manche halten das aber für Semantik. Als sicher gescheitert gilt dagegen Hannibals spektakulärer Versuch, mit speziell ausgebildeten Elefanten die römische Keramikproduktion zu infiltrieren.

Sehr, ja fast zu erfolgreich war hingegen der Einsatz von Ratten zur biochemischen Kriegsführung im mittelalterlichen Europa: Sie führten aus dem fernen Indien sogenanntes Rattengift ein. Und dann brach auch noch die Pest aus, vermutlich verbreitet von Goldhamstern. Die vermeintlich niedlichen Mümmelbacken gelten unter Armeegeheimdiensten ohnehin als optimale Waffe, da sie so skrupel- wie rücksichtslos sind, auch gegen sich selbst. Jeder, der weiß, wie die weltweite Gefahr eingedämmt wurde, die in den neunziger Jahren von Richard Gere ausging, kann dies bestätigen.

Kosteneffizienz macht die Tiere so attraktiv

Auch im Zeitalter der industriellen Kriegsführung ist das gemeine Tier nicht aus geheimdienstlichen Tätigkeiten wegzudenken, gerade bei gezielten Beseitigungen. Die Ermordung Franz Ferdinands, die den Ersten Weltkrieg auslöste, wäre etwa ohne die Pferde, die das Auto des Thronfolgers passgenau in die Schussbahn bremsten, gar nicht denkbar gewesen. Und sie taten es nur für ein Maulvoll Heu!

Gerade diese Kosteneffizienz ist es, die Tiere so attraktiv für Geheimdienste und Armeen macht. Den inszenierten Überfall auf den Sender Gleiwitz, mit dem Nazideutschland den Zweiten Weltkrieg begann, planten im wesentlichen Katzen. Einfach nur, weil sie mit Polen spielen wollten. Außerdem ist der Tierforschung schon lange bekannt, dass Katzen Nazis sind, Blondi hin oder her.

Jede Menge irre Vögel, vor allem Schluckspechte

Bei der Ermordung John F. Kennedys spielten Filzläuse – ausnahmsweise – eine unrühmliche Rolle, beim Attentat auf Martin Luther King waren garantiert Schweine im Spiel. Und was genau das Quietscheentchen in Uwe Barschels Wanne trieb, wird wohl nie aufgeklärt werden.

Doch auch Terror- und Untergrundorganisationen nutzten immer wieder tierische Helfer: Bei der IRA waren jede Menge irre Vögel dabei, vor allem Schluckspechte, die RAF wollte sich ursprünglich „Rote Armadillo Fraktion“ nennen, und beim Nationalsozialistischen Untergrund spazierten einige Pfau-Leute herum. Beim IS waren es erneut Katzen, ja: Katzen!, auf die die grausamsten Aktionen zurückgingen.

Entsprechend fällt auch das Fazit der Wissenschaft aus: Eventuell ist es ganz gut, dass die Menschheit das nächste große Artensterben in Gang gesetzt hat. Ohne dieses ganze hinterhältige Geschwerl herrscht hoffentlich bald endlich mal Frieden auf diesem Planeten.

Die Wahrheit auf taz.de

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

ist die einzige Satire- und Humorseite einer Tageszeitung weltweit. Sie hat den ©Tom. Und drei Grundsätze.

kari

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.