Die Wahrheit: Coronöse Suada

Abblasen, alles abblasen! Textwolkenbruch über Coronistan! Hier jetzt im Live-Leseticker. Beinahe ganz ohne italienische Militärfahrzeuge!

„Es riecht. Nach Kuchen. Überall im Haus. Können Sie sich ausweisen? Wohin wollen Sie denn? Sex haben wir jetzt auch nicht mehr als früher. Also gar keinen. Sind Sie miteinander verwandt? Feiern is nicht. Mein Mann und ich: Also, wir machen gar keine Pläne mehr. Auch nicht für Mallorca. Haben Sie Hefe? Ich habe Mehl. Hätte ich nicht gedacht, dass ich mal Klopapier auf Arbeit mopse. Geht’s euch gut? Und deiner Mutter so? Mensch du, also, wenn das Internet noch nicht erfunden wäre, also, Mensch du! Hör mir auf mit Telefonieren, ich kann’s nicht mehr hören. Morgen lese ich ein gutes Buch. Eigentlich waren wir ja verabredet. Abblasen, alles abblasen! Steht hier noch dies oder jenes zum Abblasen an? Jener vergessene Termin etwa, der auch ohne abgeblasen zu werden nicht eingehalten worden wäre? So was wie Club­mitgliedschaftskündigung? Na, fällt Ihnen da doch noch was ein? Abblasen, alles Abblasen! Jetzt ist die Zeit dazu. Wir verstehen uns.

Habe ich dir eigentlich schon erzählt, dass ich jetzt stricke? Ja, mit einer Strickliesel. Hallo, bist du noch dran? Räumt ihr nun auch immer sofort nach dem Essen den Geschirrspüler ein? Ach, ihr habt gar keinen? Ihr Armen, das ist gerade richtig übel, oder? Was sagst du? Luxusprobleme? Du hast recht, also der Habeck will ja ganz viel arme Kinder von den Inseln holen, also das finde ich gut. Auch wenn wir alle vorsichtig sein müssen, wegen der Hygiene und so. Und da herrschen ja schlimme Zustände auf diesen griechischen Inseln.

Hast du auch immer so trockene Hände jetzt? Ich bin die ganze Zeit am Cremen. Nicht Edgar, nicht deiner Schwester die Maus ins Auge drücken! Diese Kinder. Morgen, Kinder, wird’s was geben! Bill Gates hat ja immer schon davor gewarnt, der reichste Warner der Welt. Und jetzt das. Der macht gute Sachen mit seiner Stiftung. Wie heißt seine Frau noch mal? Belinda? Mit M? Melinda, ach so. Warte, ich mach kurz die Nachrichten an, gleich fängt „Tagesschau“ an. Die ganzen Zahlen ständig, das ganze Scrollen, also das macht einen ganz wirr im Kopf. Die Tagesschau dagegen, also die ist schön kompakt. Wenn Karl-Heinz Köpcke das noch erlebt hätte! Wilhelm Wieben ist ja auch schon tot. Du, einmal pro Tag Nachrichten, das reicht mir jetzt. In dieser Situation. Es geht ja jetzt um die ganze Menschheit. Da müssen wir jetzt alle zusammenstehen. Was rede ich? Da müssen wir jetzt alle auseinanderstehen. Und überhaupt, wir spenden weiter für SOS Kinderdorf und den Deutschen Rettungshundeverband, mein Mann und ich. Tuberkulose ist auch noch nicht ausgerottet. Gestern gelesen: 1,5 Millionen sind daran letztes Jahr krepiert.

Was? Du willst mit mir über Gott reden? Da muss ich dich leider auf Abstand halten, du. ‚Fällt in China ein Sack Viren um …‘, also ein Witz, der so beginnt und so endet, ist wirklich geschmacklos. Du lachst? Wir sitzen doch alle in einem Rettungsboot mit viel zu wenigen Schwimmwesten. Edgar, lass das, hör auf!“

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Seit 2013 bei der taz-Wahrheit, zeitweise auch Themenchefin in der Regie und Redaktionsrätin. Außerdem Autorin mit Schwerpunkt Frankreich-Themen

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kari

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