Die Wahrheit: Stehe nicht zur Verfügung

Viele Leute drängt es in immer neue Ämter. Aber warum nicht einfach Nein sagen? Endlich will mal jemand keine Verantwortung übernehmen.

Wie mehrere gewöhnlich gut unterrichtete Medien berichten, wird Corinna Stegemann auch in diesem Jahr wieder nicht für irgendeine Art von Amt zur Verfügung stehen. Als Grund nannte sie wie jedes Jahr: „Ihr könnt mich alle mal, ich hab Geld wie Mist! Das Einzige, was mich noch hervorlocken könnte, wäre eine Neuauflage von ‚Barbapapa‘, dargestellt durch F. Murray Abraham.“

Experten vermuten, dass Stegemann sich schon vor vielen Jahren mit dem grassierenden Keine-Lust-Virus angesteckt hat. Aus Stegemanns privatem Umfeld verlautete allerdings, dass vor achtzehn Jahren eine riesengroße Spinne an der Decke über ihrem Bett saß und dass sie seither nie wieder eine Tür oder ein Fenster geöffnet hat. Ähnlich wie Marlene Dietrich (oder war es Greta Garbo?) hat sich la Stegemann in einem geheimen Hotelzimmer in Bukarest verschanzt und schießt mit einer Bazooka auf jeden Paparazzo, der es wagt, ihr auch nur auf 1.000 Meter nahezukommen. Vorsicht ist also geboten.

Die Gewerkschaft der Spinnentiere hat jetzt eine Demonstration gegen die Diskriminierung von Spinnentieren organisiert. Deren Sprecherin Thekla Maxima betont im Interview mit dem Spiegel: „Sagt nicht: ‚O pfui – eine Spinne!‘ Warum auch? Weil wir acht Beine haben? Wen stört es? Ihr Menschen habt zwei Beine und zwei Arme. Wen stört es? Wir sind doch gar nicht so! Wenn man uns aus einer Höhe von dreißig Zentimetern auf den Boden schmeißt, dann können wir uns theoretisch eines unserer acht Beine brechen, obwohl wir keine Knochen haben. Kein Mensch, der einen Vertreter unserer Art angewidert bei Nieselregen und Kälte aus dem dritten Stock geworfen hat, rennt hinterher, um zu gucken, ob wir es heil überstanden haben. Was die Stegemann da gerade durchzieht, ist gegen jede Vernunft!“

Dennoch gibt es auch andere Stimmen. Zum Beispiel die von Corinna Stegemann, die über ihren Anwalt mitteilen lässt: „Sollte noch eine einzige Spinnendemo an meinem geheimen Hotelzimmer in Bukarest vorbeiziehen, dann …“ Der Bundespräsident wollte sich gestern nicht zu der brisanten Thematik äußern. Es schien, als starre er unentwegt seine Socken an, ungeachtet der vielbeinigen Reporter, die seine Füße belagerten.

Der mittlerweile tausendjährige Joschka Fischer war für einen Kommentar nicht zu erreichen, weil er irgendwo im Kaukasus zusammen mit dem verstorbenen Frank Sinatra unter einem Gemälde Sauerbraten isst und nicht die geringste Lust hat, wieder auf dem diplomatischen Parkett auszurutschen.

Einzig Angela Merkel war bereit, den merkwürdigen Rückzug der Stegemann zu kommentieren: „Gute Idee, das mach ich auch. Da hätte ich auch selbst drauf kommen können, ich kleines Trottellienchen.“ Vielleicht sieht man schon bald die beiden vertrottelten Rückzieher in einem gemeinsamen Garten in Bukarest Kräuter säen.

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kari

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