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Die WahrheitGeheimwaffe aus Wuppertal

Der neue geschäftsführende Präsident des Verfassungsschutzes ist ein ganz und gar honoriger Ersatz für Hans-Georg Maaßen.

Mit schwarzem Balken über den Augen ist der neue Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang kaum zu erkennen Foto: dpa

Hans-Georg Maaßen, auch HGM genannt, ist weg. Der schillernde Verfassungsschutzsuperstar, der trotz hipper Sehhilfe auf dem rechten Auge blind ist, weicht einem gänzlich ruhmlosen Mann: Wer ist „der Neue an der Spitze des Verfassungsschutzes“ (Tagesspiegel), „der leise Nachrücker“ (Süddeutsche Zeitung), der „politisch ambi­tionslose Anti-Maaßen“ (Spiegel)? Die Presse weiß es nicht, weil sie es nicht wissen kann.

Weder bei Facebook noch Twitter ist etwas über ihn, Thomas Haldenwang, zu erfahren, sein Instagram-Account ist privat, das Profilbild zeigt ihn unbeholfen auf einem Motorrad kauernd. Mehr als sein Name und ein paar krude Lebenslaufstationen, wie Abitur, Wehrdienst bei der Marine und dann Jurastudium, ließen sich bislang nicht recherchieren.

Darum treffen wir einen Menschen aus Thomas Haldenwangs Umfeld. Von ihm wollen wir Näheres über den „mysteriösen“ Nachfolger Maaßens erfahren. Wir steigen in einen Ford Mustang, der in Haldenwangs Wuppertaler Nachbarschaft parkt. „Dass er Rechtswissenschaften studiert hat, wissen Sie ja schon“, erklärt die Kontaktperson im Trenchcoat und mit verzerrter Stimme. „Über den Witz ‚Wie geht’s, Herr Anwalt? – Ich kann nicht klagen!‘ lacht er aber trotzdem noch gerne“, sagt sie und lacht. Leider will sie nicht offenbaren, welcher Art ihre Beziehung zu Haldenwang ist. Eine gewisse Ähnlichkeit der Gesichtszüge lässt sich aber nicht leugnen – eine burschikose Cousine oder etwa der Bruder von Haldenwang?

Jugendheld James Bond

„Thomas bedauert, dass sich bisher nie jemand für sein wahres Ich interessiert hat“, weiß der oder die Anonyme. „Immerhin war er die letzten fünf Jahre lang Vizepräsident des bundesdeutschen Verfassungsschutzes. Das zweitwichtigste Amt der Nation – neben dem anderen Vizepräsidenten!“ Als kleiner Junge habe der heute 58-Jährige immer davon geträumt, Topspion im Dienste Seiner Majestät zu werden. Dass er nun also wie sein Jugendheld James Bond tatsächlich für M, für M wie Merkel, arbeitet, halte Haldenwang für einen bescheuerten Vergleich, der ihn kein bisschen tröste.

Wie geht es privat bei ihm als Wuppertaler zu? Hat er Familie? Freunde? Hat er gar Haustiere oder einen Kosenamen? Jetzt klingt unser Informant ein wenig nachdenklich: „Na ja, ‚Thommy‘ nennt ihn im Grunde keiner seiner Freunde, dafür ist er doch zu sehr ein klassischer Thomas, nicht thommyesk genug. Dabei hätte er wirklich gerne einen Spitznamen. Oder gleich Freunde.“

Anders als Maaßen, der sich erst im September als CDU-Mitglied outete, hat Haldenwang nie einen Hehl aus seiner Parteizugehörigkeit gemacht. Ist der neue Verfassungsschützer ein konservativer Langweiler, eine staubige Durchschnitts­existenz, ein leidenschaftsloser Versager wie sämtlich alle CDU-Mitglieder? „Hm“, überlegt unsere Quelle, „ich würde nicht sagen, dass man mit ihm Pferde stehlen kann. Pferde füttern auch nicht, nicht mal streicheln, ehrlich gesagt. Aber Pferde aus sicherer Distanz mit moderner Technik beobachten, da ist er gern dabei.“

Haldenwang kennt die meisten Politiker eh nur aus dem TV. An ihm geht keine Regierung zugrunde

Womöglich ist die unaufgeregt Haldenwang’sche Art des neuen Verfassungsschutzpräsidenten aber auch von Vorteil. Die deutsche Bevölkerung wünscht sich von ihm schließlich nur eins: Ruhe. Ätzende Capricen wie die seines Vorgängers Maaßen sind von Haldenwang nicht zu erwarten. „Was Hans-Georg da abgezogen hat, würde Thomas nie bringen. Überhaupt ist er ein ganz anderer Charakter. So eine Brille würde ich im Leben nicht aufsetzen!“, gackert der Interviewpartner. „Ach, Quatsch, Thomas! Würde Thomas nie aufsetzen, meine ich!“ Dann zupft er sich den steif hochgestellten Kragen zurecht.

Generell gilt Haldenwang bislang als unbescholten. Maaßen hatte stets für Diskussions­stoff gesorgt, bei Wikipedia gibt es unter „Kritik und Kontroversen“ zehn ellenlange Einträge, die bitte schön durchliest, wer so viel Zeit hat. „Eine Sache aus Thomas’ Vergangenheit gibt es da allerdings, die ihn belastet“, verrät Mr. respektive Mrs. X. Jetzt wird es interessant. „Das brennt ihm auf dem Herzen, kein Mensch weiß davon. Er muss es einfach mal öffentlich machen, es sich von der Seele reden! Während des Wehrdiensts bei der Marine hat er sich nämlich mal in der Kombüse versteckt, hat heimlich Karotten und Gürkchen genascht.“ Der Hüter der Verfassung – ein heimlicher Nascher also.

Fan der Nationalelf

Und was erwartet unsere Mächtigen in Zukunft? Der eitle HGM hätte beinahe den Bruch der Großen Koalition erwirkt, ist dann aber leider sogar daran gescheitert. Seehofer hatte zu ihm gehalten, Nahles und Merkel waren indes noch kurzfristig bei Verstand. Wer und wem steht Haldenwang nahe? „Machen Sie sich da keine Sorgen“, meint die Quelle: „Thomas kennt die meisten Politiker eh nur aus dem Fernsehen, an ihm geht sicher keine Regierung zugrunde. Für Politik interessiert er sich eigentlich gar nicht. Eher für Fußball. Wenn die deutsche Nationalelf kickt, fiebert er mit. Mein Gott, der Hummels, hat der letztens wieder scheiße gespielt! Der ist der Erste, den ich nach dieser Grotten-WM geschmissen hätte! Dass der Löw immer noch nicht weg ist: ein absoluter Skandal!“ Es folgt eine Tirade, in der unser Nochbundestrainer auf gänzlich nicht zitierbare Weise beleidigt und verhöhnt wird.

Eines aber wird hier und jetzt und nach all diesen intimen Ausführungen deutlich: Erstens ist der Ruf des einst gefeierten Joachim Löw wirklich komplett im Eimer. Und zweitens: Der künftige Verfassungsschutzpräsident Thomas Haldenwang ist ein Mensch wie du und ich. Es beruhigt unendlich, endlich etwas mehr über den Mann zu wissen, der alles über uns weiß.

Nachdem wir uns verabschiedet haben, steigt auch die unbekannte Quelle aus dem schnittigen Ford Mustang. Sie steuert direkt auf Haldenwangs schmuckes Wuppertaler Einfamilienhaus zu. Vor dem Gartenzauntörchen bleibt sie urplötzlich stehen, dreht sich um, lächelt angestrengt. Ein wenig planlos schaut sie herum, nur um wenig später in eine Kurve einzubiegen. Dann verschwindet die Person im Nebel Wuppertals. Sie hat der Bundesrepublik einen großen Dienst erwiesen.

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1 Kommentar

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  • "Für Politik interessiert er sich eigentlich gar nicht. Eher für Fußball. Wenn die deutsche Nationalelf kickt, fiebert er mit. Mein Gott, der Hummels, hat der letztens wieder scheiße gespielt! Der ist der Erste, den ich nach dieser Grotten-WM geschmissen hätte! Dass der Löw immer noch nicht weg ist: ein absoluter Skandal!“ Es folgt eine Tirade, in der unser Nochbundestrainer auf gänzlich nicht zitierbare Weise beleidigt und verhöhnt wird."

    Dieser Haldenwang scheint mir ein seriöser und vernünftiger Staatsdiener zu sein, der sich nur leider der falschen Partei verkauft hat. Wenn er irgendwann wegbefördert wird, dann bitte an die Spitze des DFB.