Die Wahrheit: Jetzt noch mehr Bock auf besser!
Schurken, die die Welt beherrschen wollen. Heute: Annalena „Merkel“ Baerbock und Robert „Macron“ Habeck von Bündnis 90/Die Grünen.
Bunte Luftballons schweben in der Eingangshalle. Linker Hand stehen eine Rutsche, ein Kletterbaum und eine Kiste mit lustigen Gummibällen für die Besucher von acht bis achtzig zum fröhlichen Spielen bereit. Wir sind in der modern aufgemöbelten, mehrheitsfähig für alle Menschen geöffneten Bundeszentrale der Grünen in Berlin.
Überlebensgroße Plakate hängen hier und in den Gängen: Robert Habeck im Januar 2018, wie er beim Stagediving den Delegierten des Parteitags zu Kopfe steigt, die Menschheit darf hoffen. Annalena Baerbock mit ihren zwei Kindern, von denen sie die Erde nur geliehen hat, beim Unterzeichnen des Mietvertrages, alles wird gut.
Habeck am Strand, nach allen Seiten offen, mit weit aufgemachten Armen und groß aufgedrehten Augen lächelnd auf den Betrachter zulaufend, eins mit der Welt. Baerbock beim Verzehr eines exklusiven Milchkaffees aus hochpreisigen äthiopischen Hochlandzwergbohnen, man muss auch Opfer bringen. Ein Türrahmen, der sich lässig an Habeck, mit Dreitagebart und in ausgebeulten Jeans, lehnt, die Zukunft ist schön.
Annalena Baerbock und Robert Habeck – die grüne Partei hat sich mit diesen einladend freundlichen Gesichtern obenherum neu erfunden, hat sich nach dem Ende der Flügelkämpfe neu sortiert und ist nun gut aufgestellt für die anrollenden spannenden Aufgaben, um auf Augenhöhe mit den Menschen die Welt ein bisschen besser zu machen und wieder Vertrauen in die Politik und die liberale Demokratie zu schaffen und mit Engagement und Interesse und Zugewandtheit zu den Menschen die Menschen dort abzuholen, wo sie sind, niemand soll einsam sein.
Zielorientierte Nordlichter
Habeck, 1969 in Lübeck, und Baerbock, 1980 in Hannover auf diese schöne Welt gekommen, sind die Richtigen. Baerbock zog nach einem zielorientierten Studium der Politik und des öffentlichen Rechts einschließlich Abschluss an der London School of Economics passgenau als Referentin der Grünen-Fraktion in Straßburg und anschließend in Berlin ein, bevor sie, voll ausgereift, selbst ein Bundestagsmandat ersteigern durfte und weiterhin keinen richtigen Beruf von innen sehen muss.
Habeck, der es in Germanistik und Philosophie zum Doktor brachte, war zeitweise Dichter. „kirchen gurgeln vom zerschellten tag / wellen klatschen um den kopf / ich sinke grundlos wie ich lag / licht streunert um den wasserschopf“, behauptete er in „aia angespült“, und „das licht atmet aus / muscheln nuscheln / rauschender applaus / büsche tuscheln“, registrierte er als aufmerksamer Beobachter in „einfach hin“, bevor er am Ausdruck arbeitete und ein mehrheitsorientiertes Deutsch lernte.
Der Dichter Habeck
2002 trat er den Grünen bei, wurde mit seiner gewinnenden Art sofort Kreisvorstandssprecher, übernahm dank seines sympathischen Wesens sogleich den Landesvorsitz, erhielt aufgrund seiner einnehmenden Persönlichkeit prompt den Fraktionsvorsitz in Kiel und bekam infolge seiner menschlichen Ausstrahlung ungesäumt einen Ministerposten, den er, nach dem Untergang der SPD, durch eine Koalition mit Wolfgang Kubicki von den anderen Liberalen und der CDU sicherte, um weiterhin die Menschen mitzunehmen und mit den Menschen zu versöhnen.
Sie bringen Freude, sie bringen Spaß
Mit dieser Politik nun ganz Deutschland nachhaltig zu überziehen, darum geht es, seit Robert Habeck und Annalena Baerbock im Januar 2018 von einer randvoll begeisterten Menge zum neuen Führungsduo der Grünen ausgerufen wurden. Vorbei die Periode des Miesepeters Trittin und des Griesgrams Özdemir, ausgewischt die Ära des Schwarzmalers Hofreiter und der Schrulle Roth, verpufft die Epoche der Besserwisser Ditfurth und Trampert, die dem Kapitalismus den Strom abknipsen und Menschen gegen Menschen aufbringen wollten!
Annalena Baerbock und Robert Habeck betreiben Politik auf Ballhöhe der Gegenwart und wollen anschlussfähig und sachorientiert an Beschlüssen, in denen sich alle Menschen wiederfinden, mitwirken und treten der Spaltung unserer demokratischen und grundguten Gesellschaft entschieden entgegen. Baerbock und Habeck haben nämlich eine Vision, die Vision von einer Welt, in der wir alle uns zusammenhalten: das Land ein großer Kiez, die Gesellschaft eine einzige Familie und das Leben eine ewige Kinderstube, wo Fehlverhalten dank besserer Einsicht künftig unterbleibt. Okay? Dafür werden sich Annalena Baerbock und Robert Habeck einsetzen und die vorhandenen Spielräume nutzen und breit Akzeptanz schaffen und auch einen neuen Patriotismus leben, wir sind dabei!
Yeah, in diesen krass politischen Zeiten, ja gerade in dieser Schwere der Zeiten haben Annalena Baerbeck und Robert Habock einfach Bock auf besser, wollen ab in die Zukunft, denn gestern war schon! Damit packten sie die Massen auf dem Startkonvent der Grünen im April 2018, und damit werden sie durchstarten, weil sich in ihnen und mit ihnen die Grünen als progressive Kraft der linken Mitte und linke Kraft der progressiven Mitte verstehen, die aus der Mitte der Gesellschaft in die Mitte der Gesellschaft zielt und durchstartet.
Noch viel weniger mehr weniger viel!
Annalena Baerbock und Robert Habeck setzen dabei zeitnah auf das Machbare im Möglichen als das am besten Praktikable: weniger mehr Gülle, weniger mehr Dünger, weniger mehr Tierversuche, weniger mehr Pestizide, weniger mehr Giftmüll, weniger mehr Agro-Gentechnik, weniger mehr Verbrennungsmotoren, weniger mehr Klonen von Menschen und überhaupt weniger mehr Böses, das wird was.
Und nicht, indem man den Zeigefinger zum Fenster heraushängt! Ein besonders schönes Poster in der Bundesgeschäftsstelle der Grünen führt vor Augen, wie man die Menschen in der Politik richtig anspricht, es zeigt Robert Habeck mit seiner Frau Andrea Paluch und den vier Söhnen am Mittagstisch vor dampfenden Tellern Spaghetti, weil man Geld nicht essen kann.
Robert Habeck, „der Kennedy von der Waterkant“ (Diepholzer Wochenblatt), „der Macron aus Kiel“ (Rüsselsheimer Blitz), und Annalena Baerbock, „die grüne Merkel“ (TV Quickkauf): Spätestens seit dem Startkonvent, auf dem sie locker und humorvoll das Publikum entertainten und ihr Programm performten, wissen die Menschen, dass die neue grüne Politik ein Spaß für alle ist. Ein letztes Plakat in der Bundeszentrale beweist es: Annalena Baerbock und Robert Habeck gut gelaunt beim Pflanzen eines Apfelbäumchens einen Tag vor dem Weltuntergang. Man sieht sich!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Umfrage zu Sicherheitsgefühl
Das Problem mit den Gefühlen
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
„Freiheit“ von Angela Merkel
Die Macht hatte ihren Preis
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!
Gewalt an Frauen
Ein Femizid ist ein Femizid und bleibt ein Femizid