Die Wahrheit: Volle Kanne Anti-Trump-Bier
Neues aus Neuseeland: Vergesst Kim Jong Un! Vergesst die Achse des Bösen! Der wahre Feind Amerikas sitzt in Auckland und ist eine Biersorte.
B islang hatte die weite Welt der Trinker nur von unserem feinen Wein aus Marlborough Notiz genommen. Und wer Stärkeres brauchte, griff zur Wodka-Marke „42 Below“. Sie ist benannt nach ihrem Geburtsort, dem 42. Breitengrad tief im Süden, und auch erhältlich in der Geschmacksrichtung „Feijoa“, die für Nicht-Kiwis eher nach Terpentin denn nach tropischer Südfrucht schmeckt. Muss man nicht mögen, aber mal probieren.
Der Bacardi-Konzern hat den harten Drink vor 12 Jahren für 138 Millionen Dollar übernommen. Blüht einer kleinen Brauerei aus Auckland vielleicht bald das gleiche Schicksal? Wird sie hinterrücks von einem globalen Multi einverleibt, um angeblich den Weltfrieden zu sichern, aber in Wahrheit subversive Elemente imperialistisch zu unterdrücken? Vergesst Kim Jong Un! Vergesst die Achse des Bösen! Der wahre Feind Amerikas sitzt in Auckland und ist eine Biersorte.
Dass Donald Trump wirklich Präsident werden könnte, war für den Besitzer der neuseeländischem Behemoth Brauerei im US-Wahlkampf eine dermaßen bittere Pille, dass er dem drohenden Debakel einen echt bitteren Hopfensaft entgegensetzen musste. Im März 2016 brachte er darob ein Indian Pale Ale namens „Dump the Trump“ auf den Markt.
Als harscher Protest, gebraut in Christchurch, hauptsächlich aus amerikanischem Hopfen, mit ein paar antipodischen Zugaben. Die Karikatur auf dem Etikett zeigte ein Monsterface mit spitzen Zähnen und unverkennbar orangeblonden Haaren.
Doch Amerika hatte damals größere Probleme im Visier als ein Scherzbier. Außerdem war ja noch Obama am Ruder. Der hat sicher ein paar Dosen aus Übersee geordert – oder geschenkt bekommen, denn Behemoth-Besitzer Andrew Childs ist ein großer Fan von ihm. Wie furchterregend sich die Zeiten seitdem geändert haben, zeigt die jüngste Attacke aus Washington. Denn als Behemoth vor zwei Wochen „Dump the Trump“ erneut auf den Markt brachte, begann der brutale Krieg mit Aotearoas Alkoholfans.
Die Brauerei kündigte die Wiederbelebung des Anti-Trump-Biers auf ihrer Facebook-Seite an. Die Werbung dazu versprach: „Dieses Bier wird nicht mehr lügen als ein anderes amtliches Bier in der Geschichte. Es wird keinen Atomkrieg starten. Es wird nicht um 3 Uhr morgens unverständlichen Blödsinn tweeten. Es wird nicht mit fremden Regierungen kollaborieren … Make your world great again – trink ein gutes Bier.“ Das Kriegsgeheul begann.
In null Komma nichts wurde die Seite von Trump-Unterstützern aus den USA überrannt. Die Bewertung der Biersorte sank von fünf Sternen auf magere drei – ein Desaster. Als Neuseelands Trinker die Attacke mitbekamen, starteten sie den Gegenangriff. Innerhalb von zwei Tagen pushten sie die Sterne wieder nach oben. Behemoth hat inzwischen auch ein Sauerbier herausgebracht, mit Pfirsich-Note: „Im-PEACH-ment“. Wir warten auf ein Weizen namens „Stormy Daniels“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!