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Die WahrheitSag Ja zu Yummi Yummi

Das Stadion des Fußballdrittligisten SV Meppen soll schon wieder umgetauft werden. Diesmal in Yummi-Yummi-Erdbeer-Sahne-Bärchen-­Kampfbahn.

Lecker, lecker – Plümmelmützen von Fußballfans aus Weingummi Foto: Reuters

Nur wenige deutsche Stadien sind öfter umbenannt worden als das des SV Meppen. 1924 schlicht als Meppener Sportplatz eingeweiht, wurde es drei Jahre darauf zu Ehren des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg an dessen 80. Geburtstag in Hindenburgstadion umgetauft und schon 68 Jahre später, nach hitzigen internen Debatten über den Leumund Hindenburgs, der als Steigbügelhalter Adolf Hitlers in die Geschichte eingegangen war, mit dem neu­tra­len Namen Emslandstadion versehen.

Im Jahr 2005 sprang der Getränkehersteller Vivaris als Sponsor ein, und das Stadion erhielt den klangvollen Namen Vivaris Arena Emsland. Dabei blieb es freilich nicht lange. Als neuer Geldgeber übernahm die Meppener Einkaufspassage 2011 das Patenamt bei der Umbenennung des Stadions in MEP-Arena. Doch bereits 2014 ging aus der MEP-Arena die Hänsch-Arena hervor, benannt nach der ihrerseits nach dem Unternehmer Hans-Jürgen Hänsch benannten Herzlaker Hänsch Holding.

„In dieser wechselvollen Historie spiegelt sich ein ganzes Stück weit die deutsche Gesellschaftsgeschichte wider“, erklärt der Meppener Lokalhistoriker Hans-Hermann Bolkow auf seiner Website mit-dem-emsland-auf-du-und-du.de. „Zunächst die Prägung durch den preußischen Militarismus und in unserem schnelllebigeren Jahrhundert der wachsende Einfluss der Globalisierung. Da ist alles drin. Aber für die Zukunft sehe ich schwarz …“

Fruchtgummispezialität als Namensgeber

Aus gutem Grund, denn ab der Saison 2018/19 wird das Stadion des SV Meppen einen neuen Namen tragen: Yummi-Yummi-Erdbeer-Sahne-Bärchen-­Kampfbahn. „Yummi Yummi“ ist eine Fruchtgummispezialität aus dem Sortiment der Alsdorfer Süßwarenfirma Tri d’Aix, die in Meppen das Erbe der Hänsch Holding antreten wird. Zu einem fairen Preis. Doch nicht alle sind darüber glücklich. Mehr als zweihundert Fans aus dem gesamten Landkreis haben am vorvergangenen Wochenende ein Sit-in auf dem Spielfeld veranstaltet, um gegen den neuen Namen zu protestieren. Sie finden ihn „zu albern“ und „irgendwie würdelos“. Beim letzten Heimspiel der Saison ­ertönte sogar der Sprechchor: „Der Name Yummi-Yummi-Erdbeer-Sahne-Bärchen-Kampfbahn / kommt bei uns alten Schlachtenbummlern überhaupt nicht gut an!“

Es hätte allerdings viel schlimmer kommen können. Im Gespräch waren auch die Namen Yummi-Yummi-Orange-Ingwer-Zwerge-­Manege und Yummi-Yummi-Meterkabel-Sunshine-sauer-Sparpack-Sportpark. So gesehen ist der SV Meppen mit dem Stadion­namen Yummi-Yummi-Erdbeer-Sahne-Bärchen-­Kampfbahn noch verhältnismäßig gut bedient. Zumal die Spielstätten anderer Drittligisten zum Teil noch weitaus bescheuertere Namen tragen, zum Beispiel flyeralarm Arena (Würzburger Kickers), mechatronik Arena (SG Sonnenhof Großaspach) oder community4you Arena (Chemnitzer FC).

Zerstörung aller Wegweiser

Aber das sind Argumente, die bei eingefleischten Anhängern des SV Meppen nicht verfangen. In einem anonymen Schreiben an den Vereinsvorstand haben sie angekündigt, jeden Wegweiser zu demolieren, auf dem der Name Yummi-Yummi-Erdbeer-Sahne-Bärchen-Kampfbahn stehen werde. Und am 1. Juli 2018 wollen sie den feierlichen Akt der Umbenennung des Stadions mit „massiven Gegenmaßnahmen“ stören. Vertreter der örtlichen Kriminalpolizei rechnen mit dem Abwurf eines drohnengesteuerten Gülletanks und haben Unterstützung durch Einsatztaucher der GSG 9 beantragt. Im Meppener Stadtrat, der fest in der Hand der CDU ist, prüft man die Möglichkeit, das Kriegsrecht zu verhängen, falls die Störer mit ihren Drohungen Ernst machen sollten.

Einen Beitrag zur Deeskalation versucht unterdessen die neugegründete Meppener Bürgerinitiative Sag Ja zu Yummi Yummi e. V. zu leisten, indem sie Smileys an Passanten verteilt und einen Telefonseelsorgedienst für SV-Meppen-Anhänger anbietet, die dem Namen Hänsch-Arena oder einer der noch älteren Bezeichnungen des Stadions nachtrauern.

Zum Festakt am 1. Juli erwarten die oberen Zehntausend in Meppen unter anderem die ­Ehrengäste Lothar Matthäus, Heidi Klum und Jenny Elvers. Man darf gespannt sein, welche Eindrücke sie aus der frischgebackenen Yummi-Yummi-Erdbeer-­Sahne-Bärchen-Kampfbahn mit­nehmen werden.

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1 Kommentar

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  • Ja - wo sind sie hin die Zeiten.

     

    Als post WK II - der Arbeitersportverein "Eiche" Weslohe per ordre mufti in

    SV Weslohe umbenannt werden mußte - wie all die anderenVerdächtigen auch. Sonst Verbandsausschluß DSB - wg - ja da politischer Namensgebung & in den 68ern ein StudiBasketballverein - "Lokomotive" Gießen durch die Instanzen aus gleichem Grunde abgeledert wurde (federführend RA v. Falkenstein(?);)(

    &

    ETUF Essen aber bis heute die Krupp-Ringe im Vereinslogo trägt. Zum Bleistift.

     

    „In dieser wechselvollen Historie spiegelt sich ein ganzes Stück weit die deutsche Gesellschaftsgeschichte wider“, „Zunächst die Prägung durch den preußischen Militarismus und in unserem schnelllebigeren Jahrhundert der wachsende Einfluss der Globalisierung. Da ist alles drin. Aber für die Zukunft sehe ich schwarz …“

     

    Ich auch - aber nicht nur "ein Stück Brikett weit."

    Na - Si´cher dat. Da mähtste nix. Newahr.

    Normal. - Ok. auch wieder wahr.