Die Wahrheit: Lieber Brot als tot
Zum Tag des deutschen Brotes beißt die Wahrheit ein dickes Stück Knifte ab. Alles über den richtigen Umgang mit Brot im Bett.
Saftig, mehlig, roggig: Am Dienstag feiert das Bäckerhandwerk den Tag des deutschen Brotes. Doch es gibt da ein Problem, einen Skandal, einen – den! – drängenden Missstand unserer Zeit. Wer schon mal im Bett sein Brote aß, weiß sehr gut, dass und wie Krümel pieken! Deshalb zeigt unser Wahrheit-Brot-Experte Ihnen 100 Wege, wie man doch im Bett sein Brote essen kann.
1. Man schüttelt das Laken aus.
2. Man macht vorher die Kruste ab.
3. Man tränkt das Brot in Öl.
4. Man schneidet das Brot in ganz kleine Stückchen und legt es zum Essen auf einen Teller.
5. Man stört sich nicht an Krümeln im Bett. Wir sind ja nicht aus Zucker, äh, Wasser, ääh…
6. Man wickelt das Brot in eine Tüte oder Folie und isst es ungeschickt stückchenweise da heraus.
7. Man wickelt das Brot in eine Tüte oder Folie und isst die einfach mit.
8. Man wickelt das Brot in Brotteig und isst das dann so.
9. Man wickelt sich um das Brot und wird von einem Tiger gegessen.
10. Man trägt dabei eine sehr große Regenjacke.
11. Man isst das Brot in einem Bissen.
12. Man erhöht die Saugkraft seiner Lippen, sodass selbst kleinste Krümel eher eingesogen werden als runter auf das Bett zu fallen.
13. Man erhöht die Feuchtigkeit seiner Lippen, sodass selbst kleinste Krümel eher eingeschleimt werden und hängenbleiben als runter auf das Bett zu fallen.
14. Man lässt das Brot von einer speziellen Maschine vorverdauen, verflüssigen und dann kleckerfrei in den Mund spritzen.
15. Man isst das Bett. („Brot“ ist bekanntlich ein weiter Begriff.)
16. Man baut ganz viele kleine Saugöffnungen in die Matratze. Mit den gesammelten Krümeln wird in einem Heizkraftwerk jährlich der Strombedarf einer Stadt so groß wie Iserlohn gedeckt.
17. Man schmilzt das Brot und löffelt es nach und nach.
18. Man schmeißt das Brot aus dem Fenster und frisst die Schweinekopfsülze halt pur.
19. Man vertraut arg großzügig darauf, dass schon ja keine Krümel bitte schön auf das Bett fallen werden.
20. Man betet.
21. Man hofft.
22. Man verzeiht.
23. Man schaut weg.
24. Man schaut durch die Krümel hindurch.
25. Man isst die Krümel.
26. Man ist die Krümel.
27. Man legt nach dem Brotverzehr Flöhe und Reißzwecken ins Bett (um sich von den Krümeln abzulenken).
28. Man lässt das Bett mit heiliger Flüssigkeit segnen. Himalaya-Wasser, Punica, Schlangenurin – was das Herz begehrt.
29. Man schwitzt einfach wahnsinnig viel.
30. Man vermischt den Brotteig vorm Backen mit Eisen oder einem anderen magnetischen Stoff, sodass man die Krümel nach dem Verzehr einfach wegmagnetisieren kann.
31. Man schreibt ein Telegramm an den örtlichen Magierverband.
32. Man lebt in der Brotkrümel-Matrix. Roter Schimmel? Blauer Schimmel? Ihre Entscheidung.
33. Man bohrt ein senkrechtes Loch in sein Bett, über dem man dann isst.
34. Man leckt nachher das Bett gründlich ab.
35. Man gründet mit Carsten Maschmeyers Hilfe einen Bett-Krümel-Ableckdienst und heuert den Besten für das eigene Bett an. Man geht insolvent.
36. Man legt sich einige hungrige Haustiere zu (Bettwanzen).
37. Man lässt es bleiben. (Mal ehrlich: Brot?)
38. Man beseitigt alle Spuren.
39. Man verbrennt das Bett.
40. Man verlangt nach dem Geschäftsführer.
41. Man ruft seinen Anwalt.
42. Man ruft eine Lehrkraft.
43. Man ruft seine Eltern.
44. Man ruft das Sozialamt.
45. Man erhebt Klage.
46. Man legt Einspruch ein.
47. Man legt erneut Einspruch ein (Donnerwetter, Ihr Anwaltsbudget ist ja gigantisch!).
48. Man begnügt sich mit dem Status quo.
49. Man tut Drogen auf das Brot, um die Krümel nicht zu spüren.
50. Man haut seinen Kopf mit voller Wucht gegen den Bettpfosten, um die Krümel nicht zu spüren.
51. Man übergießt das Bett vorher mit Autolack.
52. Man dreht danach die Matratze.
53. Man stemmt sich zum Schlafen von unten gegen die „noch gute“ Seite der Matratze.
54. Man sieht das Ganze dialektisch.
55. Man befragt das Brot auf die Bedingung seiner Möglichkeit hin (und befragt dieses Fragen).
56. Man staunt.
57. Man wälzt sich.
58. Man empfindet Ekel. Zumindest jedoch Widerwillen.
59. Man legt sich zum Schlafen ein Eisbärenfell unter (vegane Variante: Sojajogurt).
60. Man hat endlich eine Verwendung für Mutters Topflappen (nur welche?).
61. Man kaut jeden Bissen Brot sechsundsechzig Mal. Das ändert zwar nichts an den Krümeln, ist aber wenigstens gut für die Verdauung.
62. Man schläft wie ein Stein.
63. Man gewöhnt sich an das Bedrücken der Zustände.
64. Man macht einen guten Eindruck.
65. Man übt sich in Gelassenheit.
66. Man gibt etwas Maggi dazu (hmmm, wie das schmeckt).
67. Man gefriert das Brot (Achtung, Eissplitter!).
68. Man sorgt sich.
69. Man trauert.
70. Man zieht um.
71. Man macht einen Faktencheck.
72. Man ordnet die Krümel und legt ein Signaturenregister an.
73. Man führt ein Krümel-Tagebuch mit komplexer Befindlichkeitsskala und farblich sowie geometrisch ausdifferenzierter Smiley-Systematik.
74. Man küsst die Couch.
75. Man legt sich auf den Schrank. Man küsst den Schrank.
76. Man legt sich in den Aufzug. Man küsst … nee, lieber doch nicht.
77. Man legt sich in den Brotkorb. (Man ist sehr, sehr klein.)
78. Man legt sich zu einem anderen Brotliebhaber ins Bett (Ach, verdammt! Hier piekt es ja auch!).
79. Man besorgt sich mittelschwere Schlaftabletten.
80. Man reduziert sein Schlafbedürfnis.
81. Man streicht die Wände. Wurde ja auch mal wieder Zeit.
82. Man positioniert seinen Körper slalomartig um die Krümel herum.
83. Man tippt sich nervös an den Kopf (nicht zu hart – zwischendurch pausieren).
84. Man hat die Nase gestrichen voll.
85. Man dreht durch.
86. Man brennt durch.
87. Man peitscht sich aus.
88. Man begehrt auf.
89. Man kauft sich ein zweites Bett: das „saubere Bett“. Man wird von seinen Freunden aus naheliegenden Gründen für einen Sadomasochisten gehalten.
90. Man kauft sich ein zweites Brot. Wenn schon, denn schon.
91. Man gründet einen Verein.
92. Man legt sich mit dem Universum an.
93. Man lötet eine Wundermaschine zusammen.
94. Man reist durch die Zeit.
95. Man lässt sich Federn wachsen.
96. Man entledigt sich seines Fühlorgans Haut.
97. Man träumt von einer besseren Welt.
98. Man gibt auf.
99. Man räumt auf.
100. Man hört auf.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert