Die Wahrheit: Ein Aschenbecher für Valentin

Der Schutzpatron der Blumenhändler und Süßwarenhersteller ist in Dublin beerdigt. Das hat die Katholische Kirche wieder fein hingekriegt.

Mitte der Woche steigen die Preise für Schnittblumen wieder. Um das vorherzusagen, reicht ein Blick auf den Kalender: nächsten Sonntag ist Valentinstag. Der Schutzpatron der Blumenhändler und Süßwarenhersteller sei in Dublin beerdigt, behauptet zumindest die irische Tourismusindustrie, die an dem Tag auch ein bisschen Zuwendung abbekommen möchte.

Dass der italienische Heilige seinerzeit auf der Grünen Insel gelandet ist, liegt angeblich am Karmelitermönch John Spratt, der sich im Dubliner Arbeiterviertel Liberties um die Armen gekümmert und dafür gesorgt hat, dass sie seelsorgerisch adäquat betreut werden konnten: Er ließ in der Whitefriar Street eine Kirche für „Unsere liebe Frau auf dem Berg Karmel“ bauen, ein Ehrentitel für die Gottesmutter als Schutzpatronin der Karmeliter.

Im Jahr 1835 reiste Spratt nach Rom. Dort bat man ihn, in der Jesuitenkirche Il Gesù eine Predigt zu halten. Die Show war in Windeseile ausverkauft, und Papst Gregor XVI. schenkte Spratt zum Dank Valentins Asche. Da rackert sich der arme Kerl sein Leben lang im Dienste der Armen Dublins ab und bekommt als Anerkennung einen Beutel Asche. Er machte das Beste daraus. Bei seiner Rückkehr nach Dublin gab es eine Parade vom Hafen bis zur Kirche in der Whitefriar Street, wo er den Aschenbecher dem Dubliner Erzbischof Murray überreichte.

Nachdem Spratt zu Pfingsten 1871 gestorben war, erlahmte das Interesse an der heiligen Asche. Erst als die Kirche 80 Jahre später renoviert wurde, erinnerte man sich wieder an sie, baute ihr einen Schrein und stellte eine Statue von Valentin mit einem Krokus in der Hand darauf. Böse Zungen behaupten, der Grund dafür sei die ­Valentinsindustrie gewesen, die in den fünfziger Jahren auch in Irland Fuß fasste.

Der Krokus hat in der Valentinslegende eine besondere Bedeutung. Ein römischer Kerkermeister hatte von Valentins medizinischer Begabung gehört. Er brachte ihm seine blinde Tochter Julia und bat ihn, gefälligst ein Wunder zu vollbringen. Valentin gab ihr Salben und riet ihr, zu beten. Das half beides nicht. Eines Tages wurde Valentin verhaftet, weil er verbotenerweise Ehen nach christlichem Ritual geschlossen hatte. Am 14. Februar 270 wurde er hingerichtet. Kurz zuvor hatte er Julia einen Brief „von deinem Valentin“ geschrieben und einen Krokus beigelegt. Kaum hielt das Mädchen die Pflanze in den Händen, konnte sie wieder sehen.

Aber vielleicht geht der Gedenktag auch auf einen anderen Valentin zurück, der 280 geköpft worden war – ebenfalls am 14. Februar. Wer Valentin heißt, sollte sich an diesem Tag in acht nehmen. Wegen der Verwirrung um die Valentine strich die katholische Kirche 1969 den Valentinstag aus dem römischen Generalkalender.

Die Sache mit den Blumen geht übrigens weit zurück. Im antiken Rom gedachte man am 14. Februar der Göttin Juno, der Schutzpatronin von Ehe und Familie. Man schenkte den Frauen an diesem Tag Blumen. Offenbar waren die Blumenhändler schon damals schwer auf Draht.

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