Die Wahrheit: Gewühl und Härte

Die Methoden zum Vergrämen des Maulwurfs sind ebenso zahlreich wie drastisch. Mancher Gartenfreund schreckt vor gar nichts zurück.

Illustration: Wilhelm Busch

Des Gärtners Freudigkeit vergeht. Ein Maulwurf wühlt im Pflanzenbeet. (Wilhelm Busch)

Jeden Sommer tobt in deutschen Gärten ein asymmetrischer Krieg: Der Rasenfreund kämpft gegen Talpa europaea, vulgo Maulwurf! Dabei ist dem gemeinen Gärtner fast jedes Mittel recht. Bei Busch greift Gartenfreund Knoll erst zur Hacke, dann zum Spaten und zu unguter Letzt wird der kleine Schwarzpelz mit bloßer Hand dahingerafft.

So etwas kann teuer werden, denn auf das Töten eines Maulwurfs steht eine Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren. Die ist, zum Schutz des Einsitzenden, in einem finsteren Kellerverlies abzusitzen, denn in der Knasthierarchie stehen Maulwurfsmörder ganz unten.

Also, Herr Knoll, der deutsche Maulwurf darf nur verscheucht oder vergrämt werden. Dazu bieten sich angemessene Methoden an. Obwohl der Maulwurf einerseits „wild, außerordentlich wütend, blutdürstig, grausam und rachsüchtig“ ist (Brehm), ist er andererseits „ein kleines Sensibelchen“ (Living at home). Alles, was Krach macht oder stinkt, behagt ihm nicht.

Die kämpferische Gärtnergemeinde berichtet: „Sämtliche Mittel (Carbid, Diesel, Böller, Essig und andere Sachen) haben wir eingesetzt“, berichtet Harald Stoffer im Netz. Ein gewisser Günter geht noch weiter: „Habe alles Mögliche versucht, auch Strom, 220 V, direkt in die Erde geleitet, kein Erfolg. Nach Buttersäureeinsatz kein Hügel mehr, sehr empfehlenswert.“

Der Maulwurf mag Kinder und Hunde nicht

Andere greifen zum „Maulwurfschreck“ aus dem Baumarkt, und wieder andere schwören auf Mottenkugeln oder Rizinusöl. Beliebt beim Gärtner ist das Glasflaschenspiel nach Hesse. Dazu werden leere Glasflaschen mit dem Flaschenhals nach oben in die Maulwurfshügel eingegraben. Darauf spielt der Wind dann sein grausames Lied, was manchen Maulwurf vertreibt.

Andere Gärtner dengeln auf Eisenstangen ein und das Dengelinferno ist weithin zu hören. Das vertreibt Maulwürfe, zieht aber aufgebrachte Nachbarn an. Auch Windspiele mit leeren Konservendosen stellen nicht nur die Geduld des Maulwurfs auf die Probe.

Doch egal, welche Substanz zum Vergrämeinsatz kommen: „Jeder Maulwurf ist anders“, warnt Living at home. Ihnen gemeinsam sind einige eher unvorteilhafte Eigenschaften: „Geringe geistige Fähigkeiten, unverträglich, bissig und höchst mordlustig“, schreibt Meyers Konversationslexikon 1877.

Aber der Maulwurf hat auch sympathische Seiten: Er mag Kinder und Hunde nicht. Diesen Umstand nutzen gewissenlose Gartenfreunde zum Vertreiben des Wühlers: Sie setzen Kinder zum Vergrämen ein. „Die durch das Toben entstehenden Erschütterungen vertreiben die Untergrundbewohner.“ (Berliner Woche) Deshalb laden sonst eher ungesellige Gartenbesitzer Kitas zum Spielen ein und veranstalten großzügig Kindergeburtstage und Fußballturniere im Garten.

Das Problem ist anschließend nur, die lieben Kleinen wieder loszuwerden, die danach täglich zum Fußballspielen kommen. Da hilft dann zum Kindervergrämen nur noch das beliebte Wespenanlockverfahren mit vergorenem Apfelsaft!

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kari

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