Die Wahrheit: Der homosexuelle Mann
… ist ein Virtuose männlicher Sexualität, ein Kenner, eine Koryphäe. So will es das Klischee, so ist die Realität.
Spätestens seit Einrichtung der Homo-Ehe, der Lizenz zur Monogamie, ist die biedere Fassade perfekt, hinter der ein neues, variantenreiches Sexualleben boomt. Das Internet tut ein Übriges dazu, dass sich unbeobachtet und doch vor aller Augen die Freunde abwegiger Obsessionen, lächerlicher Fetische und waghalsiger Praktiken miteinander vernetzen.
Da treffen sich die Anhänger mit der Vorliebe für die verschiedensten Ethnien, für türkische, arabische, russische, asiatische oder brasilianische Männer, Männer der Anden, der Karibik, aus dem Senegal, Ghana oder Nigeria. Ihre vermeintlichen Vorzüge werden gelobt und gefeiert und kein rassistisches Vorurteil ausgelassen, das sich schließlich doch als wahre Wahrheit entpuppt.
Daneben gibt es die Fans diverser Berufsgruppen. Weit vorne in der Scharfmacher-Gunst liegen Feuerwehrmänner und Polizisten. Es folgt das ganze militärische Personal: Marine, Heer, Luftwaffe, auch Söldner und Fremdenlegionäre. Die Pornoproduktionen sind voll von textilen Symbolen der Männlichkeit und Macht, eigentlich nur dafür da, ganz schnell wieder abgelegt zu werden. Aber auch im zivilen Bereich ist einiges zu entdecken. Da gibt es Männer, die können nur mit pissenden Truckern. Oder mit spritzenden Ärzten. Oder mit Krawattenhengsten von Bank und Börse. Nicht zu vergessen die Klassiker körperlicher Arbeit: Handwerker, Bauern, Bauarbeiter.
Von all denen wieder streng unterschieden sind jene, die spezialisiert sind auf körperliche Vorzüge. Spitzenreiter hier sind die, die ständig auf der Jagd sind nach großen, nach gigantischen, nach Riesen- und Monsterschwänzen. Kein Superlativ reicht aus, um die unkaputtbare Hoffnung auf die ultimative Befriedigung durch derlei Zauberstäbe zu beschwören.
Aber - man glaubt es kaum, und sie sind nicht sehr viele - gibt es auch jene Männer, die wiederum nur auf kleine Schwänze abfahren, auf ganz kleine. Andere Männer preisen pralle Oberarmmuskeln oder stramme Waschbrettbäuche oder Schweinsteiger-Schenkel oder saftige Fußzehen. Doch auch hier obsiegt die Körperdemokratie: Dicke Bäuche und eine völlig untrainierte Beinmuskulatur finden ebenso ihre eingeschworenen Abnehmer.
Man muss noch die Sportler erwähnen, die Fußballer gegrätscht, die Ringer am Boden, die Radfahrer mit der dicken Beule zwischen den Beinen. Nicht zu vergessen die jungen Männer mit der Gier nach alten Männern und umgekehrt, die Knack-die-Hete-Spezialisten, die Bi-Voyeure, die Fixierten auf den einzig möglichen Ort: die Umkleidekabine, den Arztstuhl, das Klassenzimmer. Die Liste der Vorlieben und Besonderheiten ist so lang, wie das männliche Hirn groß ist, um Szenen und Bilder zur Erregung zu speichern und bereitzuhalten. Und niemand soll sagen, dass es einen Unterschied gibt zwischen homo- und heterosexuellem Männerhirn, der homosexuelle Mann ist nur besser organisiert.
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