piwik no script img

Die Wahrheit„Wir sind völlig normal“

Ein Interview mit Abu Bakr al-Baghdadi, dem Führer des Islamischen Staats, über Islamismus und andere total krasse Sachen.

Zum exklusiven Video-Interview in die Wüste bestellt: Warten auf den sprachgewaltigen Terrorführer. Bild: reuters

Tilo Jung ist die Zukunft des deutschen Journalismus. Für seinen Video-Blog „Jung & Naiv“ wurde er mit dem Grimme Online Award ausgezeichnet. Das Erfolgsrezept: Tilo Jung interviewt prominente Politiker und stellt sich dabei noch dümmer, als er in Wirklichkeit schon ist. Auf diese Weise gelingt es ihm, auch Menschen für das politische Geschehen zu interessieren, bei denen man bislang froh war, dass sie sich mit Politik nicht befassten. Tilo Jung zeigt bei seinen Interviews auch großen Mut. Er wagt sich in schlimmste Krisengebiete wie die SPD, den Vatikan oder jüngst den Nahen Osten. Nachdem er dort schon den Israelis und den Palästinensern auf den Zahn fühlte, gelang ihm nun ein Exklusivinterview mit dem Kalifen des Islamischen Staates.

Tilo Jung: Erklär doch bitte der Crowd in Germany: Wer bist du?

Abu Bakr al-Baghdadi: Ich bin Kalif Abu Bakr al-Baghdadi, Nachfolger des Propheten, Herrscher des Islamischen Staates und damit auch legitimer Anführer aller Muslime der Welt.

Krass! Was macht ihr denn so hier im Islamischen Staat?

Wir errichten ein islamisches Gemeinwesen, in dem Tugend und Gerechtigkeit herrschen.

Das klingt cool. In Deutschland erzählt man aber immer, ihr wärt Terroristen und wir müssten uns vor euch fürchten. Dabei siehst du ganz normal aus!

Wir sind auch völlig normal. Alles, was wir möchten, ist nach den Regeln des heiligen Koran zu leben. Unser Staat ist so attraktiv, dass er Menschen aus der ganzen Welt anlockt. Beinahe überrannt werden wir von jungen Männern und sogar Mädchen, die sich uns anschließen wollen. Wir sind eine richtig internationale Community hier. Ungläubige würden bloß stören. Deswegen verzichten wir auf ihre Anwesenheit.

Das ist ja logisch. Aber warum wendet ihr Gewalt an?

Der Islamische Staat hat noch nie Gewalt angewendet. Gewalt wenden nur unsere Feinde an, die Amerikaner, die Juden, die Kurden, die Juden, die Schiiten und die Juden. Sie ermorden Unschuldige, nämlich uns. Wir wehren uns dagegen mit friedlichen Mitteln – alles ganz im Einklang mit dem internationalen Recht. Das kann uns wirklich niemand vorwerfen.

Okay. Man sieht bei uns aber manchmal so komische Videos, wo Leuten der Kopf abgeschnitten wird. Das seid also nicht ihr?

Der Kopf ist eine Quelle des Unheils. Im Kopf steckt die westliche Propaganda, stecken Musik und Pornografie, steckt der Verstand, der viele Muslime vom wahren Glauben abbringt. Das Herz ist die Quelle der Wahrheit, der Kopf ist verzichtbar. Deswegen befreien wir gelegentlich Menschen von ihm. Aber schau dir die Videos an: Wir gehen dabei behutsam und sauber vor.

Sag mal, ist das Blut da an deinem Ärmel?

Nee, bloß Tomatensauce. Es gab gerade Penne al Arrabiata.

Ach so. Manche Menschen bei uns machen sich Sorgen, weil der Islamische Staat stetig wächst. Werdet ihr euch immer weiter ausdehnen?

Natürlich werden wir das. Und zwar so lange, bis die ganze Welt unterworfen ist. Wenn du überzeugt bist, die Wahrheit zu kennen, würdest du dann nicht wollen, dass sie die ganze Menschheit erreicht?

Doch, schon.

Siehst du, nichts anderes wünschen wir uns. Wer sich der Wahrheit nicht in den Weg stellt, der hat auch nichts zu befürchten. Wir möchten nur in Ruhe und Frieden arbeiten, beten und unsere Frauen schlagen.

Ich muss sagen, ich bin wirklich positiv überrascht von euch. Mein Video haben wir jetzt im Kasten. Ich werd dann mal wieder aufbrechen.

Warte mal, Kumpel! Der freundliche Kollege hier mit dem Säbel begleitet dich schnell mit nach draußen. Wir möchten nämlich auch noch ein kleines Video mit dir drehen.

Klar, kein Problem! Ich seh mich ja gern selbst bei YouTube!

Na, dann kannst du dich aber auf was freuen! Tschüss!

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Klasse. am lustigsten daran: Könnte wirklich so von den Krautreportern selbst sein. Nur, dass das Interview dann wie jenes mit dem Hamas-Hooligan Martin Lejeune wohl in Berlin geführt worden wäre und die Schlusspointe somit entfallen und der Interviewer nicht ganz so kopflos wäre.

  • Wer sich nicht erfolgreich in Beziehung zum Kopf setzen kann und ihn abschlagen muss, der ist sicherlich des Menschen nicht würdig.

  • Ds "Wer keine Ausrede hat, ist sowieso doof" ist in allen Ländern zu fast allen Zeiten zu extem lügenhaften Rechtfertigungsidelogien als Standard des politischrbn Diskurses geworden.

     

    Das ist aucjh psycholologisch-sozialpsychologisch bekannt, dass: "Der Geist ungern seine Unfähigkeit" betrachtet.

     

    Die verheerenden (Doppelbedeutung!!!) Folgen

    haben wir in de Kriegslastigkeit der Politik wo die "Ultima irration" der Gewalr als höchster TRumpf in Witrklichkeit die Politik dominiert!!

    Daher die Militälastigkeit von Wirtschjaft und Universität. Technik!!.

     

    Andere LÄndere, abndre sitten aber Miltär ist xie "ligua franca" der Politik.

  • Ah ja.

    Michael Bittner folgt also dem Halali zur Jagd auf Tilo Jung, weil der Sprecher der Palästinenser alleine interviewt hat, was offenbar verboten ist.

    Der Auffassung, das sei verboten, sind ja auch Volker Beck und Petra Pau.

    Leute darf man dann natürlich auch problemlos beleidigen - das ist dann lustig.

    "Das Erfolgsrezept: Tilo Jung interviewt prominente Politiker und stellt sich dabei noch dümmer, als er in Wirklichkeit schon ist."

  • 7G
    774 (Profil gelöscht)

    Lustig. Aber irgendwie bleibt einem das Lachen im Halse stecken.