Die Vogelgrippe breitet sich aus: Millionen von Vögeln sind bedroht
Laut einer Studie ist das Virus H5N1 mit Vögeln bis in die Antarktis gereist. Nun könnte es Australien und Neuseeland erreichen.
Nun zeigen Forscher:innen in der aktuellen Ausgabe des Magazins Nature Communications, wie sich das Vogelgrippevirus von Südamerika bis in die Antarktis ausgebreitet haben könnte.
Die Studie „Nachweis und Verbreitung des hochpathogenen Vogelgrippevirus H5N1 in der Antarktis“ weist das Virus auf den vor der Südspitze gelegenen Falklandinseln und auf der südatlantischen Inselgruppe Südgeorgien nach. Südgeorgien gehört bereits zur Region Antarktis.
Die Wissenschaftler fanden das Virus in mehreren Vogelarten, unter anderem in Eissturmvögeln und Schwarzbrauenalbatrossen sowie in zwei Robbenarten. Genetische Auswertungen deuten darauf hin, dass Zugvögel das Virus von Südamerika nach Süden Richtung Antarktis transportiert haben. Der Nachweis von infizierten Säugetieren ist dabei nicht neu. So haben sich Robben und Seelöwen vermehrt infiziert, die mit toten Vögeln in Kontakt kamen.
„Genetische Analysen der Viren zeigten, dass es sich um Vertreter des Genotyps B3.2 handelt, die mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit über migrierende Wildvogelarten vom südamerikanischen Kontinent eingetragen wurden“, sagt Timm Harder, Laborleiter am Institut für Virusdiagnostik am Friedrich-Loeffler-Institut.
Die Wanderrouten liegen auf dem ganzen Erdball
„Während im Herbst 2023 die Auswirkungen des erstmaligen Viruseintrags begrenzt blieben, deuten die Autoren an, dass eine weitere Verbreitung in der Subantarktis und auf dem antarktischen Kontinent in den Folgejahren schwerwiegendere Auswirkungen auf die dortigen Vogel- und Säugerpopulationen entfalten könnte“, so Harder.
Weil die Wanderwege einiger der betroffenen Zugvögelarten auf verschiedenen Klimazonen rund um den Erdball lägen, könnten auch bislang verschonte Regionen wie Australien und Neuseeland künftig von der Vogelgrippe heimgesucht werden, befürchtet der Forscher.
Auf dem Gebiet der Antarktis leben riesige Wildvogelbestände, Millionen von Pinguinen siedeln in dichten Kolonien, zahlreiche Brutvögel rasten hier. Häufig besitzen sie keinen Immunschutz gegen das Virus. „Die potenziellen Auswirkungen auf die antarktischen Vogelpopulationen könnten massiv sein“, schätzt daher der Biologe Marc Engelsma von der niederländischen Universität Wageningen, „viele der Arten sind koloniebrütende Vogelarten.
Die enge Interaktion während dieser Jahreszeit kann zu einer raschen Ausbreitung der Krankheit führen, ähnlich dem Massensterben, das bei den vom Virus betroffenen europäischen Brandseeschwalbenpopulationen im Jahr 2022 zu beobachten war.“ Dies sei besonders für die langlebigen Seevogelarten eine Herausforderung, so Engelsma, da sie nur relativ wenige Küken hervorbrächten, was eine rasche Erholung der Population erschwere.
Zwar „scheint die Sterblichkeit in den Vogelkolonien begrenzt gewesen zu sein“, liest Engelsma aus den Daten heraus, „die Sorge gilt nun der neuen Brutsaison, die auf der südlichen Halbkugel bevorsteht.“
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