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Die Trump-Vertraute Hicks legt Amt nieder

Die Kommunikationschefin des US-Präsidenten arbeitete schon vor seiner Wahl für ihn. Gründe für ihren Rücktritt wurden nicht genannt. Doch niemand kennt mehr Interna als sie

Trumps Ex-Kommunikationschefin Hope Hicks Foto: Jonathan Ernst/reuters

Aus New York Dorothea Hahn

Am Mittwoch war Donald Trump unruhiger als gewöhnlich. Er brach öffentlichen Streit mit seinem Justizminister Jeff Sessions vom Stapel. In einem Tweet nannte der Präsident den Minister „erbärmlich“ und missbilligte dessen Versuch, missbräuchliche Schnüffeleien der US-Geheimdienste auf dem normalen Wege zu untersuchen. Der Minister, der schon lange auf Trumps Abschussliste steht, berief sich auf seine „Ehre“ und seine „Integrität“.

In den vorausgegangenen 24 Stunden hatten drei Personalien aus dem engsten Kreis des Präsidenten das Weiße Haus erschüttert: Trumps ehemaliger Kampagnenchef Paul Manafort bekam einen Prozesstermin. Die Öffentlichkeit erfuhr, dass Trumps Schwiegersohn ­Jared Kushner, den der Präsident für tauglich hält, den Israel-Palästina-Konflikt zu lösen, seinen Zugang zu Top-Secret-Informationen verlor. Und Trumps Kommunikationsberaterin Hope Hicks gab bei einer fast neunstündigen Anhörung durch den Geheimdienstausschuss des Repräsentantenhauses „Notlügen“ für den Präsidenten zu. Am Morgen danach reichte sie ihre Kündigung im Weißen Haus ein.

Die 29-jährige Hicks hat seit drei Jahren täglich mit Trump zusammengearbeitet. Bevor er seine Kandidatur bekannt gab, während seines Wahlkampfs und in seinen ersten 13 Monaten im Weißen Haus war sie überall dabei. Das machte sie zu seiner dauerhaftesten Mitarbeiterin. Sie trug seine Dokumente, führte Journalisten zu ihm, stieg mit ihm in Hubschrauber und Flugzeuge, stand bei Unterschriftszeremonien im Raum und formulierte Erklärungen, mit denen das Weiße Haus versuchte, sein internes Chaos vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Sie war auch beteiligt, als das Weiße Haus versuchte, den Trump-Mitarbeiter Rob Porter zu retten, den zwei Ex-Gattinnen und eine Ex-Freundin gewalttätiger Übergriffe beschuldigten. Hicks’Problem im Fall Porter war allerdings, dass sie nicht nur ihrem Chef diente, sondern gleichzeitig auch eine Beziehung mit Porter hatte.

Niemand kennt mehr Interna über Trump in den zurückliegenden drei Jahren als Hicks. Trump hat sie oft über den grünen Klee gelobt. Und tat das erneut, nachdem die junge Frau am Mittwoch ihre Kündigung öffentlich gemacht hat. Es ist unwahrscheinlich, dass er sie loswerden wollte. Doch zugleich ist schwer vorstellbar, dass ihm daran gelegen war, sie als Mitarbeiterin zu halten, nachdem sie zugegeben hatte, dass sie für ihn lügen musste.

Der privilegierte Zugang zu Präsident Trump machte Hicks für die Russland-Ermittler interessant

Nach der Kündigung erklärten alle Beteiligten, dass Hicks schon lange vorgehabt habe, das Weiße Haus zu verlassen und sich beruflich neu zu orientieren. Dieselben Quellen bestreiten auch, dass es einen Zusammenhang mit den „Notlügen“ gäbe. Doch von einer neuen Stelle für Hicks ist bislang nichts bekannt und es ist nicht einmal klar, wie lange sie noch im Weißen Haus arbeiten wird.

Der privilegierte langjährige Zugang zu Trump macht Hicks für die Russland-Ermittler interessant. Unter anderem war sie auch an dem Versuch beteiligt, ein Treffen zwischen engen Trump-Mitarbeitern – darunter ein Sohn, der Schwiegersohn und der Kampagnenchef – und einer russischen Anwältin zu vertuschen. Die Trump-Gefolgsleute waren zu dem Treffen gegangen, weil sie Informationen über „Dreck von Hillary“ erhofften. Doch als das Treffen bekannt wurde, behauptete Trumps Büro, es sei um „Adoptionen von russischen Kindern“ gegangen. Bei ihrer Anhörung vor dem Repräsentantenhaus am Dienstag machte Hicks „Exe­kutivprivilegien“ geltend, um nicht über russische Kontakte ihres Bosses und andere heikle Themen sprechen zu müssen.

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