Die Streitfrage: Frauen-WM boykottieren?
Die Fifa steckt in einem Korruptionssumpf – und in Kanada startet die WM. Ein Boykott könnte das richtige Zeichen sein.
Anmerkung der Redaktion, Mittwoch, 3. Juni 2015: Nach der Rücktrittsankündigung von Fifa-Präsident Sepp Blatter ist die Streitfrage hinfällig. Fragen eines Boykotts stellen sich nicht mehr. Nächste Woche gibt es eine neue Streitfrage.
Als Sepp Blatter am vergangenen Freitag zum Chef der Fifa wiedergewählt wurde, liefen bereits die Ermittlungen gegen Funktionäre seiner Organisation. Sie waren wegen Korruptionsverdacht festgenommen worden.
Kurz nach dem Kongress in Zürich räumte Danny Jordaan, der Leiter des Organisationskommittees der WM in Südafrika, eine Sonderzahlung von 10 Millionen Dollar ein. Dass es sich dabei um Bestechung gehandelt habe, stritt er ab. Die US-Behörden prüfen derzeit unter anderem, ob es bei der Vergabe um die Ausrichtung der Fußballweltmeisterschaften in Russland 2018 und in Katar 2022 zu Schmiergeldzahlungen gekommen war.
Kritische Stimmen gegen die Fifa und ihren Chef werden in diesen Tagen lauter, auch von Seiten der nationalen Fußballverbände. Greg Dyke, der Präsident des englischen Fußballverbandes, forderte zu einem WM-Boykott auf. Auch Christian Seifert, der Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga, befürwortet einen Boykott und plädiert für eine Zusammenarbeit der europäischen Verbände. Das wäre nicht ganz unrealistisch, denn selbst Uefa-Präsident Michel Platini schließt den Rückzug europäischer Mannschaften nicht aus.
Die Verbände hoffen, dass sie mit ihren Drohungen etwas erreichen können. Ob damit auch die anstehende Frauen-WM gemeint ist, bleibt unklar. Dabei findet die nächste Männer-WM erst in drei Jahren statt. Die Frauen-WM in Kanada, die ebenfalls von der Fifa ausgerichtet wird, beginnt bereits diesen Samstag, am 6. Juni.
Als Zuschauer steht man letztlich in der Verantwortung: Wäre ein Boykott der Frauen-WM also die passende Reaktion zur richtigen Zeit? Oder würde ein Boykott das falsche Zeichen setzen? Insbesondere deshalb, weil die Frauen-WM ohnehin wesentlich weniger Aufmerksamkeit bekommt als die der Männer? Oder wäre das nur konsequent und würde zeigen, dass Frauenfußball genauso ernst genommen wird?
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