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Die Schultore öffnen sichEine falsche Sicherheit

Anna Klöpper
Kommentar von Anna Klöpper

Ab Montag kommen weitere Klassen zurück in die Schulen. Die Öffnung ist richtig, aber klar ist auch: Die Hygieneregeln werden kaum einzuhalten sein.

Die Türen öffnen sich wieder: Schultor in Berlin Foto: picture alliance/Annette Riedl/dpa

D ie Schulleitungen waren Ende der Woche ziemlich geplättet, als klar war: Jetzt kommen ab dem heutigen Montag nicht nur die fünften Klassen tageweise zurück in ihre Klassenräume, sondern obendrein auch die ErstklässlerInnen und an den Gymnasien und Sekundarschulen die siebten Klassen. Plus diejenigen „mit besonderem Unterstützungsbedarf“, wie es bei der Bildungsverwaltung heißt, und zwar egal, welcher Jahrgangsstufe sie angehören. Das alles, versteht sich, bei Einhaltung der Hygiene- und Abstandsregeln.

Zeit, das alles zu organisieren, hatten die Schulleitungen quasi keine: Am späten Mittwochabend kam das Schreiben der Bildungsverwaltung in den Sekretariaten an, nach der Schalte der LänderchefInnen mit der Bundeskanzlerin. Blieb mit dem Donnerstag noch ein regulärer Arbeitstag – der Freitag war ja Feiertag –, um irgendwie einen Plan zu fassen, wie der Montag coronakorrekt ablaufen könnte.

Unmöglich, hieß es seitens mancher Schulleitung, die sich in Elternbriefen am Wochenende schon mal dafür entschuldigten, dass Transparenz, auch gegenüber den Eltern, bei den Planungen anders aussähe, aber die Zeitvorgaben seien eben knackig.

Schrittweise Öffnung ist richtig

Nun ist es richtig, die Schulen schrittweise zu öffnen. Nicht damit die ErstklässlerInnen noch einen Buchstaben mehr lernen bis zu den Sommerferien oder damit die fünften Klassen noch zweimal Mathe als Präsenzerlebnis haben. Sondern weil Schule vor allem auch eine soziale Institution ist, ein Stück Normalität, das auch Kinder inzwischen dringend wieder brauchen, und ein Rettungsanker für die „mit besonderem Unterstützungsbedarf“.

Das Problem ist: Die Hygieneregeln werden bei einer weiteren Schulöffnung kaum einzuhalten sein. Die Bildungsverwaltung gibt den Druck gerade massiv an die Schulleitungen weiter: Die müssen das zunehmend Unmögliche organisieren – schnelle Schulöffnung und strenge Hygieneregeln – und gleichzeitig den Eltern und SchülerInnen irgendwie ein Gefühl von Sicherheit vermitteln.

Ehrlicher wäre es, zu sagen: Die Schulöffnung ist richtig, aber sie wird ein Risiko. Wie in vielen anderen Bereichen, siehe Gastronomie, ja auch. Die Hygieneregeln der Bildungsverwaltung sind eine falsche Sicherheit.

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Anna Klöpper
Leiterin taz.eins
Seit 2011 bei der taz. Leitet gemeinsam mit Sunny Riedel das Ressort taz.eins. Hier entstehen die ersten fünf Seiten der Tageszeitung, inklusive der Nahaufnahme - der täglichen Reportage-Doppelseite in der taz. Davor Ressortleiterin, CvD und Redakteurin in der Berliner Lokalredaktion. Themenschwerpunkte: Bildungs- und Familienpolitik.
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7 Kommentare

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  • Ergänzung: ich halte die Schulschließungen für sinnvoll, ich halte auch erweiterte Notbetreuung oder zusätzliche Betreuung bei Problemfällen für sinnvoll. Ebenso flexible Sprechstunden mit Kinder/Eltern per Telefon/Skype/Mail/App. Und in den vergangenen acht Wochen haben wir uns mit dem Heimunterricht (es gab alle zwei Wochen Päckchen, außerdem drei Apps, die gut per Tablet bedient werden können) arrangiert.

    Die Direktorin unserer Schule hat bezüglich des oben aufgeführten, rollierenden «Systems» noch einmal ausdrücklich die Schulpflicht erwähnt. Aber ich halte diesen Alibipflichtschultag für großen Quatsch.

    • @acepoint:

      Es gibt da keine Patentlösung sondern man muss halt das Ausprobieren was sinnvoll und umsetzbar erscheint und dann im Laufe der Zeit auf Basis der gemachten Erfahrungen nachjustieren und das kann im Zweifelsfall bei jeder Schule etwas anders aussehen. Das ist nicht ideal und auch noch nicht die Normalität, aber der wird man sich nur schrittweise annähern können.



      Wichtig ist das alle Involvierten sich regelmäßig austauschen, damit man schrittweise zu einer Lösung kommt die möglichst vielen gerecht wird.



      Man kann den Alibipflichtschultag für Quatsch halten oder auch für den ersten Schritt hin zum normalen Präsenzunterricht.



      Heimunterricht mag für einen Teil der Familien eine Lösung sein aber eben bei weitem nicht für alle. Es gibt genug Familien die nicht über die erforderliche technische Ausstattung verfügen, wo zu viele Menschen auf zu engem Raum leben damit die Kinder konzentriert und ungestört lernen und arbeiten können, wo die Eltern jetzt wieder zur Arbeitsstelle müssen und nicht betreuen können und schließlich lassen sich neue schulische Themen nicht so einfach mittels Aufgabenpaketen vermitteln, neue Themen müssen erst mal durch die Lehrkräfte vermittelt werden bevor die Kinder sie bearbeiten können. Da ist dann ein Präsenzschultag schon besser als keiner, aber weit weg von normal.

  • «Sondern weil Schule vor allem auch eine soziale Institution ist, ein Stück Normalität, das auch Kinder inzwischen dringend wieder brauchen» [taz]

    Grundschule meiner Kinder, rollierendes System, einmal die Woche Unterricht, jeweils ein Jahrgang/Wochentag für je vier Stunden:

    1) 2. u. 3. Klasse, je zwei Züge, in je drei Gruppen a ca 9 Schüler aufgeteilt. Die ersten Gruppen kommt um 7:50 Uhr, die zweiten Gruppen um 8:00 Uhr, die dritten Gruppen um 9:45.



    2) Auf dem Weg vom Schulhof - Eltern dürfen den Schulhof nicht betreten - zum Klassenraum müssen Masken getragen werden. Der Unterricht findet ohne Masken statt, teils mit den Kindern fremden Lehrern/innen, weil einige, die in Risikogruppen sind, befreit wurden. Die Masken sollen während des Unterrichts in eine Dose oder einen verschließbaren Plastik(!)beutel gepackt werden.



    3) Pausenregelung...Maske ja/nein, Abstandsregeln, unterschiedliche Pausenzeiten...keine Information



    4) Die Kinder (2. u. 3. Klasse) können wegen der alphabetischen Aufteilung der Gruppen nicht in den gewohnten Lauf- oder Fahrradfahrgruppen kommen. Ok, nachvollziehbar, aber siehe unten, letzter Satz.



    5) Die Kinder sollen alle(!) Materialien des Schuljahrs wieder mit in die Schule nehmen - Packesel - und nach vier Stunden Unterricht auch wieder nach Hause?!

    Was bitteschön soll daran Normalität sein?

  • Ich wohne an einer Schule und blicke auf den Pausenhof.



    Kinder sind Kinder und spielen.



    Wer kann es ihnen verdenken?



    Aber so ehrlich muß man sein, ein Schutz lässt sich in der Schule nicht organisieren ohne die Kinder unter permanenter Aufsicht und Kontrolle zu halten. Das wäre auch fatal und nicht kindgerecht.

  • Hallo Frau Klöpper, Sie schreiben "Ehrlicher wäre es, zu sagen: Die Schulöffnung ist richtig, aber sie wird ein Risiko."



    Und nun wende ich Ihren Themaschwerpunkt mal in die Zukunft - mit der Frage: Bei der nächsten Epi-/Pandemie wieder so - mit dem ganzen Chaos?



    Oder bereits mit der Zweiten Welle?

    Ich denke da völlig anders:



    Statt Schließung: Platz für ALLE = Isolierte Lerngruppen von 8-10 SuS mit einer*m LehramtsStudi als Begleitperson, in abgeteilter Fläche von je 15m² - inkl. Büro/SanitärContainer ü b e r dem Schulhof, je 4 Lerngruppen 1 L*in.



    Ab Mittelstufe DigiFernunterricht für alle, bei denen Ausstattung und Elternbegleitung vorhanden.

  • Wieso war Freitag Feiertag? Also ich war ganz normal im Büro arbeiten.

    • @Fallmanagerin:

      Am Freitag war der 8. Mai, der Tag der Befreiung, und zum 75. Jahrestag war das in Berlin ein einmaliger Feiertag.