piwik no script img

Die Republik Gezi-ParkDie Internationale der Ignoranz

Wenn die EU die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei aussetzt, siegt Erdogan. Doch der Gezi-Park verkörpert den europäischen Gedanken nicht: er übertrifft ihn.

Kerzen in Istanbul: Die Republik starb nicht, sie blühte auf, sie ist jetzt überall Bild: ap

Prolog

Es war einmal ein Land. Es lag im Herzen Istanbuls. Es erstreckte sich über einen Park mit Brunnen, bevölkert von sieben Dutzend Zelten. In diesem Land sagte man, was man sagen wollte, frei und mutig. Man interessierte sich füreinander, man erkannte Unrecht und sprach darüber. Man half sich. Man fühlte sich verantwortlich für das, was man gemeinsam aufgebaut hatte. Die Bürger dieses Landes waren unterschiedlich, aber sie begegneten sich mit Respekt. Sie glaubten nicht an dasselbe, aber das war kein Problem. Wenn jemand Hunger hatte, dann gab man ihm zu essen. Wenn jemand Durst hatte, dann gab man ihm zu trinken. Wenn jemand stolperte, dann half man ihm auf. Das Land heißt Gezi.

Gezi und seine Gegner

Gezi hat viele Freunde, aber auch Feinde. Denn so sehr sich Gezis Bürger darauf verlassen konnten, dass ihr Protest gegen Erdogan jenseits der Landesgrenzen unterstützt und wahrgenommen wird, mit Demonstrationen in Berlin, mit Plakaten in São Paulo, so sicher konnte sich Erdogan im selben Moment sein, dass seine Borniertheit grenzüberschreitend Entsprechung fand. Es gibt eben nicht nur eine Internationale des Protests, der Würde und der Selbstbestimmung. Es gibt auch eine Internationale der Ignoranz. Das belastet das Verhältnis der Türkei zu Europa, das belastet auch andersherum das Verhältnis Europas zur Türkei.

Die Spirale aus Stolz, Abwendung und Vorurteil, die Erdogan in Bewegung brachte und die er mit martialischer Rhetorik und brutaler Polizeigewalt beschleunigte, wird in Europa weitergedreht – es gibt Profiteure dieser Dynamik, auf beiden Seiten. Es gibt auf beiden Seiten jene, die mit dem Stillstand der Beitrittsverhandlungen sehr gut leben können – mehr noch: die jetzt ein Ziel erreicht haben.

Zum Beispiel, auf der einen Seite, Erika Steinbach, die Vorsitzende der „Arbeitsgruppe Menschenrechte und Humanitäre Hilfe“ der Unionsfraktion im Bundestag. Sie steht beispielhaft für jene Türkei-Kritiker, die die Bilder aus Istanbul, aus Izmir, aus Ankara reflexartig ausbeuten: Seht her, dieses Land gehört nicht zu uns!

Während in der Türkei Zehntausende für ihre Rechte demonstrierten, gab sie eine Pressemitteilung heraus, in der sie feststellte, dass dieses Land nicht der Europäischen Union beitreten könne. So als suche sie nur Beweise für ihr Vorurteil. So als sei es die vordringlichste Sorge jener Menschen, die gerade im Pfeffergas ersticken, in welche Richtung sich nun der Beitrittsprozess entwickelt. Erika Steinbach steht beispielhaft für jene Türkei-Kritiker, die nicht hinter das Pfeffergas, nicht hinter die Wasserwerfer blicken. Sie ist getrieben von einem Ressentiment, von latentem Rassismus.

Sie und ihre Anhänger wollen nicht wahrhaben, dass es eine Republik Gezi gibt. Sie müssten einsehen, dass Gezi dem europäischen Gedanken nicht nur entspricht – sondern ihn sogar übertrifft. Für Steinbach und ihre Anhänger läuft es gut, solange Recep Tayyip Erdogan unnachgiebig bleibt.

Zu Steinbachs Vorurteil passt, auf der anderen Seite, der Stolz des türkischen Ministerpräsidenten. Wenn sich die Europäische Union von der Türkei abwendet, dann fühlt sich Erdogan bestätigt, dann geht er noch härter, noch unnachgiebiger vor. Er wartet nur darauf, tun zu dürfen, was er will. Über den Abbruch der Beitrittsverhandlungen freut er sich im gleichen Maße, wie sich auch Erika Steinbach freut. Steinbach und Erdogan sind Geschwister im Geiste, sie verbindet die Internationale der Ignoranz. Sie beide arbeiten am selben Projekt: gegen einen Beitritt der Türkei zur Europäischen Union – und gegen die Republik Gezi.

Wer glaubt, die Beitrittsverhandlungen seien ein Druckmittel, um den wild gewordenen Premier zu zähmen, der erliegt dem Fehlglauben, dass Erdogan sein Land noch immer Richtung Europa steuern will. Gewiss war er anfangs angezogen vom Appeal der europäischen Wirtschaftskraft, die Anziehung hat aber nachgelassen – wie die europäische Wirtschaftskraft selbst. Gleichzeitig begann die türkische Wirtschaft zu boomen, das Land zu wachsen und mit ihm das Selbstbewusstsein ihres Premiers. Er fühlt sich jetzt allmächtig, er will die Regeln des Spiels bestimmen.

Unter der Bedingung des europäischen Gedankens, unter der Bedingung von Selbstbestimmung und Meinungsfreiheit will Erdogan nicht mehr in die Europäische Union: In der Abwägung zwischen Bürgerrechten und Shopping-Mall wird er sich immer für Letzteres entscheiden. Für Erdogan und seine Anhänger läuft es gut, solange sich Europa abwendet. Erdogan glaubt, ohne Europa auszukommen.

Es gibt noch einen weiteren Grund, warum die Beitrittsverhandlungen kein wirksames Druckmittel sind, um Erdogans Politik zu beeinflussen: die Identitätskrise der Europäischen Union.

Wie soll man den türkischen Premier von Meinungs- und Pressefreiheit überzeugen, während man im Zentrum Europas, in Griechenland, aus Kostengründen das Staatsfernsehen abschaltet? Wofür entscheidet sich Europa eigentlich in Zeiten der Krise: für die Bürgerrechte oder für die Shopping-Mall?

Epilog

Die Republik Gezi wurde ausgelöscht von jenen, die sich vor ihr fürchteten: ausgeräuchert wie ein Wespennest, in wenigen Minuten. Aber die Republik starb nicht, sie blühte auf, sie ist jetzt überall: Bewacht vom stillen Steh-Protest des Künstlers „duran adam“, bevölkert von abendlichen Bürgerforen, besungen von der Rockgruppe Duman. Diese Republik wird die Drohungen Erdogans überstehen und das Desinteresse Erika Steinbachs, sie wird pluralistisch und demokratisch bleiben. Sie wird überleben, egal wie oft die deutsche Regierung den türkischen Botschafter einbestellt – egal wie oft die türkische Regierung den deutschen Botschafter einbestellt.

Sie wird leben, solange sich Menschen treffen, um über sie zu reden. In Wahrheit erlebt die Türkei eine Sternstunde der Demokratie. Denn wenn es im Moment ein Land gibt, das jenes Europa verkörpert, wie es sein sollte, dann ist es dieses: die Republik Gezi. Solidarisch, friedlich, pluralistisch, mutig, frei.

Europa kann sich auf dieses Land freuen.

Links lesen, Rechts bekämpfen

Gerade jetzt, wo der Rechtsextremismus weiter erstarkt, braucht es Zusammenhalt und Solidarität. Auch und vor allem mit den Menschen, die sich vor Ort für eine starke Zivilgesellschaft einsetzen. Die taz kooperiert deshalb mit Polylux. Das Netzwerk engagiert sich seit 2018 gegen den Rechtsruck in Ostdeutschland und unterstützt Projekte, die sich für Demokratie und Toleranz einsetzen. Eine offene Gesellschaft braucht guten, frei zugänglichen Journalismus – und zivilgesellschaftliches Engagement. Finden Sie auch? Dann machen Sie mit und unterstützen Sie unsere Aktion. Noch bis zum 31. Oktober gehen 50 Prozent aller Einnahmen aus den Anmeldungen bei taz zahl ich an das Netzwerk gegen Rechts. In Zeiten wie diesen brauchen alle, die für eine offene Gesellschaft eintreten, unsere Unterstützung. Sind Sie dabei? Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

43 Kommentare

 / 
  • DA
    Damarimdaki asil kan

    Ich stimme vielen Rednern hier zu. Ich lebe momentan in DE, kenne als Türke die Türkei aber sehr gut, gebürtig in Ffm aufgewachsen ab 13 J in TR. Als Reiseführer fast jede, aber jede Ecke in der TR gesehen. Wenn wir von Volksgruppen in der Türkei reden,sollten wir beachten, dass es nicht weniger als 48 Volksgruppen sind, die in der Türkei unet einer Flagge leben, es geht nicht nur um Kurden, die in diesem Prozess verständlicherweise in ihren Emotionen eher zögerlich sind. Was momentan passiert ist wahnsinnig GEIL! In den öffentlichen Parks wird gelehrt was Demokratie bedeutet -> Zitat:"ich bin Kurde, ich habe ein Problem damit wenn Atatürk zum Symbol dieser Bewegung wird." Reaktion-> Verständnis! Unglaublich. Für mich sind die Geschehen keine Überraschung. Die Frage war nur wann! Oder was haben wir von jenem erwartet, der sagt:" Die Demokratie ist nur ein Zug auf den wir aufsteigen..." - " Die Minaretten werden zu unseren Bajonetten, die Kuppeln zu unseren Helmen..:" Wenn ich versuche meinem Umfeld erklären was dort passiert, muss ich den Zusatz geben, dass dies weder eine Komödie ist noch eine (viel treffender)Tragödie ist! Es ist Realität!

    Es ist schlimmer als das §. Reich! Der einzige Unterschied ist die bislang ausgebliebene Massenvernichtung! Man glaubt es nicht, aber es ist wahr. Zu guter Letzt: Die Weichen für das wirtschaftliche Wachstum wurden von Kemal Dervis gelegt und nicht von Erdogan! Wie auch glauben sie denn wirklich der hat mal ein Buch in die Hand genommen

    ?! Gott Bewahre die Türkei und die Welt vor Erdogan!

  • PS
    pan schmidt

    guter artikel! bestätigt genau meine eindrücke. die protestierenden menschen sind erstaunlich unbeirrbar > http://mehrwirklichkeit.wordpress.com/2013/06/16/taksim-und-gezi-park-kein-spaziergang/

  • R
    RLS

    @Jon

     

    Leute wie Sophie Scholl waren auch nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung,

    und zum Glück hat man Deutschland deshalb nicht fallen gelassen.

    Was in der Türkei passiert ist sagenhaft, die meisten meiner Kollegen hätten dass nicht erwartet, schon gar nicht dass in der Türkei Menschen wegen ein paar Bäume auf die Strasse gehen und was danach daraus entstanden ist.

     

    Wo Menschen für Demokratie und Freiheit kämpfen sollte man sie unterstützen,

    über Beitrittsverhandlungen zu reden ist jetzt völlig fehl am Platz.

  • C
    Capulcu

    HI,

     

    ich lebe nun seit mehr als drei Jahren in der Türkei und Verfolge R.T Erdogans Strategie jeden Tag. Für uns in Deutschland aufgewaschene bzw. für allgemein Gebildete Menschen ist dieses leicht zu durchschauen. Jedoch leben in der Türkei über 25 000 000 Menschen die weder lesen noch schreiben können. Diese Menschen sind sehr einfach zu manipulieren und zu " eigenen Soldaten" umzustrukturieren. Schon allein aus diesem Grund ist die Türkei nicht geeignet für die EU.

     

    Erdogans ist ähnlich wie Adolf Hitler ein sehr guter Redner. Er wäre wahrscheinlich ein Top Verkäufer für die DVAG oder AWD geworden ;)

    Genau wie im Regime des dritten Reiches, hat er viele z.T unbekannte Hintermänner, die Ihm seine Reden schreiben und ihm Sagen was er zu tun hat. Unter anderem Fettulah Gülen(lebt seit Jahren in Amerika weil er in der Türkei wegen Volkshetzung u.ä. angeklagt ist).

     

    1.

     

    Der Beitritt zur EU ist schon seit der Anfangszeit Erdogans immer Wieder ein Vorwand um die Menschen zu blenden. Am Anfang hat sich alles sehr logisch angehört und ein Großteil der Türkei stand zu seiner Ideologie. Nach und nach, hat man jedoch gemerkt, dass die Veränderungen im Land nicht die EU anstreben sondern viel mehr der Vernichtung und Stürzung des Laizistischen Staates Türkei. Menschen die diesem Regime haben schaden können wurden mal eben wegen irgendwelchen erfunden und gespielten Theorien "beseitig"(Politiker, Journalisten, Generäle) ( WIE DIE GEGNER DES 3. REICHES ) zwar wurden Sie hier nicht in KZ gesteckt und umgebracht sondern sind im Gefängnis auf einer Halbinsel und haben keinen Kontakt zur Außenwelt.

     

    2.

    Erdogan hat alle Staatlichen Medien aufgekauft bzw. unter seiner so genannten "Brüderschaft" aufgeteilt. Von Medienfreiheit kann hier nicht mehr die rede sein. Sobald ein Privater sender etwas gegen sein Regime - Fakten gegen Ihn ausstrahlt, wird dieser dicht gemacht. Demokratie? Wohl eher kaum! Somit hat er eines der gewaltigsten Mächte in seinen Händen!

     

    3.

    Er hat durch eine Volksabstimmung drei Punkte der Verfassung geändert. Zwei der drei Punkte sind für den einfachen Menschen kaum von Vorteil eher für größere Geschäftsführer und Millionäre. Der dritte Punkt jedoch dient nur seinem eigenen Wohl - Er hat die Verfassung so geändert, dass er in und nach seiner Amtszeit für falsche Taten und Endscheidungen nicht verurteilt werden kann. - Unantastbar ein leben lang - WARUM MACHT MAN SOWAS???

     

    Ich könnte jetzt bis in die Details gehen und bis zu Punkt 2500. weitermachen aber ich denke ich konnte mein Bild der Türkei und Erdogans vermitteln.

     

    Jedoch muss ich zugeben, das in der Türkei sich auch viele Sachen zum bessern gewendet haben. Wie z.B Krankenhäuser und Versicherungen. Straßen und Inflation usw.

     

    Jedoch alles zu seinem Preis. Und wenn der Preis eine Islamische Diktatur ist, so ist dieser viel zu hoch!!

     

    Die EU wäre wahrscheinlich das sicherste für die Türkei und deren Demokratie, welches Mustafa Kemal Atatürk uns hinterlassen hat.

  • T
    Teermaschine

    @) Eksom - nur für den Dienstgebrauch

     

    Die "Drohung" mit der Aufkündigung der Zollunion (drollig, wo doch 50% aller türkischen Exporte in die EU gehen) ist all jenen einsamen Erdo-Jüngern als Hilfestellung gewidmet, die sich auch vor dem Einschlafen in fleischlicher Enthaltsamkeit üben wollen.

  • D
    D.J.

    @eksom,

     

    ich vermute aufgrund einiger anderer Kommentaren von Ihnen, dass Sie wohl mit Religion nicht viel am Hut haben. Das finde ich erfreulich. Allerdings sind Sie ein hervorragendes Exemplum dafür, dass (hier türkischer, aber austauschbar) Nationalismus mindestens ebenso schädlich für eine realistische Einschätzung der Umwelt ist.

  • VU
    @von und zu

    Seltsamer Sermon. Was bitte verstehen Sie unter "kulturellem Europa"? Im Übrigen halte ich nichts von so anachronistischen Begriffen wie "Türkei", wenn Sie das hethitische, griechische, byzantinische Anatolien meinen. ich rede ja auch nicht von Deutschland, wenn ich Arminius und von Frankreich, wenn ich Asterix meine. Oder spielt hier ein wunderlicher anti-wissenschaftlicher Extremkemalimus der 30er mit ("alles schon immer türkisch gewese, Sumerer, Hethiter und Co.")?

     

    Wen meinen Sie mit dem vom Papst gelobten Pfähler? Die Osmanen haben gern gepfählt, stimmt. O.K., Vlad Tepes auch - aber der war orthodox. Also helfen Sie einem offenbar minderbemittelten Historiker. Habe ich evtl. zu wenige Romane gelesen?

  • NB
    nachdenklicher Bürger

    24.06.2013 02:31 UHR

    von Michel:

     

    An Michel:

    ein guter Beitrag zum Artikel, so sehe ich das auch.

     

     

    An FELIX DACHSEL

    Europa kann sich auf dieses Land freuen.

     

    Antwort: Sicher, als Urlaubsland scheint es für viele Leute schön zu sein, also kann man sich wohl freuen.

     

    Mir persönlich reicht was ich hier über dieses Land sehe und lese, noch schlimmer wenn man Berichte aus dem türk. Land zu lesen bekommt. Ich bin gegen EU Beitritt der Türkei.

  • I
    Irmi

    Ich kenne Erika Steinbach nicht, kenne ihre Meinung nicht, interessiert mich auch nicht, ich bilde mir meine Meinung selbst, dafür hat man den Kopf.

     

    Stelle dabei fest, das Leute immer die Schuld bei anderen suchen und wer euch nicht bedingungslos zustimmt, alles akzeptiert wie ihr denkt und was ihr tut in der Türkei oder hier, ist ein Rassist. Dann gebt ihr uns auch noch die Schuld, das Erdogan so geworden ist, weil wir die Europäer Zweifel haben ob die Türkei in die EU passt. Wie man sieht, sehr berechtigte Zweifel.

     

    Es gibt keine Republik Gezi, nur den Gezipark. Es ist wunderschön, das Leute einander helfen, aber das ist nur ein sehr sehr kleiner Bruchteil der Türkei. Das einige von uns denken, die Türkei gehört nicht in die EU bezieht sich auf die große Anzahl derer die hinter Erdogan stehen, fanatisch sind wie er.

     

    So radikal wie dieser Erdogan ist und seine "Brüder", ist sein wahres Gesicht und Denken. Schlagen Sie sich aus dem Kopf auch dafür Deutschland und die Deutschen verantwortlich zu machen. Diese Suppe der Ablehnung hat Erdogan und seine "Glaubensbrüder" verursacht, dort können Sie sich bedanken und Schuldzuweisungen anbringen.

  • YA
    YouCanCallMe Al

    Netter Artikel, nur wozu diese krampfhafte, Gleichstellung von "Europa" und "fortschrittlich"? Beweisen nicht grad Taksim, Sao Paulo und Rio dass das eurozentristischer Blödsinn ist?

     

    Die EU soll sich verdammt noch mal um Mitgliedschaft in der Republik Gezi bewerben! Ich werde mit Nein stimmen. Priviligierte Partnerschaft vieleicht.

  • L
    L´Andratté

    @gabi danke für den hinweis, da werd ich mal nachforschen!

     

    ein guter artikel, manchmal darf es auch pathetisch sein...

  • S
    Serapio

    Wenn die Türkei nicht in die EU darf, macht der Erdogan was er will? Klingt auch nach Erpressung.

    Vielleicht sollten wir uns daran erinnern, dass Erdogan demokratisch gewählt wurde, wir also nicht davon ausgehen dürfen, dass die Gezi-Aktivisten die Mehrheit des Landes repräsentiern, im Gegenteil, nicht nur im tiefsten Anatolien sondern auch in

    Teilen Istanbuls wohnen die AKP-Getreuen.

    Und wenn bereits die Beitrittsverhandlungen sich harzig gestallten, wie wird das erst sein, wenn es um Entscheidungen in der EU geht?

  • BG
    Bernd G.

    Ok, als Demokraten sind wir 'Brüder im Geiste'. Daraus aber abzuleiten, dass die Türkei in die EU gehört halte ich für falsch. Die USA wird ja auch nicht der EU beitreten, nur weil sie Demokraten sind. Wir werden in Zukunft den Balkan, eine potentielle Krisenregion in der EU haben- Wer würde sich da ein Land ins Haus holen, dass einen ungelösten Konflikt mit den Kurden hat und zusätzlich Grenzen zu so politisch stabilen Ländern wie Irak oder Syrien bzw. den Kaukasusrepubliken. Die Türkei wurde vom Vereinigten Königreich und später von den USA als 'Südflanke Russlands' in militärischer Hinsicht gebraucht, daher resultierte die Westbindung. Dass sich die Türkei (übrigens auch Demokraten) jezt vermehrt ihrem eigenen Kulturkreis zuwenden ist nichts weiter als eine Normalisierung der Verhältnisse. Es bedarf keiner Steinbachs und Erdogans (Im Gegensatz zu Erdogan hat Steinbach übrigens keine Menschen auf dem Gewissen) um die Mehrheit auf beiden Seiten erkennen zu lassen, dass diese 'Ehe' nicht funktionieren wird. Sofern wenigstens in diesem Fall auf das Volk gehört wird, wird es dazu auch nie kommen.

  • L
    lowandorder

    na? die Netikettensäge a-gähn wieder mal

    ganz friedlich im Anschlag? 2.0

     

    Ja - alles richtig.

     

    Aber wer - bitte, ist Erika Steinbach?

    Eine reaktionäre Unverbesserliche.

     

    Aber - sie wird hofiert von einer

    ehemaligen FDJ-Sekretärin,

    Angela Merkel und die ist bekanntlich

    Bundeskanzlerin - und nicht nur vorübergehend!

    DAS - ist die Adresse, um die es geht!

     

    …und nicht so eine Pseudo-Berufsvertriebene.

  • G
    Gabi

    Guten Tag,

    als gebürtige Bulgarin, die seit mehr als 15 Jahre in Deutschland lebt, wundert mich die Haltung der westlichen Presse, die kaum über die schon mehr als 10 Tage anhaltenden Demonstrationen in den Großstädten Bulgariens berichtet hat. Die Bürger wollen das oligarchische Modell des Staates durch ein demokratisches ersetzen. Sie kämpfen gegen die "alten" Parteien, die die Interessen verschiedener Wirtschaftskreisen vertreten und sich herzlich wenig um diese der Bürger scheren.

    Ich hoffe, das TAZ bald berichten wird.

    Hier ein Beitrag auf Englisch.

    https://medium.com/bulgarian-chronicles/d289c6e1392

     

    Schöne Grüße

    G.

  • G
    Gabi

    Guten Tag,

    als gebürtige Bulgarin, die seit mehr als 15 Jahre in Deutschland lebt, wundert mich die Haltung der westlichen Presse, die kaum über die schon mehr als 10 Tage anhaltenden Demonstrationen in den Großstädten Bulgariens berichtet hat. Die Bürger wollen das oligarchische Modell des Staates durch ein demokratisches ersetzen. Sie kämpfen gegen die "alten" Parteien, die die Interessen verschiedener Wirtschaftskreisen vertreten und sich herzlich wenig um diese der Bürger scheren.

    Ich hoffe, das TAZ bald berichten wird.

    Schöne Grüße

    G.

  • B
    broxx

    Na da wird aber einiges so richtig schöngeredet! Von 28 Punkten hat die Türkei erst einen erfüllt, wozu also Beitrittsverhandlungen? Niemand braucht die Türkei in der EU.

  • S
    steffen

    Das Konzept des Souveränitätsverzichts, den eine EU-Mitgliedschaft mit sich bringt, ist der Ankaraner Führungsriege fremd. Deshalb schreibt sich die Türkei ihre Fortschrittsberichte seit einiger auch lieber selbst, statt sich mit den Elaboraten Brüsseler Bürokraten herumzuärgern. Bagis begründet das so: „Die unentwegten Reformen der Türkei im Laufe des vergangenen Jahrzehnts haben unserer Nation in den EU-Beitrittsverhandlungen eine psychologische Überlegenheit verliehen. Aufgrund dieser psychologischen Überlegenheit sind wir am Verhandlungstisch jetzt stärker.“ Folglich könne die Türkei den Europäern Noten geben, nicht umgekehrt: „Der kranke Mann von gestern steht jetzt aufrecht und wird die heutige Medizin für Europa verschreiben, um Lösungen für die Krankheit Europas zu finden.“

     

    Noch Fragen ?!?

  • J
    Jan

    Ein guter Beitrag - Erika Steinbach und Erdogan als Geschwister im Geiste, herrlich!

    Nur eine Anmerkung zur Türkei muss ich dann doch machen: So ermutigend es auch sein mag, dass sich hunderttausende aufmachen, gegen AKP und Konsorten zu kämpfen, so müssen wir doch einsehen, dass fast 2/3 der Türken diese fundamentalistische Muslimbruderschaft gewählt hat, und zwar demokratisch!! Vielleicht sind die allerwenigsten bereit demokratische Verantwortung zu übernehmen und klug zu wählen?

  • R
    runzbart

    neville chamberlain würde ihnen für diesen bericht applaudieren.

     

    aber mal im ernst, für beitrittsverhandlungen interessiert sich erdogan laut bericht nicht, inwiefern könnte die aussicht sie weiterführen zu können in dann irgendwie beeinflussen?

     

    welche druckmittel hat man sonst? wirtschaftsembargos wie herr hundt und herr rösler nicht mitmachen. die schneiden sich doch nicht ins eigene fleisch, denn auch für unsere dolle kapitalistische einheitspartei, wie herr augstein das cdufdpspdgrüne konglomerat genannt hat, gelten shopping malls mehr als bürgerrechte. erst recht mehr als bürgerrechte von irgendwelchen muselmännern in kleinasien.

     

    wenn man nicht dort einmarschieren will, dann muss man mit dem drohen, was man hat und auch bereit und willens ist umzusetzen. vielleicht wird es nicht unmittelbar erfolg haben.

    vieleicht wird die türkische bevölkerung dadurch aber auch aufwachen und erdogan in die wüste schicken. denn (noch?) ist die türkei eine demokratie und nicht erdogan herrscht, sondern das volk, genauso wie bei uns *pause für einen lacher lassen*

    sollte das türkische volk erdogan trotzdem die stange halten, ja, dann gehört die türkei wirklich nicht zu europa und alle einwohner der republik gezi sind herzlich eingeladen im viel besseren europa um asyl zu bitten.

  • G
    gelegentlich

    Leider falsch.

    Europa könnte sich auf Teile dieses Landes freuen, nicht aber über dieses Land in seinem jetzigen Zustand. Wobei die krassesten Dinge nicht mal die Brutalität dieser Polizeieinsätze ist. Es ist die Art, wie diese Islamisierung unter dem Radar aller Medien im Alltag durchgesetzt wird. Und zwar im Land selbst, Istanbul ist nur ein untypischer Teil der Türkei. Die superqualifizierte Frau, die den Job nicht kriegt weil sie kein Kopftuch aufziehen will, der ungebildete Typ, der den Job bei der Polizei über seine Beziehungen zur Gülen-Sekte erhält, der Student, der einen Wohnheimplatz nur in einem religiös dominierten Heim findet und mitbeten muss - die machen die Realität.

     

    Erdogan hat es bisher vermieden, nach meinem Wissen jedenfalls, öffentlich zu erklären dass natürlich der Koran (Gottes Wort) über dem türkischen Gesetz steht. Aber er und seine Leute handeln praktisch täglich genau so - und wie es aussieht will man genau dahin kommen. Ein Land, das explizit in seiner Verfassung sich auf eine Religion bezieht, ist für Europa selbstredend absolut unverdaulich.

    Er profitiert davon, dass eine rationale Debatte über die Essenz des säkularen Staates, aber auch über das Vermächtnis Atatürks in der Türkei unmöglich zu sein scheint. Man ist entweder "dafür" oder aber "dagegen", also ein Freund oder ein Feind. So toll die Entwicklungen durch Gezi auch sein mögen: sie sind noch viel zu schwach und haben im Land noch viel zu wenig Rückhalt.

  • F
    Falmine

    Was für eine bornierte Vorstellung, demokratische Bestrebungen, wo auch immer, gehörten in die EU! Die Türkei gehört genausowenig zu Europa wie Libanon oder Israel! Oder - andere Richtung - wie Russland.

    Da hilft es auch nicht, dass Felix Dachsel Erika Steinbach zitiert und damit alle, die gegen die Türkei in der EU sind, als rechtskonservativ diskreditiert.

     

    Die USA wollen einfach anstrengungslos einen riesigen Markt. Erst alle in die EU, dann ein Freihandelsabkommen. NATO und EU möglichst kongruent. Macht es strategisch einfacher. Aber die Amerikaner sollten sich schon selbst bemühen müssen!

  • M
    Michel

    Die Türkei wird niemals die uneingeschränkte Zustimmung für einen Beitritt von allen Mitgliedsländern bekommen.

    Einige Länder haben schon im Falle einer Entscheidung Volksabstimmungen darüber angekündigt...und wie die ausgehen werden, ist wohl ziemlich klar.

     

    Denn eine große Mehrheit der Europäer möchte die Türkei einfach nicht als Mitglied!

    Diese Tatsache sollte endlich einmal demokratisch legitimiert und vor allem respektiert werden!

     

    Macht endlich Schluß mit diesem peinlichen Affentheater!

    Peinlich für die EU und schon richtig gehend erniedrigend für die Türken.

    Privilegierte Partnerschaft ja, Mitgliedgschaft nein.

    Damit könnten beide Seiten gut leben...

  • T
    Teermaschine

    Während einer Dekade bescheinigen alle seine Unbedenklichkeit - nur um den tollwütigen Hund jetzt zu umarmen. Ihr habt sie echt nicht mehr alle auf der Latte.

  • V
    Vinterblot

    Erika Steinbachs Rassismus ist nicht latent, sondern offensichtlich.

  • A
    ali

    Die Arroganz von taz ist doch mal...

    ..langsam aber sicher glaube ich das ihr von irgendjemandem für die negative Propaganda bezahlt werdet.

     

    http://dastandard.at/1371170405902/Pro-Erdogan-Demo-Wien-ist-mit-dirName

     

    Das ist wirklich eine Anti-Zeitung NULL Objektivität.

    Es mögen 30 tausend Protestieren, aber ca. 40 Mio unterstützen Ihn

  • D
    D.J.

    Die Republik Gezi würde ich in die EU gern aufnehmen. Und?

  • FE
    Frollein Europa

    Einer dieser Artikel, für die ich sehr gerne zahle! Genau die gleichen Gedanken hatte ich, als ich las, dass die Beitrittsverhandlungen gestoppt werden sollen. Es lebe die Republik Gezi!

     

    meine Erfahrung könnt ihr hier nachlesen: www.frolleineuropa.de

  • L
    leon

    Die Türkei ist nicht reif genug für einen Beitritt,

    so denn ein Beitritt überhaupt

    erstrebenswert ist.

     

    Erdogan vertritt die Mehrheit eines Volkes

    und das will mehr Demokratie nicht.

     

    Die Demonstranten griffen mit mit ihren starken

    Lasern, Steinen und Schlagstöcken die Polizei

    massiv an.

    Die Attacken waren geeignet, um Polizisten erblinden

    zu lassen, zu Schwerstbehinderten zu machen

    oder posttraumatische Belastungsstörungen

    auszulösen.

    Auch das Vorgehen der Demonstranten war leider in

    weiten Teilen nicht von demokratischer Kultur geprägt. Denn die geht davon aus, dass der andere

    genausoviel wert ist, wie die eigene Person!

     

    Die Demonstrationskultur hat mit Putschkultur,

    aber nichts mit Demokratiekultur zu tun!!!

    Sie hätten keine Barrikaden bauen sollen,

    sondern täglich landesweit friedlich, aber

    mit Schutzpolstern demonstrieren sollen.

    Vielleicht hätten sie ja Uniformen der American Football-League bestellen sollen, um gegen Schlagstockeinstatz der Polizei gerüstet zu sein.

     

    Ich halte jedenfalls NICHTS von gewaltsamen

    Protestaktionen und Aktionen, die der Polizei

    die Legitimation für Gewalt gibt.

    Beständige Buhrufe, eine vernichtende Presse,

    Ausladungen bei öffentlichen Veranstaltungen,

    ein Volksbegehren für öffentliche Neuwahlen wären

    sicher noch geeignetere Instrumente gewesen, als

    die nackte Gewalt.

    Die ist so dummmmmmmmmmmmmmm, denn sie erlaubt

    Notstandsregelungen, die die meisten Diktatoren

    erst brauchen, um ihre Macht zu perfektionieren.

    Und die dämlichen DemonstrantInnen geben ihm

    auch noch dazu das Recht!!!!

    Im schlimmsten Fall bandelt dann noch Erdogan

    mit Syrien, Iran, Russland noch an!

    Dann wäre die Malaise perfekt!

    Es ist wirklich viel besser durch friedfertige

    Demonstrantionen weiterhin Druck auszuüben!

     

    Sinnvollerweise sollten die demokratischen

    Strömungen, Polizei, Justiz und Militär sich gewogen

    halten und sie eben nicht in die Hände von Erdogan treiben!

     

    Bei so wenig Vernunft, selbst der demokratischen

    Strömungen, halte ich einen EU-Beitritt für

    untragbar.

  • E
    eksom

    Na da sollten sich aber weder die Dame aus der CDU noch die anderen latent vorhandenen Rassisten in Deutschland zu früh freuen!

    Die Zollunion mit der EU wird bald gekündigt und auf alle deutschen und EU-Waren (vor allem Autos) kommen Zölle um 100%. Die positive Handelsbilanz zu Gunsten Deutschland (ca. 8 Mrd. € im Jahr 2012) fällt ganz weg, oder wird über Nacht eher negativ! Deutsche Export über 20 Mrd. € im Jahr in die Türkei werden dann "wegfallen"! Was das für den deutschen Arbeitsmarkt bedeutet, wissen nur Wenige!

  • L
    lowandoder

    Ja - alles richtig.

     

    Aber wer - bitte, ist Erika Steinbach?

    Eine reaktionäre Unverbesserliche.

     

    Aber - sie wird hofiert von einer

    ehemaligen FDJ-Sekretärin,

    Angela Merkel und die ist bekanntlich

    Bundeskanzlerin - und nicht nur vorübergehend!

    DAS - ist die Adresse, um die es geht!

     

    …und nicht so eine Pseudo-Berufsvertriebene.

  • PP
    privilegierte Partnerschaft

    Respekt vor den Gezi-Bürgern. Definitiv.

    Ändert aber nichts an der sunnitisch-autoritären Grundhaltung der Mehrheit. Wer kauft schon ein Körbchen Feigen mit drei Prachtexemplaren und der Rest ist angeschimmelt?!

  • H
    Herbert

    "Europa kann sich auf dieses Land freuen."

     

    Als Ironie okay, aber als ernsthafter Satz kann das wohl kaum durchgehen.

    Der EU-Beitritt als Us-gesteuertes Projekt würde vor allem Deutschland schaden. Mehr als 80 % der Detuschen sind dagegen. Die Türkei gehört NICHT zu Europa (hostorisch, geographisch, kulturell nicht).

    Lassen wir es einfach- es würde der EU und Deutschland schlecht bekommen.

  • KS
    Klaus Söndgen

    Ein Artikel zum Niederknien. Danke, Felix Dachsel!

    Wir dürfen Erdogan nicht erlauben, die Türkei in genau das Klischee zu verwandeln, wofür sie unsere Reaktionäre sie immer gehalten haben.

  • D
    DerWAhrheit

    Erdogan wurde von einer Mehrheit der türkischen Bevölkerung gewählt. Wenn die türkische Mehrheit für Erdogan stimmt und sich dieser mit seiner Politik von Europa entfernt, ist es nicht das Problem von der EU.

  • T
    tommy

    Ein Artikel, der einen nach dem Lesen sprachlos zurücklässt. Was soll man zu so viel pathetischer Realitätsverleugnung eigentlich noch sagen?

  • S
    Spötter

    Felix Dachsel setzt auf das kleine thrakische Dorf Gezi. Ein wahrlich unbeugsames Dorf - gegen die anatolischen Herrscher um Erdogan. Es fehlt nur noch der Held Gezix und sein etwas dumpfer, hinkelstein-schleppender Kompagnon.

     

    Mal im Ernst, Herr Dachsel: Was ändert sich denn positiv, wenn Erdogans Demokratur in die EU kommt? Verliert Erdogans Gesinnungsgenossin Steinbach dann hierzulande? Nein, sie wird sich taktisch mit ihm verbünden; auch wenn sie ideologisch meilenweit von ihm entfernt scheint. Gemeinsam setzen sie dann autoritären Unfug durch. Dadurch werden die demokratischen Dinge nicht einfacher.

  • UZ
    und zu

    So naiv-positivistisch dieser Titel, dass er sich am Ende selbst verrät.

     

    Es mag sein, dass Istanbuls Stuttgart21 eine Sternstunde der Demokratie ist, dass sich dort Bürger emanzipieren - dass dieser Artikel gipfelt in "Europa kann sich auf dieses Land freuen.", zieht ihn ins Lächerliche und hintergeht damit auch die vorgenannten Aussagen.

     

    Europa kann sich auf dieses Land freuen?

    Dieser Satz ist auf so viele Arten völliger Unsinn. Zunächst, weil die Türkei längst Teil Europas ist - sie war schon Teil des kulturellen Europas, als man hierzulande noch in Höhlen hauste und "den Mond anheulen" für große Kunst hielt. Sie war schon Teil Europas, als Europa noch der Name eines billigen Flittchens war, dass für einen Hornochsen die Beine breit machte. Sie war Teil Europas, als ein wahnsinniger, krankhaft analfixierter Sadist, der Menschen allzu gern einen Holzpfahl in den Arsch rammte, vom Papst als "Verteidiger des Abendlandes" gefeiert wurde. Und sie ist es heute, da Millionen Türken über ganz Europa verteilt leben.

     

    Gleichzeitig ist sie, und das scheint der Autor eigentlich zu meinen, nicht Teil der EU (was allerdings auch bedeuten würde, dass es vor 1945 gar kein Europa gegeben hätte, oder das England und Spanien, sowie ganz Osteuropa lange Zeit kein Teil Europas gewesen wären. Dass Island und Serbien weniger Teil Europas seien, als Rumänien oder Finnland).

    Und es braucht keinen Wahrsager, um zu sagen: Sie wird auch nie Teil der EU werden, zu groß die Ablehnung der Rechtsaußen-Netzwerke in Deutschland, zu groß inzwischen die Unabhängigkeit der Türkei.

     

    Steinbach und Erdogan sind auf derselben Wellenlänge, Erdogan ist der Mappus Istanbuls und wird womöglich genau so enden. Der Gezi-Park mag derzeit die europäischen Prinzipien sinnvoller formulieren als es je in Brüssel geschah.

    Dadurch ändert sich aber wenig daran, inwieweit die Türkei Teil Europas sei.

  • EF
    Errol Flynn

    Danke für diesen wunderbaren Artikel der auch ihren freien Geist wiederspiegelt.

     

    Mehr brauch auch nicht gesagt werden!

  • F
    fatigare

    Danke für den interessanten Artikel!

     

    Hier finden Sie ein Solidaritäts-Video für die Demonstrant_innen in Istanbul:

     

    http://taksimiseverywhere.tumblr.com/

  • J
    jon

    Diese Gezi - Jubelei beginnt langsam zu nerven. Die schönen Bilder bewirken bei Einigen anscheinend Realitätsverlust und Wunschdenken. Wer das Land kennt weiß auch, dass Gezi ist nur ein sehr kleiner Teil der türkischen Realität ist. Mehrheiten und Spielreglen bestimmt ein ganz anderer Teil. Es gibt daher rationale Argumente gegen den Beitritt. Wer diese vorbringt muss kein Ignorant sein. Kühlen Verstand einschalten hilft in alle Lagen.

  • TL
    Tim Leuther

    Soll die EU die Turkei etwa weiter anlügen nur damit die Türkei nicht weiter in eine Diktatur abgleitet? Ich denke das hat die EU schon Lage genug getan. Aber irgendwann wird das ganze zu einer Karikatur.

     

    Die EU muss auch Respekt vor sich selbst haben. Und deshalb kann Sie mit Regierungen wie Erdogan oder Putin keine Beitrittsverhandlungen führen. Dafür ist der Europarat da. Oder bitalerale Wirtschaftsabkommen. Aber nicht die EU.

  • A
    Aha

    "Wenn die EU die Beitrittsverhandlungen mit der Türkei aussetzt, siegt Erdogan."

    Sagt wer? Wenn Erdogan in Brüssel mitbestimmt, dann hat er verloren? Tatsachenverkündung ohne Logik und Argument. Irgendwie muß man ja schon immer Recht gehabt haben.