piwik no script img

Die Pest mit dem SchweinFangzäune lagern in Reinickendorf

In Brandenburg ist ein Wildschwein an der Afrikanischen Schweinepest verendet. In Berlin ist man krisentechnisch noch im Stand-by-Modus.

Ein wildes Schwein Foto: picture alliance/Lino Mirgeler/dpa

Über zwei Begegnungen mit einem Wildschwein außerhalb eines Tierparks oder Zoos kann die Autorin dieser Zeilen berichten, sie waren beide nicht so schön. Einmal war da eine Wandertour durch den Brandenburger Wald, von links rumpelte es plötzlich im Gebüsch. „Da kommt aber ein sehr lautes Reh!“, rief das Kind an der Hand noch, da raste das Schwein auch schon knapp vor uns über den Weg und verschwand laut grunzend wieder im Gehölz.

Die zweite Begegnung war am Montagmorgen und eher aus der Ferne, mittels eines infernalischen Quiekens, das von den weitläufigen Gleisanlagen der S-Bahn an der Bornholmer Straße auf meine Laufstrecke herübertönte. Ruhe sanft, armes Schwein, das vermutlich an einer Stromschiene dort sein Leben ausgehaucht hat.

Wildschweine sind mir unheimlich, sie grunzen wirklich laut, haben große Hauer und riechen streng. Jetzt haben sie auch noch die Pest, genauer die Afrikanische Schweinepest. Ein verendetes Exemplar wurde vergangene Woche in einem Brandenburger Maisfeld gefunden, seitdem wurde am Wochenende in den betroffenen Landkreisen Spree-Neiße und Oder-Spree ein Radius von drei Kilometer Sperrzone elektroeingezäunt, seit Montag dürfen Felder und Wälder im Umkreis von 24 Kilometern um das inkriminierte Maisfeld nicht mehr betreten werden.

70.000 Hektar Ackerfläche liegen damit erst mal brach, die Bauern fürchten um die Futterernte für den Winter. Und die Schweinebauern müssen unter Umständen ihre Tiere keulen, falls die Seuche überspringt.

Material für den Ernstfall

Springt die Seuche nach Berlin, wären für die Bekämpfung von infizierten Wildschweinrotten – größere Populationen im Tegeler Forst, in Pankow, im Grunewald – die Bezirke zuständig, wie die Verwaltung von Verbraucherschutzsenator Dirk Behrendt (Grüne) erklärt, bei der wiederum dann der Pandemiestab für ganz Berlin eingerichtet werden würde. Das Material für den Ernstfall, sogenannte Fangzäune, lagert seit dem Wochenende in Reinickendorf. Falls also der Tegeler Forst eingezäunt werden sollte, ist es zu spät, dann ist die Schweinepest da.

Und ja, das hat mich als Berlinerin auch zu interessieren. Anstecken kann man sich an der immer mal wieder auftretenden Tierseuche zwar nicht. Aber für die Bauern im Umland, man mag von Schweinehaltung halten, was man will, ist das existenziell.

Was man ganz solidarisch tun kann: keine Wildschweine füttern, auch nicht unabsichtlich, indem man das Salamibrot in den Mülleimer im Tegeler Forst oder im Grunewald wirft. Nicht durchgegarte Wurst ist ein super Übertragungsweg, und Schweine sind ja bekanntlich Allesfresser.

Pestverseuchtes Salamibrot? Vielleicht macht die Schweinepest ja ein paar mehr Menschen zu Vegetariern (die Autorin verspricht, drüber nachzudenken). Und so hätte alles seine gute Seite, sogar die Pest.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!