„Die Männer der Emden“: Liebe, Wüste und stürmische See
Deutsche Soldaten 1914: Sie fühlen, kämpfen und trotzen Naturgewalten und alles vor romantischer Kulisse. Berengar Pfahls Abenteuerfilm fehlt das Genre.
„Die Männer der Emden“ von Berengar Pfahl will ein großformatiger deutscher Abenteuerfilm sein. In Cinemascope! In der Wüste! Mit tapferen Männern, liebenden Frauen, finsteren Intrigen, schurkischen Offizieren, einem sorgenvollen Befehlshaber und sehr vielen Sonnenuntergängen. Stürmisch ist die Liebe, stürmisch ist die See, weshalb einmal ein Matrose vom Mast fällt. Zum Glück ist ein Rettungsring zur Hand. Puh!
1914, Erster Weltkrieg, 50 deutsche Matrosen sitzen auf dem Trockenen, denn ihr Schlachtschiff ist gerade im Indischen Ozean versenkt worden. Mutig, wie es deutsche Soldaten nun mal sind, schlagen sie sich bis nach Berlin durch, trotzen auf Segelschiffen Orkanen, foppen die britische Marine, balancieren auf Kamelen durch Saudi-Arabien und überleben Sandstürme.
Das klingt schlimmer, als es ist. Wirklich Böses, etwa ein Bauchschuss im Gefecht mit ordnungsgemäß hinterhältigen Beduinen, trifft nur den dafür vorgesehen Oberstleutnant von Schulau (Jan Henrik Stahlberg). Der will nicht nur desertieren, sondern ist überhaupt ein Lump. Er hortet heimlich Wasserflaschen, während die Mannschaft Durst leidet. Dafür wird er ordentlich von dem edlen Oberstleutnant Carl Overbeck (Ken Duken) ausgeschimpft, damit beim Publikum kein Zweifel bleibt, wer hier böse, wer gut ist.
Zuckersüße Musik
Der schneidige Overbeck darf sich im Schützengraben in der Wüste von einer türkischen Wissenschaftlerin (Sibel Kekilli) anschmachten lassen, ehe er am Ende die schöne Maria (Felicitas Woll) in Armen hält und der kaiserlichen Marine den Rücken kehrt. Und wenn sie nicht gestorben sind, leben sie noch immer in Schweden.
Die Musik ist zuckersüß, dramatisch wallend, wenn Gefahr naht; mit weinenden Geigen, wenn das glückliche Ende bevorsteht. Ein Film wie Softeis, zwei Stunden lang.
„Die Männer der Emden“ will großes Kino imitieren, ist aber ein Genrefilm ohne Genre, in dem die Hybris in Persiflage zu kippen scheint, eine Fusion von angeberischen production values und Trash.
Am Ende gibt es noch ein bisschen pazifistische Moral. Krieg ist irgendwie doch doof. Und „Die Männer der Emden“ ist nur ein Zweiteiler fürs ZDF.
„Die Männer der Emden“. Regie: Berengar Pfahl. Mit Sebastian Blomberg, Ken Duken u.a. Deutschland 2012, 115 Min.
Leser*innenkommentare
Kaleu
Gast
wie kann man eigentlich so einen Stuss verzapfen wie dieser Autor?
Erst mal die richtigen Dienstgrade,Schiffsbezeichnungen lernen bevor man sich über so ein Thema äussert.
Die Geschichte basiert auf wahren Ereignissen und ist keine Fantasy Geschichte.
Und ja es fehlt das Genre jedenfalls in Deutschland da es hier in unserem Land keine Helden geben darf.
Magic
Gast
Erstens war die SMS Emden kein Schlachtschiff, sondern ein Kleiner Kreuzer. Das ist ein Unterschied. Zweitens handelt es sich bei den (fiktiven) Filmfiguren "von Schulau" und "Overbeck" nicht um Oberstleutnante (die gibt´s in der Marine nämlich nicht), sondern um Oberleutnante zur See. Das ist auch ein Unterschied (der sich dem handelsüblichen taz-Leser sicherlich dadurch erhellt, wenn er weiß, dass "Oberstleutnant" nach A 14 besoldet wird und "Oberleutnat" nach A 10). Drittens mutmaße ich, dass der Rezensent zu der Sorte weichgespülter Milchkekse gehört, die keine drei Tage der wahren Odyssee der Männer vom Landungszug der Emden durchgestanden hätte.
Dirk
Gast
Ich komme aus Emden:-)))