■ Die Luftangriffe auf Montenegro beschwören die Gefahr des Bürgerkriegs herauf. Nato-Intervention zugunsten von Djukanović?: An der Schwelle des Bürgerkriegs
Vor drei Wochen verkündete die Regierung Montenegros ihren Beschluß, im Falle einer Auseinandersetzung Jugoslawiens mit der Nato die Neutralität der kleinen Adriarepublik auszurufen. Der montenegrinische Präsident Milo Djukanović drohte sogar mit einer Unabhängigkeitserklärung.
Doch Nato-Strategen haben die Bestrebungen Montenegros, sich von der Politik des jugoslawischen Präsidenten Slobodan Milošević loszulösen, nicht berücksichtigt. Die ersten Marschflugkörper und Raketen der Nato explodierten am 24. März gerade in Montenegro. Danach wäre jede Neutralitätserklärung der Regierung reiner Selbstmord gewesen.
Alle Versuche Belgrads, Djukanović zu entmachten, sind bislang gescheitert. Doch die Bevölkerung Montenegros ist fast zu gleichen Teilen in die Anhänger Djukanović', der mittlerweile die Polizei mobilisiert hat, und die Befürworter Milošević', die sich der Armee angeschlossen haben, aufgeteilt. Die angespannte Situation wird noch dadurch verschärft, daß etwa 40.000 verzweifelte kosovo-albanische Flüchtlinge die kleine Republik überflutet haben.
Gewollt oder ungewollt hat die Nato die Krise auf Montenegro ausgedehnt. Ein blutiger Bürgerkrieg droht, ohne die geringste Möglichkeit einer politischen Vermittlung aus Europa. Eigentlich ein idealer Boden für eine eventuelle Invasion der Nato. Denn Makedonien darf nicht in den Krieg involviert werden, der Einmarsch der Bodentruppen aus Albanien in den Kosovo ist wegen der steilen Bergpässe höchst ungeeignet, und in Montenegro ist die Bevölkerung an der Küste größtenteils für Djukanović. Sollte der Bürgerkrieg in Montenegro ausbrechen, ist eine Invasion der Nato nicht auszuschließen, die sich dann als die rettende Schutzmacht des westlich orientierten Djukanović ausgeben könnte. Andrej Ivanji
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