Die Gesellschaftskritik: Armes Deutschland
Hans Meiser spielt im ZDF Neo Magazin den Wutbürger, der Deutschland nicht versteht – und wir lachen. Was sagt uns das?
„Ich verpixel mein Haus bei Google Street View, (...) ich schreibe anonym Kommentare unter Spiegel-Online-Artikel und Sebastian Edathy gehört für mich lebenslang hinter Gitter“, sagt ein Mann in Miniaturgröße, der den einfachen Bürger von der Straße symbolisieren soll.
Der kleine Mann, gespielt von Hans Meiser, sitzt im Bleistiftanspitzer des Entertainers Jan Böhmermann. Das Miniaturfenster aus dem er blickt, schmückt ein Blumenkasten mit Narzissen. „Armes Deutschland“, fährt er fort. Und macht kaum Pause, bevor er über Gentrifizierung und Abmahnanwälte weiter schimpft.
Er fordert sein Recht ein, sich aufregen zu dürfen „das wird man (als kleiner Mann) ja gerade noch sagen dürfen“, ist sein Totschlagargument. Böhmermann mimt den Erklärbär: Dass Moral nicht mit Strafrecht zu verwechseln ist, davon will der kleine Mann nichts wissen. Er bleibt dabei, Kinderschänder sollen zum Tod verurteilt werden. Das sehen viele Menschen so.
Und wer kennt den Typus des Wutbürgers besser als Altmoderator Hans Meiser, der Jahrzehnte bei RTL tätig war und ihn für die Satire-Show Neo Magazin auf den Arm nimmt. Was hier angesprochen wird, ist überspitzt, aber gerade vor dem Hintergrund von Pegida wichtig. Solche Beiträge wünscht man sich öfter von Jan Böhmermann.
Eine Koalition, die was bewegt: taz.de und ihre Leser:innen
Unsere Community ermöglicht den freien Zugang für alle. Dies unterscheidet uns von anderen Nachrichtenseiten. Wir begreifen Journalismus nicht nur als Produkt, sondern auch als öffentliches Gut. Unsere Artikel sollen möglichst vielen Menschen zugutekommen. Mit unserer Berichterstattung versuchen wir das zu tun, was wir können: guten, engagierten Journalismus. Alle Schwerpunkte, Berichte und Hintergründe stellen wir dabei frei zur Verfügung, ohne Paywall. Gerade jetzt müssen Einordnungen und Informationen allen zugänglich sein. Was uns noch unterscheidet: Unsere Leser:innen. Sie müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Es wäre ein schönes Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Comeback der Linkspartei
„Bist du Jan van Aken?“
Soziologische Wahlforschung
Wie schwarz werden die grünen Milieus?
Nach Taten in München und Aschaffenburg
Sicherheit, aber menschlich
Streit um tote Geiseln in Israel
Alle haben versagt
Klimaneutral bis 2045?
Grünes Wachstum ist wie Abnehmenwollen durch mehr Essen
Geiselübergabe in Gaza
Gruseliges Spektakel