Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.
Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?
Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.
"Kulturelles Problem" klingt harmlos, bedeutet aber hunderte von Menschenleben, die auf dem Altar des rücksichtslosen Profites geopfert wurden.
Wenn es tatsächlich so ist, dass Boeing-Mitarbeiter, die sich kritisch zum Sicherheitskonzept geäußert haben, einen Maulkorb bekommen haben, dann hat das Management den vielfachen Tod von Passagieren nicht nur in Kauf genommen, sondern mind. grob fahrlässig oder vorsätzlich in Kauf genommen. Ähnlich wie ein Bombenleger, dem es auch egal ist, wer zum Zeitpunkt der Detonation in der Nähe ist. In den USA steht auf Mord bekanntlich die Todesstrafe - mal sehen, wie viele Manager sich auf dem elektrischen Stuhl wieder finden; ich vermute: keiner.
Erst hat man die offensichtlichen Konstruktionsfehler der 737 MAX trotz besseren Wissens fahrlässig ignoriert und nun - 346 Tote später - will man partout nicht wahr haben, dass eine Aufhebung des Flugverbots weit unwahrscheinlicher ist, als eine krachende Pleite von Boeing. Mehr Vertrauen kann man doch gar nicht verspielen. Insofern eine wirklich „herausragende“ Leistung des verantwortlichen Managements.
Boeing ist der beste Klimaschützer.Ohne das Grounding würde der weltweite Luftverkehr noch schneller Wachsen.
@Sinulog Das nennt man „Learning by refraining“.
Bei 737 MAX handelt es sich um ein Flugzeug mit einem Designfehler.
Der Flieger ist konstruktionsbedingt instabil und haette nie zugelassen werden duerfen.
(kann man bei Wikipedia nachlesen)
Das Problem liegt bei der amerikanischen Zulassungsbehoerrde FAA.
Die einzig richtige Loesung ist alle 737 MAX aus dem Verkehr zu ziehen und die 737 neu zu konstruieren.
Medien melden: Ab jetzt soll in Eigennamen wie „Bärbel’s Büdchen“ der Apostroph erlaubt sein. Dabei war er das schon. Ein Depp, wer das nicht wusste!
Die Fehler des US-Flugzeugsbauers: Boeings kulturelles Desaster
Manager haben nicht auf die Warnungen ihrer Testpiloten gehört. Sie hielten blind an ihren Zielvorgaben fest.
In Reih' und Glied, aber nicht mehr lang: Der Bau der Boeing 737-Max wird eingestellt Foto: reuters
Es war eine Form der Realitätsverweigerung: Obwohl keine neuen Bestellungen mehr für das Katastrophenflugzeug 737 Max hereinkamen, hat Boeing die Maschinen weiterproduziert. Die Nachricht vom Produktionsstopp entspricht daher zunächst einem Eingeständnis der wahren Ausmaße des Problems. Denn anders als anfangs versichert, geht es nicht um eine Softwarepanne. Das Unternehmen hat ein grundlegendes Problem damit, wie es Flugzeuge entwirft und baut.
Der Verdacht der Schlamperei kam schon kurz nach den Abstürzen in Indonesien und Äthiopien auf. Doch Experten und Öffentlichkeit zeigten sich zunächst ungläubig. Wie kann es denn sein, dass ausgerechnet der Entwurf eines Verkehrsflugzeugs kaum wirklich geprüft wurde? Welches Unternehmen würde es wagen, die Sicherheit von Menschen aufs Spiel zu setzen, um Kosten zu sparen oder um sich die Arbeit leichter zu machen?
Wie im Fall der japanischen Atomindustrie, die mit Fukushima Daiichi ein veraltetes Kraftwerk an einer unsicheren Stelle trotz alarmierender Gutachten einfach weiterbetrieben hat, ist das Undenkbare dennoch geschehen. Mitarbeiter haben sich in internen E-Mails offenbar schon vor dem ersten Absturz über die grundsätzliche Unsicherheit der eigensinnigen Flugsteuerung ausgetauscht. Die Manager haben jedoch nicht auf die Warnungen der eigenen Testpiloten gehört. Sie haben blind an ihren Zielvorgaben festgehalten.
Es geht für Boeing nun nicht mehr darum, ein technisches Problem zu lösen, sondern ein kulturelles. Der Fokus auf den Menschen war dort zum Lippenbekenntnis geworden. Die eigenen Mitarbeiter haben die Gefahren nicht mehr ernst genommen. Wer die Risiken kannte, durfte nicht offen kommunizieren.
Die Genehmigungsbehörden müssen die Firmen daher künftig viel härter anfassen. Vertrauen gegenüber der Industrie war nie gut, doch wo es um Massenverkehrsmittel geht, ist strenge Kontrolle die einzige Option. Hier ähnelt das Flugzeugdesaster dem Dieselskandal: Die Aufseher haben den Herstellern zu sehr vertraut.
Fehler auf taz.de entdeckt?
Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!
Inhaltliches Feedback?
Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.
Kommentar von
Finn Mayer-Kuckuk
Autor*in
Themen
mehr von
Finn Mayer-Kuckuk