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Die Drohne als PaketzustellerVolle Drohnung

Nach Amazon und UPS will auch DHL Pakete per Drohnen ausliefern. Das braucht kein Mensch und hat mit der Realität nichts zu tun.

Fertig machen zur Landung. Bild: reuters

„Wer mir dumm kommt, dem schicke ich eine Drohne“, singt Funny van Dannen. Wer aber ist den großen Logistikkonzernen dumm gekommen, dass sie lauter Drohnen auf die Menschheit loslassen, zumindest medial? Die Kundschaft, die rechtzeitig ans Weihnachtspaket denken soll, damit es nicht zu spät kommt?

Vor ein paar Tagen machte das US-Versandhandelsunternehmens Amazon mit der Ankündigung auf sich aufmerksam, in vier oder fünf Jahren Drohnen kleine Pakete ausliefern zu lassen. Wenig später lancierte der US-Paketdienst UPS, ebenfalls solche Pläne zu hegen.

Am Montag nun zog die Deutsche Post nach: Sie testete erstmals den Einsatz einer Drohne. Das unbemannte Flugobjekt brachte ein kleines Paket mit Medikamenten von einer Apotheke in Bonn zur einen Kilometer entfernten Konzernzentrale auf der anderen Seite des Rheins. „Wir stehen erst ganz am Anfang des Forschungsprojekts“, bekannte Post-Manager Ole Nordhoff.

Was zeigt uns der Testflug der Post? Erstens: Was die Amis können, können wir schon lange. Zweitens: Seht her, wir liefern Pakete aus, und in zwei Wochen ist Weihnachten. Drittens: Wir machen euch den Drohnen-Quatsch schmackhaft, indem wir eine dramatische Konstellation erfinden – Medikamente, Fluss, Blitzlieferung.

Realitätsfern?

Der Witz ist: Mit der Realität hat all das nichts zu tun. Medizinische Versorgungsprobleme gibt es in manchen Regionen Deutschlands nicht, weil keine Drohne kommt, sondern weil sich die meisten Ärzte zu fein sind, sich auf dem platten Land niederzulassen.

Und die Drohnen werden auf absehbare Zeit nicht fliegen, weil das viel zu gefährlich wäre. Erstens: Wären sie massenhaft im alltäglichen Einsatz, könnten sie leicht von Terroristen oder Kriminellen gekapert werden. Zweitens: Sie sind auch rein verkehrstechnisch ein hohes Sicherheitsrisiko, weil sie – etwa nach einem Zusammenprall mit einem Hubschrauber oder großem Vogel – abstürzen und jemand auf dem Kopf fallen könnten.

Was bleibt? Die volle Drohnung braucht kein Mensch. Die Logistikkonzerne sollten einfach das Wesentliche tun: Pakete pünktlich ausliefern, Mitarbeiter anständig behandeln, endlich dort Steuern zahlen, wo sie ihre Umsätze generieren und wo ihre Laster die Straßen kaputtfahren. Und jetzt: Fertig machen zur Landung.

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25 Kommentare

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  • S
    SchreckLassNach

    Auf eine seltsame Weise

    sind auch die Möchtegern-Nobelpreisträger von Amazon

    wirklich dumm und auch die US-Sicherheitsbehörden bescheuert!

    Alles andere wäre ein Euphemismus.

    Da braucht sich ein islamischer Fundamentalist lediglich ein paar Artikel bestellen und mit einen Fangnetz und Abschirmmaterial gegen elektromagnetische Strahlung, die Drohne einheimsen und schon kommt er in den Besitz von militärisch hochbedeutsamen Wissen.

    Dann macht er davon eine schlechte Kopie und liefert selbst die Sprengstoffe an die Opfer seiner Wahl!! Natürlich kursieren dann auch überall Pläne für Superdrohnen im Internet für Terroristen jeglicher Coleur!

    Zig Billionen verschwenden die Amis in den Krieg gegen den Terror, um dann aber wirklich die letzten Deppen noch dazu befähigen Terror auf inflationär

    hohen Niveau überall betreiben zu können!

    Anstatt die Löhne für Leute mit geringer Bildung wieder zu erhöhen, damit die Kinder bessere

    Bildungschancen wahrnehmen können, wird die Ausgrenzung vom Arbeitsmarkt noch radikaler

    fortgeführt. Der Konzern gehört zerschlagen! Und wenn UPS und

    Co da mitmachen wollen, sollten auch diese Konzerne zerschlagen werden!!! So volkswirtschaftlich bescheuert

    und sicherheitsstrategisch gehirnamputiert kann man doch gar nicht sein!

  • B
    beaverbite

    Mein Hund putzt die auch weg. Die Schadensersatzforderungen werden passiviert und dem medialen Spektakelaufwendungen entgegengestellt (Aktiva). So funktioniert das. Factoring heisst das Zauberwort^^)...

  • Ich hedd do amol a Froch: Wie stellt ein/e Paket-Kopter/ Drohne es an, ein Päckchen in den 5. Stock rechts an den Mann zu bringen? Und wenn die Haustür nicht, wie im Musterfilm - aus Glas ist, sondern aus Holz, klingelt dann. Kann ja sein, dass der Empfänger gerade nicht mit der Nase am Fenster und der Stoppuhr in der Hand das Bestellte erwartet. Oder sind das alles zu vernachlässigende Kleinigkeiten?

     

    Ich bin kein Skeptiker, bloss neugieriger Realist mit Fragen.

  • PH
    Peter Haller

    @TIM LEUTHER

    Warum leiden bloss so viele Menschen unter einem Klugscheisserwahn ????

  • F
    Flakhelfer

    Ich suche schon mal per Anzeige eine Flakbatterie. Dann richte ich über meinem Grundstück eine Flugverbotszone für die Viecher ein und wenn doch eine kommt:

     

    ratatatatata..... ;-)

  • G
    Gastname

    Drohnen sind Teufelszeug. Die Firmen sollen gefälligst die Mitarbeiter ordentlich bezahlen und wer etwas kaufen will, fährt mit der Pferdekutsche Mo.-Fr. zwischen 10.oo Uhr und 18.oo Uhr zum Kolonialwarenladen!

     

    Internet, Auto, Strom - das braucht kein Mensch!

  • OS
    Oh, Schreck!

    Die Milch wird sauer!

  • Zugegeben es ist PR.

    Trotzdem finde ich den Ansatz interessant. Und warum es von der Gesamtgesellchaftlichen Risikoabwägung einer Bevölkerung nicht zuzumuten ist das im NICHT-Freien Fall ein paar 5 kg schwere Quadro oder Oktokopter runterfallen, aber zuzumutbar ist das mehrere Tonnen schwere Paketwagen durch die gegend fahren, erschließt sich mir nicht. Auch die rotoren sind weniger gefährlich als man denkt. Denn die Blätter sind so leicht, das man nur eine leichte Schnittverletzung erhält sollte man mit Fingern in kontakt kommen.

  • R
    Ruhender

    VÖLLIG UNZULÄSSIG

    Wer einschlägige Berufssicherheitsvorschriften kennt, der weiß: Der Aufenthalt unter schwebenden Lasten ist verboten. Fällt ein Gewicht von einem Kilogramm aus 50 Metern herunter, besteht absolute Lebensgefahr! Man müßte also eigene Korridore definieren, in denen Paketdrohnen fliegen und in denen sich niemand aufhalten darf. Oder aber man muß die Vorschriften aufweichen bzw. umgehen. Vermutlich wird man letzteres tun und damit wie üblich den Wünschen der Lobbyisten auf Kosten anderer Folge leisten.

    • M
      M.A.
      @Ruhender:

      Falsche Argumentationskette!

       

      In einem konsumorientierten Wirtschaftssystem muss immer ein neuer Bedarf entstehen - Helme für Fussgänger!

      Die nächste Schlagzeile "Dank Drohnen kommt endlich der Wirtschaftsaufschwung!"

  • PH
    Peter Haller

    Ja, Ja, sehe ich auch so wie der Autor.

    Das ganze Drohnengedöns soll jetzt erstmal etwas verniedlicht werden, damit die Akzeptanz in der blöden Bevölkerung steigt. Denn wer kann denn was gegen Drohnen haben, wenn die doch nur Gutes tun ?? Wahrscheinlich mal wieder nur die Grünen....

    • G
      gutesvonoben
      @Peter Haller:

      Ja man denke nur mal an die ganzen Kinder die mit Spielzeugflugzeugen hantieren, bestimmt nur um die großen Bomber zu verniedlichen.. Diese kleinen Imperialisten

    • @Peter Haller:

      Der Begriff Drohnen ist ein Gattungsbegriff. Ähnlich wie das Wort Fahrzeug. Ein Panzer ist ein Fahrzeug. Ein Krankenwagen ist ein Fahrzeug.

       

      Würden Sie Krankenwagenherstellern vorwerfen Sie verniedlichen den Begriff Fahrzeug?

  • D
    Drohne

    Mal unabhängig von der Tatsache, daß dann auch ein "Drohnenluftverkehrsgesetz" und eine Durchführungsverordnung, möglichst auf EU-Basis, erlassen werden müßte:

    Hier geht es doch in erster Linie darum, weitere Daten der Bürger zu sammeln. Koordinaten der Wohnungen und Personen. Dann auch noch die Echtheit der Empfänger usw.

    • L
      lolololo
      @Drohne:

      Die Post kennt die Koordinaten ihrer Wohnnung noch nicht? Irgendwie unpraktisch...

    • @Drohne:

      Koordinaten der Wohnungen und Personen sind/wären auch bei einer Lieferung durch den DHL-Mann bekannt. Und wie soll ausgerechnet eine Drohne die Echtheit der Empfänger usw. prüfen...

  • T
    Thomas

    Endlich! Das wurde aber auch Zeit, daß endlich mal eine kluge Stimme sagt, was von diesen hirnrissigen Projekten zu halten ist. Das ist letztlich nix weiter als eine kostenlose PR-Kampagne für die Marken der Initiatoren. Aber um das zu begreifen, braucht es Geist. Und der ist bei den Hungerlöhnen, die in der deutschen Presse gezahlt werden, in der Journaille schon längst ausgestorben. Der sitzt jetzt gut bezahlt in den PR-Agenturen. Und lacht sich über seinen neuesten Coup tot.

    • @Thomas:

      Apropos Hungerlohn: Wenn das kürzlich korrekt wiedergegeben war, sieht sich die taz außerstande, bei sich im Hause flächendeckend 8,50 Euro Mindestlohn zu zahlen.

  • M
    mittendrin

    wunderbarer Artikel :)

  • P
    progressiv?!

    Das hat man vom Auto vor 125 Jahren bestimmt auch gedacht.

  • S
    Snophru

    Es handelt sich hierbei nicht um Drohnen sondern um Kopter!

  • HH
    Hergott Hilf!

    Ich sehe schon den Himmel ein einziges Gebrumm und Gewimmel voller Drohnen. Wo bleibt die Flugabwehrkanone für den Vorgarten?

  • B
    Breini

    Warum so skeptisch? Das Wort Drohne ist zu Recht negativ besetzt, aber dieser neue Logistikgedanke ist bald technisch ausgereift und dann wird es kommen. Vögel sind nicht so blöd und stoßen mit den Dingern zusammen. Bei der Auslieferung sind sie schneller, ökologischer und sicherer als Fahrzeuge. Demnächst gibt es zusätzlich zum Briefkasten einen Landeplatz für "AirLog" (Luftlogistik (meine Kreation)). Ich habe nichts dagegen. Oder übersehe ich etwas?

  • R
    Roboter

    Aber SICHER brauchen wir das. Das solch Mechanische Tätigkeiten von schlechtbezahlen und überarbeiteten MENSCHEN ausgeführt werden müssen, die das auch noch wollen, damit sie sich für die Gesellschaft WERTVOLL fühlen, ist nun wirklich sowas von 20tes Jahrhundert.

     

    Automatische Paketauslieferung ist der richtige Schritt im Informationszeitalter, und führt hin zum bedingungslosen Grundeinkommen. Zeit wirds.

  • J
    Jan

    Jajaja, immer diese neue Technik! Schlimm sowas!

    Ich glaube jetzt sollten wir uns alle mal wieder beruhigen. Diese Technologie steckt noch in den Kinderschuhen und da ist es doch vollkommen klar, dass noch viele Fragen offen sind. Aber warum sollte man sowas von vonherein verteufeln? Nur weil wir jetzt noch nicht wirklich die Alltagstauglichkeit sehen?

     

    Am Anfang wurde auch nicht so Recht der Sinn in einem Computer gesehen. Oder vielmehr haben die wenigsten vorausgesehen, dass jeder Haushalt, fast schon jede Person einen Computer besitzen wird.