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Die DFG gendertOhne Sternchen, ohne Doppelpunkt

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft hat ihre Satzung geändert und bemüht sich um einen geschlechtsneutralen Sprachgebrauch. Das gelingt nicht immer.

Die DFG hat ihre Satzung geändert und ist um geschlechtsneutralen Sprachgebrauch weiterhin bemüht Foto: Westend61/getty

Berlin taz | Die Deutsche Forschungsgemeinschaft, DFG, der mächtigste Verein von Wis­sen­schaft­le­r:in­nen in Deutschland, hat beschlossen ihre Satzung gendergerecht zu überarbeiten. Das beschloss die DFG auf ihrer Jahresmitgliederversammlung am Mittwoch. Insbesondere wurde bei der Überarbeitung der Satzung auf die Verwendung geschlechtsneutraler Sprache Wert gelegt, heißt es in einer Pressemitteilung.

So solle es künftig die „Antragstellenden“ und die „Gutachtenden“ heißen, wie Sprecher Marco Finetti auf Anfrage der taz erklärt. Aus Gründen der Lesbarkeit habe man sich entschieden auf Sternchen, Doppelpunkt und andere Formen gendergerechter Sprache zu verzichten.

Mit Verweis auf Lesbarkeit und Verständlichkeit hat die DFG auch bei stehenden Rechtsbegriffen sowie den Bezeichnungen der Organe an den bisherigen Formulierungen festgehalten. So heißt es weiterhin das Präsidium und der Senat sowie der/die Präsident/- in und der/die Generalsekretär/-in. An der Spitze der DFG stehen aktuell übrigens zwei Frauen, seit 2020 heißt die Präsidentin Katja Becker, die Generalsekretärin Heide Ahrens.

Die DFG wurde 1920 gegründet. Die Mitglieder sind Hochschulen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, wissenschaftliche Verbände und die Akademien der Wissenschaften. Sie fördert wissenschaftliche Forschung und Exzellenz und verfügt dafür über 3,3 Milliarden Euro pro Jahr. Geld, das zum allergrößten Teil aus öffentlichen Quellen stammt. Organisiert ist die DFG als privatrechtlicher Verein.

Die sprachlichen Änderungen in der Satzung werden denn auch erst mit der Eintragung ins Vereinsregister gültig und veröffentlicht. Das könne nach Auskunft Finettis noch einige Wochen dauern.

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4 Kommentare

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  • Vorab- ich begrüße eine gendersensible Sprache, die sämtliche Menschen inkludiert.



    Über die Form und Ausprache allerdings lässt sich- möchte ich- streiten.



    Wie bereits in vorherigen Kommentaren erwähnt, ist die Debatte nicht neu. Doch wurde sie bisher ehr still und weniger zornig und aufdringlich geführt. So wurde das Binnen I eingeführt, erregte jedoch kaum Aufmerksamkeit, da es nicht wirklich aus einem Text- weder beim Lesen noch Sprechen- herausstach.



    Und so blieb es still in der Gesellschaft und das Thema verschwand zunächst aus dem Bewusstsein der breiteren Öffentlichkeit.



    Dies konnten jene Personen, denen die inklusive Sprache eine Herzensangelegenheit ist, nicht auf sich beruhen lassen und griffen in die Trickkiste- die bewusste Provokation.



    Denn nur so lässt sich eine Aufmerksamkeit erzeugen, die Auseinandersetzung und Reibung zur Folge hat.



    Gratulation! Die Rechnung ist aufgegangen. Sperriger und offensichtlicher ist es kaum möglich, auf Substantive und Personalpronomen aufmerksam zu machen. Es war erwartbar, dass viele sich würden von der Art der Aussprache abgestoßen fühlen, von der Wortkonstruktion.



    Da die Debatte nun endlich nicht nur auf dem Tisch, sondern auf jedem Teller gelandet ist, würde ich mir wünschen, bei einem schönen Getränk die Mahlzeit verdaulich zu machen. Bei vielen Menschen ist die Abwehr rein stilistischer. Natur. Für sie ist die inklusion binörer wie non-binärer Menschen im Alltag eine Selbstverständlicheit- schon immer gewesen. Und für sie sind non-binäre Menschen nicht so sperrig wie ein *innen.

  • Achja, die DFG. Da habe ich in einigen Jahren als wissenschaftlich Mitarbeitender auch so einige "Schoten" mitbekommen. Eigentlich sollte man den Laden zumachen und komplett neugründen.

  • Mein Vorschlag: Nehmt 100 Jahre nur die weibliche Bezeichnung.



    Dieses Gendergerechte Getue geht mir derart auf den Wecker. Die Sätze sind entstellt und durch mühsames Umformulieren teilweise schwer lesbar geworden. Daher schlage ich vor, dass wir die nächsten 100 Jahre nur noch weibliche Titel nehmen, denn mir als Mann wäre das lieber als diese alberne :*-Kultur.

    • @Rudi Hamm:

      Gern. So etwas wird sogar gemacht.

      Die Genderei ist ja keinswegs eine Erfindung dieser Zeit*in, die gab es schon vor Jahrzehnten. (Die Rentner_innen unter unser erinnern sich: Damals noch mit großem I statt *, warum auch immer).

      Na jedenfalls, der Autorende eines Computerbuches hatte da wohl keinen Bock drauf, und verwendete nur Begriffe wie "Programmierin", "Administratorin", "Anwenderin" usw.

      Spass beseite: Anstatt mit Sternen, Binnen-I oder Gender-Gaps zu arbeiten, sollte es per Gesetz verpflichtend werden, Frauen, Männer und weiter gleichgestellt zu bezahlen: Gleiche Leistung, gleiches Geld.

      Und wer das nicht macht, fliegt raus.